Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Meilen stellt vor: The Singing Sparrows

Einen unkomplizierteren Meilemer Chor als die singenden «Spatzen» gibt es wohl nicht. Gleichzeitig haben die Mitglieder einiges an Wohlklang zu bieten, und das seit über 50 Jahren.

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Einmal pro Jahr begibt sich der Chor auf «Spatzenreise»: Hier geht es mit der passenderweise auch pfeifenden Dampfbahn von Bauma nach Hinwil. Foto: zvg

Wenn Präsident Thomas Stallmach erzählt, wie er zu den Spatzen kam, sagt das durchaus etwas über den Geist des Chors aus. «Als ich an der Kasse im Landi Feldmeilen zahlte, hat mich Claire Schärer angeworben: Das war 2001 oder 2002. Ich meinte zwar, ich könne nicht singen, aber sie sagte, jeder könne es.»

Mit einem jobbedingten Unterbruch von ein paar Jahren ist Thomas Stallmach seither dabei und wurde 2020 als Nachfolger von Tobias Überwasser Präsident des Vereins. Inzwischen ist er auch selber der Meinung, dass er singen kann und beweist dies mit seinen 24 Kolleginnen und Kollegen an den Jahreskonzerten der «Singing Sparrows». So heisst der Chor inzwischen.

Von Cyndi Lauper bis Shakespeare- Vertonung

Gegründet wurde der Chor am 24. September 1974 unter dem Namen «Zürisee-Spatze» im Restaurant Blumental an der Kirchgasse. 1996 wurde der Name in «The Gospel Sparrows/Zürisee Spatze» geändert, doch das schien auf Dauer zu einseitig, sodass der Chor schliesslich auf den Namen «The Singing Sparrows» getauft wurde, um sich nicht schon durch die Bezeichnung auf ein Genre einzuschränken.

«Als Chor schaffen wir etwas,
was alleine keiner kann.»

«Vierstimmig, von Swing bis Pop, in (Schweizer-)deutsch, Englisch, Französisch oder bei Bedarf auch in zauberhafter Elfensprache, so zwitschern wir fürs Leben gerne», steht denn nun auch auf der Homepage des Vereins. An den Jahreskonzerten vor viel Publikum – sie fanden bisher im Herbst statt, ab 2026 jeweils im Frühling – wird ein buntes Programm geboten, das dieses Jahr genau so betitelt wurde, nämlich als «Farbenspiel»: Die Sparrows sangen im September einmal im Löwensaal sowie einmal in Uetikon mit Klavierbegleitung, auf dem Programm standen unter anderem Cyndi Lauper, ABBA, Schweizer Volkslieder in Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch sowie die Vertonung eines Shakespeare-Sonetts. Grundsätzlich jedenfalls eher Pop und Volksmusik als Klassik.

Zurück zu dem, was den Menschen ausmacht

«Als Chor schaffen wir etwas, was keiner allein könnte und wundern uns zuweilen, wie das gelingt und wie gut das tut», sagt Thomas Stallmach: «Das ist in einer Gesellschaft, in der eher die Tendenz besteht, einander übertreffen zu sollen, eine tolle Erfahrung. Back to the roots – zu dem, was uns Menschen ausmacht!»

Der Chor setzt sich zusammen aus 16 Frauen und 9 Männern, Altersdurchschnitt «noch knapp vor Pensionsalter», hat der Vereinspräsident ausgerechnet. Das bereitet ihm etwas Sorge. «Jüngere Sänger kommen kaum noch zu einem Chor, wo erwartet wird, dass sie verbindlich am Donnerstag in der Aula in Obermeilen von 20 bis 22 Uhr zur Probe erscheinen, sie wollen sich lieber nur für ein Projekt von maximal ein paar Monaten verpflichten», sagt er nachdenklich. Im vierköpfigen Vorstand sitzen aktuell glücklicherweise eher jüngere Sängerinnen und Sänger.

Die Werbung um neue Mitglieder ist ein grosses Thema. Wie bleibt man präsent? Das Verteilen von Flyern allein genüge nicht mehr, seufzt der Präsident. Man müsste wohl mehr in Richtung Social Media gehen, «aber davon ist keiner von uns so richtig Fan…»

Die Chorleiterin sorgt für Professionalität

Ein absoluter Lichtblick in jeglicher Hinsicht: Die junge Chorleiterin Melanie Weiss. Seit August 2022 «reisst sie uns vom Hocker und schafft eine tolle Stimmung», wie Thomas Stallmach beschreibt. Die 31-jährige leidenschaftliche Dirigentin und Schulmusikerin sorgt dafür, dass auch Neumitglieder ohne Vorkenntnisse mitsingen können und bringt die nötige Professionalität in die farbige Truppe. Bei der Vorbereitung auf die Jahreskonzerte sind jeweils auch die Sing-Wochenenden zentral, die vier Wochen vor dem Auftritt stattfinden. Chorleiterin, Chor und Pianist reisen dann auf die Musikinsel Rheinau oder in die Probstei Wislikofen und widmen sich ein Wochenende lang ganz dem bevorstehenden Konzert.

«Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt zum Schnuppern.»

«Was mir bei Live-Auftritten speziell gefällt und reizvoll scheint, ist die ganze Situation inklusive der Gefahr, dass etwas schiefläuft», findet der Vereinspräsident. A propos schieflaufen, also beispielsweise den Text vergessen: In den Statuten steht doch tatsächlich, dass auswendig gesungen werden muss (nur so funke es beim Publikum). Inzwischen sieht man das nicht mehr so eng – wenn Sänger sich mit Noten wohler fühlen, ist das auch in Ordnung und völlig unproblematisch. «Lieber entspannt mit Noten als verkrampft ohne», sagt der Präsident.

Informative Ansagen zwischen den Liedern

Bei den Spatzen-Auftritten sind die Ansagen zwischen den einzelnen Liedern Sache des Präsidenten. Er liefert Hintergrundinfos zu den Programmpunkten und zu den Texten: «Oft kennt das Publikum ein Lied seit Jahren, hat aber nie richtig über den Text nachgedacht.» Sogar seine Gesangskollegen selber würden manchmal erst dann nach dem tieferen Sinn fragen, wenn sie das Stück schon längst auswendig können. «Was ‘Blue Suede Shoes’ von Elvis Presley eigentlich soll, habe ich erst kürzlich entdeckt», erzählt Thomas Stallmach als Beispiel lachend.

Jedes Jahr wird eine «Spatzenreise» durchgeführt, wobei nur die Organisatoren wissen, wohin es geht. Kürzlich durften die Sparrows bei so einer Reise am Vierwaldstättersee in Brunnen das Alphornblasen ausprobieren, auch wurde schon ein Chor in der Heimat des Präsidenten besucht, nämlich in Hahnheim bei Mainz. Die Chormitglieder servieren ausserdem immer mal wieder am 1. August in der Festwirtschaft oder auch im EM- oder im WM-Zelt. Es gibt Auftritte am Kirchgassfest und am Musiksonntag in Männedorf. Für Hochzeiten, Vereinsanlässe und Geburtstage aufgeboten werden sie allerdings seltener als noch in den Achtziger- und Neunzigerjahren.

Das nächste Jahreskonzert ist im Frühling

«Wer Lust hat, bei uns zu schnuppern: Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt», findet Thomas Stallmach, denn aktuell sind die Sparrows unter der Leitung von Melanie Weiss daran, auszuprobieren, in welche Richtung das Jahreskonzert im Frühling gehen soll. Bereits steht fest, dass auch der Chor aus dem deutschen Hahnheim auftreten wird. Der Titel des Konzerts: «Heimspiel».

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