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Eine gute Gelegenheit, die Sportschützen Feld-Meilen kennenzulernen, ist der Besuch des Volksschiessens: Es findet jedes Jahr an mehreren Terminen im Sommer im Schützenhaus Büelen oberhalb von Meilen statt.
Dort, mit wunderbarer Sicht über See und Berge, kann man ein Kleinkalibergewehr aus dem Fundus des Vereins in die Hand nehmen, unter Anleitung eines Vereinsmitglieds in liegender Position auf 50 Meter Distanz auf die Zielscheibe schiessen und spüren, wie sich dabei die Welt auf den schwarzen Kreis in der Ferne verengt. Dank moderner Technik wird auch sofort elektronisch angezeigt, ob der Schuss gesessen hat oder nicht.
«Ich habe schon mehr als einmal gehört, wie Leute sagten, dass es ihnen guttut, sich nach einem stressigen Arbeitstag ganz auf etwas anderes zu fokussieren. Bis alle Sorgen weit weg sind und man viel entspannter ist, weil alle Gedanken nun beim Zielen und Schiessen sind», beschreibt Martin Seyfried, der Präsident der Sportschützen Feld-Meilen, den beruhigenden Effekt des Schiesssports.
Für Anfänger stellt der
Verein die Gewehre zur Verfügung
Er selber ist dabei, seitdem er zum ersten Mal ein Sportgewehr in der Hand hatte. Das war im Jahr 1991, und Martin war ein Elfjähriger, der gerne wie der ältere Bruder am Zürcher Knabenschiessen teilgenommen hätte, dafür aber noch zu jung war. «Am Ende war das Knabenschiessen gar nicht mehr so wichtig. Es ist ein cooler Anlass, aber sportlich gesehen sicher nicht erste Wahl: Man kommt und hat fünf Schuss zur Verfügung, keine Probe, kein Anpassen aufs eigene Auge. Es klappt – oder eben nicht», sagt er heute schmunzelnd.
«Beim Schiessen kann man nach einem stressigen Arbeitstag auf etwas ganz anderes fokussieren.»
Ab einem gewissen Leistungsstand ist es sinnvoll, ein eigenes Gewehr zu kaufen – es gibt diverse Modelle von unterschiedlichen Herstellern. Um die tausend Schrauben und Rädchen sind darin verbaut. Allein bei den Schäften kann man wählen zwischen breiten, schmalen, kürzeren, längeren Versionen aus Alu, Holz oder anderen Materialien. Der Verein stellt Standardgewehre zur Verfügung, doch wer den Sport als Vereinsmitglied ernsthaft ausüben will, probiert mit Gewehren von Kolleginnen und Kollegen aus, was am besten passt, bevor er oder sie sich festlegt.
Im Training hilft man sich gegenseitig
Um das Niveau zu halten, sollte man regelmässig mindestens einmal pro Woche trainieren, «und um vorwärtszukommen, mehr», sagt Martin Seyfried. Dabei gibt es im Vereinstraining keinen eigentlichen Trainer, doch man hilft sich gegenseitig und gibt Tipps. In der Sommersaison ab Ende März bis Ende September wird auf der Büelen mit dem Kleinkalibergewehr auf 50 Meter geschossen, in der kalten Jahreszeit in der Schiessanlage beim Sportzentrum Allmend mit dem Luftgewehr auf 10 Meter – hauptsächlich dienstags, aber auch an anderen Wochentagen. Mit Pistolen schiessen die Sportschützen Feld-Meilen nicht.
Ein Vereinsmitglied nahm
an den olympischen Spielen teil
Sportlich haben sie in ihrer inzwischen 128-jährigen Vereinsgeschichte immer wieder ansehnliche Erfolge vorzuweisen: In der kommenden Saison wird der Verein mit einer Mannschaft in der NLB und einer in der 1. Liga starten, dazu ist man mit dem Kleinkaliber mit zwei Mannschaften in der 3. Liga vertreten. Mitglieder holten auch wiederholt Schweizermeistertitel und Medaillen an anderen Meisterschaften, so etwa Max Gugolz (78), Vereinspräsident bis 2006 und bis heute ein aktives Mitglied, oder Stephan Martz, der 2019 Schweizermeister im Luftgewehr auf 10 Meter wurde. Toni Müller, auch er heute 78-jährig und weiterhin aktiv, erreichte an den olympischen Sommerspielen in Montreal im Liegendmatch im Jahr 1976 sogar den sagenhaften vierten Platz.
«Man sollte mindestens einmal pro Woche trainieren, und um Fortschritte zu machen, noch etwas mehr.»
Er selber schiesse auf mittlerem Niveau und sei nie ein Topschütze gewesen, sagt der Vereinspräsident «trotzdem macht es mir spannenderweise auch nach 35 Jahren immer noch Freude». Weshalb? «Ich habe bei jedem Programm ein wenig ‘Wettkampf mit mir selbst’. Und neben dem Schiessen an sich sind es die Leute. Man ist eine grosse Familie, schliesst Freundschaften.» Weil der Verein den Fokus auf das Sportliche legt, stehen auf dem Jahresprogramm vor allem Wettkampftermine. Oft, wenn auch nicht immer, kämpft man in Gruppen von vier bis fünf Personen: «Da reisen wir dann gemeinsam durch die Schweiz, um einen Final oder ein Schützenfest zu besuchen.»
Männer, Frauen und Jugendliche
besuchen die Kurse
Manchmal bietet der siebenköpfige Vereinsvorstand anschliessend noch ein Zusatzprogramm an. Dieses Wochenende wird im Weinland das Zürcher Kantonalschützenfest eröffnet, und im Anschluss ans Schiessprogramm besuchen die Sportschützen Feld-Meilen den Hopfenlehrpfad in Stammheim inklusive kleinem Braulehrgang.
«Die sportliche Herausforderung dreht sich um Präzision, Ruhe und Kontrolle.»
Gibt es Nachwuchsprobleme? «Wir können eigentlich nicht klagen», sagt Martin Seyfried, «wir haben Männer und auch Frauen aus allen Altersklassen im Verein, und die Jugendkurse sind immer gut besucht.» Diese Kurse werden zweimal im Jahr für 10- bis 20-Jährige angeboten. Für die Erwachsenen gibt es immer wieder, tendenziell in der ersten Saisonhälfte, einen Einsteiger- bzw. Schnupperkurs mit drei Terminen. Damit ist man aber nicht automatisch Vereinsmitglied – für den Club-Beitritt soll man sich bewusst entscheiden.
«Bei uns findet man eine sportliche Herausforderung, die nicht primär die Muskelmasse anspricht», sagt Martin Seyfried, «es geht eher um Präzision, Kontrolle und Ruhe.» Es sei für ihn immer wieder faszinierend, wie man in der Wettkampfsituation negative und schädliche Gedanken «abstellen» könne, um positiv auf das Richtige zu fokussieren.
Auf die Scheibe des Nachbarn geschossen
Allerdings geht auch den erfahrensten Schützen ab und zu etwas daneben. Der Clubpräsident erinnert sich: «Ich war vor einigen Jahren an den Schweizermeisterschaften so nah an einem persönlichen Rekord wie schon lange nicht mehr. Dies allerdings nur, bis ich bei der zweitletzten Schussabgabe auf die Scheibe des Nachbarn geschossen habe. Das war dann ein Nuller und definitiv kein persönlicher Rekord.» In dieser Situation heisse es, zu reflektieren, was bei einem selber schiefgelaufen ist, statt den Fehler ausserhalb zu suchen – also beim Gewehr oder bei der Scheibe: «Etwas, was fürs Leben ganz allgemein noch ganz gut ist.»
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