Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Nachruf auf alt Gemeindepräsident Dr. Walter Landis

Am 10. August 2024 ist Dr. Walter Landis in seinem 85. Altersjahr zu Hause gestorben. Meilen trauert um einen verdienten Lokalpolitiker, eine facettenreiche Persönlichkeit, einen effizienten Macher und einen völkerverbindenden Netzwerkbauer.

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Nachhaltigen Einfluss auf die Gemeindeentwicklung nahm Walter Landis schon vor seiner Tätigkeit als Behördenmitglied: An der Gemeindeversammlung vom 16. Dezember 1985 überzeugte er seine Mitbürgerinnen und Mitbürger, dass die Erarbeitung eines Verkehrskonzepts wichtiger sei als die Machbarkeitsstudie für eine Untertunnelung des Dorfes. Das aufgrund des damaligen Beschlusses erarbeitete Verkehrskonzept stellt heute noch die Basis dar für die aktuellen Planungsarbeiten.

1986 wurde Walter Landis als Mitglied der SVP/BGB in den Gemeinderat gewählt, wo er während einer Legislatur als Wehrvorstand wirkte. In diese Zeitspanne fielen die Reorganisation der Feuerwehr und des Zivilschutzes, die Einweihung des neuen Feuerwehrgebäudes an der Bruechstrasse und die Bewilligung und der Bau der Sporthalle. 1990 folgte die Wahl zum Gemeindepräsidenten. Ein Thema machte er sich gewissermassen zur Lebensaufgabe: die Entwicklung des Meilemer Dorfzentrums. Im Dezember 1990 stimmte der Souverän einem Kredit von 46 Millionen Franken zu: die Schule sollte vom Dorf in die Allmend verlegt und anstelle der Schulhäuser sollte ein Dorfzentrum mit einem Saal errichtet werden. Das Projekt wurde dann allerdings bekämpft und drei Jahre später entschieden die Stimmbürger, dass der Kredit zurückzustellen sei, bis das Pflegeheim Platten ausgebaut ist.

Walter Landis nahm einen neuen Anlauf mit dem Projekt «Forum», das allerdings beim Souverän zu wenig Zustimmung fand. Doch Ende gut, alles gut: Meilen kam dann doch noch zu einem, wenn auch kleineren Saal – nämlich dem «Jürg-Wille-Saal» im Gasthof «Löwen», den Walter Landis am 19. April 2002, kurz vor seinem Rücktritt, einweihen durfte. Zum Erfolg geführt hat Walter Landis ein anderes seiner grossen Anliegen, nämlich das Zur-Verfügung-Stellen von bezahlbarem Wohnraum. Unter seiner Führung gelang das ehrgeizige und politisch alles andere als unumstrittene Projekt der Aktiengesellschaft für gemeinnützigen Wohnungsbau (Gewomag).

Als sprachgewandter, weltoffener Mensch ohne Berührungsängste gegenüber anderen Kulturen hat Walter Landis starke Kontakte ins Ausland geknüpft: Die Partnerschaften von Meilen mit Policka in Tschechien und Ebes in Ungarn hat er intensiv gepflegt. Mit ideellen und materiellen Mitteln hat er die beiden Gemeinden unterstützt. Dass er dabei auch selbst seine Zeit einbrachte und oftmals tief in den eigenen Sack langte, sei nur nebenher gesagt. Aber auch die Inlandhilfe war ihm wichtig – St. Antönien in Graubünden, Ausserberg im Wallis und Bauen im Urnerland profitieren immer noch von den von Walter Landis geknüpften Beziehungen.

Walter Landis war eine gebildete, kultivierte, musisch begabte, feinfühlige und sensible Persönlichkeit. Gleichzeitig hatte er eine starke eigene Meinung und vertrat diese konsequent gegen innen und gegen aussen. Die Sitzungen des Gemeinderats und der vielen von ihm präsidierten Kommissionen führte er effizient, und in der Verwaltung sorgte er für ein modernes Projektmanagement, eine personelle Verjüngung sowie für eine grundlegende Überarbeitung der Gemeindeordnung. Stolz war er darauf, dass er seinerzeit Susanne Weber als eine ganz junge Frau zur Gemeindeschreiberin wählen durfte. Das war damals alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Auch wenn er nicht unbedingt gerne im Mittelpunkt stand, so war ihm Geselligkeit im vetrauten Umfeld wichtig. Unvergesslich bleiben die Hauskonzerte und die Abende mit den gebratenen Marroni von seinen Kastanienbäumen in Frankreich, zu denen er die Gemeinderatsmitglieder einlud; auch über seine aktive Zeit hinaus.

Walter Landis hat Meilen mit ganz viel Engagement und ohne Eigennutz vorwärts gebracht. Diese engagierte und uneigennützige Einstellung brachte er im Mai 2002 mit einem Zitat des Präsidenten der Republik Tschechien, Vaclav Havel, auf der Einladungskarte zum Abschied seiner zwölfjährigen Amtsdauer als Gemeindepräsident zum Ausdruck: «Wirkliche Politik und übrigens die einzige Politik, der ich mich zu widmen bereit bin, ist schlicht der Dienst am Nächsten. Der Dienst an der Gemeinde.»

Wir behalten alt Gemeindepräsident Walter Landis im guten Andenken und sind ihm im Namen aller Einwohnerinnen und Einwohner dankbar für sein wertvolles Wirken und für alles, was er im Milizamt für unsere Gemeinde geleistet hat.

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