Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Am Ball

Neulich sass ich an der Bar und trank mein Bier. Roger setzte sich mit seinem Glas zu mir. Wir stiessen an. «Warst du am Ball?», fragte ich. «Ich bin immer am Ball!» – «Es war grossartig. Und so emotional!» – «Das kannst du laut sagen! Da waren Emotionen drin! Und nicht zu knapp!» – «Wunderbar, nicht?» Ich begann zu schwärmen von der Begrüssung und der Kulisse für das erste Foto.

Ich erzählte, wie ich mich an all den schön gekleideten Menschen erfreute. Die Männer im Smoking, die Damen in eleganten Abendkleidern. Ich beschrieb das ausgezeichnete Essen. Vor allem das Dessertbuffet war wieder einmal hervorragend. Und dann eben die Emotionen! Zwei ausgezeichnete Bands boten Musik in unterschiedlichen Stilen dar. Stets waren viele Paare auf der Tanzfläche. Die Herren nahmen ihre Damen in den Arm und schienen mit ihnen über das Parkett zu schweben. Alle strahlten und genossen den Moment der Unbeschwertheit. Um Mitternacht gab es noch einen Snack und die Musik spielte bis in die Morgenstunden. So schwärmte ich von jenem Abend am Ball. Dann schaute ich zu Roger rüber, der mich fragend ansah. «Was erzählst du da?» – «Wie gesagt, ich war am Ball der Mittwochgesellschaft. Du offensichtlich auch. Nur habe ich dich nicht gesehen. War herrlich, nicht?» – «Ich habe vom Fussball gesprochen. Ich bin dort am Ball geblieben, habe jedes Spiel gesehen und dann eben auch das Spiel Serbien gegen die Schweiz. Da waren Emotionen drin! Ein tolles Spiel, das einen Moment lang aus dem Ruder zu gehen drohte. Aber ich habe fünf Tore gesehen und die Schweiz war weiter!» – «Wir waren demnach beide am Ball und doch nicht am selben Anlass.» – «So sieht’s aus.» – «Und wir haben beide tolle Emotionen durchlebt!» – «Aber so was von!» Roger strahlte. «Doch dann kam das Spiel gegen Portugal. Und plötzlich war jede Emotion weg.» – «Ja, ist schade», bestätigte ich. «Sie können’s ja in vier Jahren nochmal versuchen.» Und mit einem Schmunzeln fügte ich an: «Der nächste Tanzball dagegen wird bereits in einem Jahr sein.» Ich trank aus. «Komm, nimm noch eins», versuchte mich Roger zu überreden. «Nein, diesmal nicht.» Ich bezahlte, klopfte ihm auf die Schulter und rief zu Jimmy: «Bis nächste Woche!» – «Bis in einer Woche», antwortete dieser. Dann trat ich in die dunkle Adventsnacht und freute mich auf weitere schöne, vielleicht mehr besinnliche Emotionen.

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