«Warst du auch am Fest?», fragte ich. «Wann?» – «Am vergangenen Sonntag. Bei der reformierten Kirche.» – «Nein. Was gab es denn zu feiern?» – «Ich glaube, die wollten einfach nach dem Ende einer langen schwierigen Zeit mal wieder richtig feiern.» – «Ja, Corona war auch für die Kirchen kein Zuckerschlecken.» – «Ich glaube, die haben bei diesem Fest nicht nur an das Ende von Corona gedacht.»

Wir nippten an unseren Gläsern. Schliesslich fragte Roger: «Und? Wie war das Fest?» – «Es hat Spass gemacht», antwortete ich, «nach dem Gottesdienst spielte die Kirchenband namens ‘Rock the church’.» – «Die haben eine Rockband?» – «Und wie! Der Präsident ist der Drummer, ein anderer Kirchenpfleger spielt Keyboard und die Sozialdiakonin macht die Frontfrau.» – «Und der Pfarrer?» Roger war nun richtig neugierig. «Der macht natürlich auch mit», gab ich zur Antwort. «Und?», setzte Roger nach, «haben sie gerockt?» – «Die Stimmung war super. Sie spielten ‚We are the Champions‘ von Queen.» – «Wow! Ist das nicht etwas überheblich?» – «Das wurde Freddie Mercury damals auch gefragt.» – «Und was hat er geantwortet?» – «Er sagte, im Sport sei das so. Da könne nur einer Champion sein. Aber in der Musik könne jeder Champion sein. Und ich denke,» fügte ich an, «das gilt in der Kirche ebenso.» – «Wenn man die religiöse Grosswetterlage betrachtet», gab Roger zu bedenken, «sieht es nicht gerade aus, als wären sie Champions» – «Well, it’s no bed of roses.» – «Bestimmt nicht.» – «And bad mistakes. They’ve made a few.» – «Aber ganz sicher!» – «Hauptsache, they keep on fighting!» – «Du kannst aber schon noch Deutsch, oder?» Roger begannen meine englischen Songzitate zu nerven. «Ich kann’s auch mit Michelle Hunzikers Worten sagen: Dranne bliibe, dranne bliibe, dranne bliibe!» – «Nun», meinte Roger, «wenn die vergangenen Jahre tatsächlich so mager waren, dann wünscht man ihnen jetzt ein paar fette Jahre. Apropos: Nimmst du auch noch ein Bier?» – «Nein, ich muss weiter.»

Ich legte das Geld auf die Theke, verabschiedete mich und rief Jimmy zu: «Bis nächste Woche!», und er antwortete zuverlässig: «Bis in einer Woche!» Ich verliess die Bar und in meinem Ohr hörte ich es singen: «We are the champions, and we’ll keep on fighting…»