Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Abschied an Weihnachten

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Ich stiess mit Roger an. Carla war auch da. Sie trank ihren obligaten Weisswein. «Schön, dass du auch wieder einmal dabei bist!», sagte Roger.

«Ja, hat nun lang gedauert. Aber an Weihnachten wollte ich unbedingt mit euch anstossen», antwortete sie. «Das trifft sich gut, denn dann hört ihr beide, was ich zu sagen habe.» – «Wenn du uns sagen willst, wie sehr du Weihnachten liebst, dann wissen wir das schon.» – «Nein, das ist es nicht. Es ist schon etwas Gewichtigeres.» – «Du bist doch nicht etwa krank, oder?» – «Stirbst du?» – «Seid nicht albern! Lasst mich ausreden.» – Ich holte Luft, und die zwei blickten mich neugierig an. Ich zögerte einen Moment. «Nun sprich schon!» Roger wurde ungeduldig. «Das fällt mir wirklich nicht leicht.» Ich war selber überrascht, wie schwer es war, ihnen meinen Entscheid mitzuteilen. «Spuck’s aus», sagte Carla, «so schlimm kann’s doch nicht sein.» – «Ja, am besten sag ich einfach, wie’s ist.» – Wieder holte ich Luft, doch diesmal schwiegen die beiden. «Es ist heute das letzte Mal, dass ich mit euch ein Bier trinke.» – «Wieso das?» – «Hast du etwas gegen uns?» – «Darfst du keinen Alkohol mehr trinken?» – «Ich setz mich auch zu dir, wenn du einen Tee schlürfst.» – So redeten Carla und Roger durcheinander. «Nein, nichts dergleichen. Ich kann einfach an unserem Abend nicht mehr hierherkommen.» – «Hast du Hausverbot?» Roger verstand noch immer nicht. «Quatsch! Ich habe eine neue berufliche Herausforderung angenommen. Und da habe ich ausgerechnet an diesem Abend immer Dienst.» – «Also kein gemeinsames Bier mehr?», fragte Roger betroffen. «Nicht traurig sein», tröstete ich ihn. «Wir werden uns bei anderen Gelegenheiten wieder sehen.» Carla legte ihre Hand auf meine Schulter und fragte: «Versprochen?» – «Versprochen!» Danach hatten wir noch einen langen, schönen Abend und stiessen mehrfach auf uns und auf Weihnachten an. Auch Jimmy gesellte sich zu uns. «Auf irgendwann einmal!» sagte ich zum Abschied. «Auf bald!» sagten die drei fast wie aus einem Mund. Melancholisch gestimmt verliess ich die Bar. Da ging etwas zu Ende. «Aber hey», dachte ich, «Weihnachten ist doch die Geschichte von einem Neuanfang! Also: Frohe Weihnachten allerseits!»

Mit dieser Kolumne verabschiedet sich Benjamin Stückelberger alias Beni Bruchstück von den Leserinnen und Lesern seiner Kolumnen und bedankt sich herzlich für das rege Interesse.

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