Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Meilen stellt vor: Susy Brupbacher

Wer sorgt dafür, dass in Meilen alles rund läuft? Wir porträtieren Menschen, die im Dorf wirken.

«Berge von Büchern» habe sie als Kind in der Meilemer «Bibi» jeweils ausgeliehen, erinnert sich Susy Brupbacher lachend. Es waren so grosse Bücherbeigen, dass Zweifel aufkamen, ob das Kind all die Seiten wirklich lesen würde. «Doch, Susy schafft das», habe die Leiterin der Bibliothek jeweils gesagt, sehr zu ihrem Stolz. Später arbeitete sie zur Aufbesserung ihres Taschengeldes als Aushilfe in der Abteilung Schallplatten.

Damals befand sich die Gemeindebibliothek noch im Dachstock des Hauses zum Bau in der Nähe der reformierten Kirche. Inzwischen ist sie umgezogen in das rote Betonhaus an der Kirchgasse 50 – und Susy Brupbacher ist selber Bibliotheksleiterin. Vor gut vier Jahren hat sie das Amt von der damaligen Leiterin Ruth Hiltebrand übernommen, als Quereinsteigerin, was in der Branche eher ungewöhnlich ist. Geholfen hat ihr, dass sie nach ihrem Geschichtsstudium lange in einem Verlag arbeitete, und dass sie von Anfang an auf ein gut eingespieltes und erfahrenes Team zählen durfte. Natürlich absolvierte sie dann auch berufsbegleitend die entsprechende Bibliothekarinnen-Ausbildung. Dabei geht es weniger als früher ums perfekte Katalogisieren (die Bücher werden heute zentral und einheitlich vom schweizerischen Bibliotheksdienst katalogisiert), gelehrt werden stattdessen Bestandespflege, Projektmanagement, Leseförderung, Recherche- und Öffentlichkeitsarbeit.

«Die Bibi ist ein offenes Haus, man darf sich bei uns Zeit nehmen.»

«Zum Glück besteht immer noch ein grosser Teil der Arbeit aus Kontakt mit den Kunden», sagt Susy Brupbacher. Sie und ihr sechsköpfiges Team, das insgesamt 205 Stellenprozente ausfüllt, geben gerne Tipps, verhelfen Unschlüssigen zum richtigen Buchentscheid und diskutieren über interessante Lektüre. «Vor Corona kamen die Leute auch zum Sein in die Bibi», sagt Susy Brupbacher leicht wehmütig. Es gab eine kleine Kaffee-Ecke, Mütter trafen sich zum Plaudern, während ihre Kinder Bilderbücher anschauten, und es waren Stühle für die ältere Kundschaft da, fürs gemütliche «Schneuggen» in einem Buch. «Die Bibliothek ist ein offenes Haus für alle, man darf sich ruhig Zeit nehmen», sagt Susy Brupbacher.

Im ersten Corona-Jahr musste die Bibliothek wegen des Lockdowns geschlossen bleiben. Als Ersatz zog das Bibi-Team in Windeseile einen Heim-Lieferdienst für Lesehungrige auf. «Die Kunden bestellten bei uns ‹fünf Krimis› oder ‹fünf schöne Bücher›, und wir stellten ihnen dann eine passende Überraschungs-Auswahl zusammen», erzählt Susy Brupbacher. «Das wurde sehr geschätzt.»

Aktuell gilt 2G für über 16-Jährige, die Kaffeemaschine ist immer noch weggestellt. Immerhin, wer kein Zertifikat vorzeigen will, kann sich die Bücher vor der Bibliothek parat stellen lassen. Oder Zeitschriften, DVDs, Tonies und Hörbuch-CDs, denn auch das gibt es in der Bibi.

Insgesamt 16’000 Medien sind auf den 160 Quadratmetern verteilt, was eigentlich viel zu wenig Fläche ist für eine Gemeinde von Meilens Grösse – «wir müssen schon gut überlegen, wofür wir unsere kostbaren Regalmeter am besten einsetzen», sagt Susy Brupbacher. Mehr Fläche, auch für die durchwegs gut besuchten Veranstaltungen, ist ein Wunsch, der vielleicht eines Tages erfüllt wird.

«Gedruckte Bücher geben mir ein besseres Gefühl für die Geschichte.»

Zur Weiterentwicklung der Bibi gehören auch technische Neuerungen, welche Susy Brupbacher mit Elan umsetzt. So sollen noch in diesem Sommer alle Bücher mit einem Chip versehen werden. Das wird die Ausleihe erleichtern, indem die Daten noch schneller eingelesen werden können als mit dem QR-Code.

Noch immer werden nämlich die meisten Medien physisch ausgeliehen (dafür reicht das «kleine» Abo) und nicht als E-Books (inbegriffen im «grossen» Abo). Auch Susy Brupbacher hat lieber ein gedrucktes Werk in der Hand, «das gibt mir ein besseres Gefühl fürs Buch.»

Ihr grösstes Hobby ist ebenfalls ein Buch: Das Heimatbuch Meilen. Sie sitzt im Beirat und im Vorstand des herausgebenden Vereins, schreibt ab und zu mit grosser Leidenschaft einen Artikel für das Jahrbuch und amtet als Führerin bei den Dorfrundgängen, ein Job, den sie von ihrem Vater Dölf Brupbacher übernommen hat, der jahrelang Kustos des Ortsmuseums war.

Die drei Kinder (8, 11 und 13) halten sie ebenfalls auf Trab. Der Kleinste und der Grösste spielen Unihockey bei den Lions, ihr Mann ist sogar Trainer. Und gelesen wird auch viel in der Familie: Nicht zuletzt vom eigenen Nachwuchs bekommt Susy Brupbacher Tipps für ihr Ressort in der Bibliothek, die Kinder- und Jugendbücher. Der Kleinste mag Comics, die Tochter ist Vielleserin und auch der Älteste hat gerne Gedrucktes in der Hand, wenn er dazu die Zeit findet.

Steckbrief

Susy Brupbacher-Wild 47, verheiratet, 3 Kinder

Tätigkeit: Leiterin der Gemeindebibliothek Meilen

Wohnort: Meilen

Hobbys: Heimatbuch Meilen, Dorfleben «und die Hobbys der Kinder»

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