Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Meilen stellt vor: Quartierverein Feldmeilen

Vor 101 Jahren gegründet, setzt sich der Quartierverein bis heute für Feldmeilen und seine Einwohner ein. Entstanden ist der Verein, um politisch mehr Einfluss auf die Obrigkeit in Meilen zu haben.

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Das Schwimmfest in der Badi Feld ist einer der Traditionsanlässe des QVF. Er fand 1925 das erste Mal statt und vereint Sport, Spiel und Spass für Gross und Klein. Oft dauert das Fest bis spät in die Nacht. Foto: Dieter Stokar

Im Protokoll der konstituierenden Versammlung vom 16. Februar 1924 ist dazu nachzulesen: «Wenn wir nun heute zur Gründung eines Ortsvereines schreiten so will das nicht heissen, dass wir mit Spiess und Speer gegen unsere Gemeindeobrigkeit sturmlaufen wollen, sondern es soll vielmehr versucht werden, berechtigten Ansprüchen FeldMeilens auf friedlichem Wege zum Durchbruch zu verhelfen.» Und weiter wird festgehalten: «Zweck dieser Institution soll sein, Übelstände in FeldMeilen in Bezug auf Strassen, Kanalisation, Licht, Wasser, etc. zu beheben.»

Die Feldner wollten eine eigene Badi

Eine der ersten Amtshandlungen des Vereins – damals konnten übrigens nur Männer Mitglied werden – war die Forderung nach der Erstellung einer eigenen Badeanstalt für die Feldnerinnen und Feldner. Bereits im Juni 1925 wurde sie fertiggestellt und mit dem ersten Schülerschwimmfest eingeweiht. Noch heute ist das Schwimm- und Quartierfest fester Bestandteil des QVF-Jahreskalenders und wird heuer zum hundertsten Mal durchgeführt.

Die Männer des Quartiervereins tauschten sich damals regelmässig mit dem Frauenverein und der Sonntagsschule aus, um auch die Anliegen der Frauen und Kinder zu berücksichtigen. Heute für alle zugänglich, setzt sich der Quartierverein zwar immer noch für die politischen Anliegen der Feldnerinnen und Feldner ein, ist aber in erster Linie dafür da, Menschen in Feldmeilen zu vernetzen, Anlässe für schöne Begegnungen zu organisieren und das Quartier Feld zu beleben.

«Das soziale Miteinander im Quartier mitzugestalten und zu fördern ist meine Motivation.»

Seit 2022 ist Patrick Schmid Präsident des QVF. Selber Feldner durch und durch, wohnt er nicht nur im Quartier, sondern arbeitet seit seiner KV-Ausbildung bei der im Feld ansässigen Hoval AG.

Dem 53-Jährigen, der durch seine Pfadi-Kollegin Kathrin Jeker zum Verein fand, ist der Zusammenhalt im Quartier das grösste Anliegen. «Mich motiviert der Wunsch, das soziale Miteinander in Feldmeilen aktiv mitzugestalten», sagt er. Die vielen traditionellen Anlässe wie das erwähnte Schwimm- und Quartierfest in der Badi Feld, das Vollmondfondue, die Serenade des Sinfonie Orchesters Meilen im Mariafeld, die Generalversammlung, die Mithilfe an der Bar des Atelier Theaters, der Kinoanlass, das Kerzenziehen oder auch neuere Formate wie der Feldner Flohmarkt fördern genau dieses Miteinander.

Eine Mitgliedschaft verpflichtet zu nichts

Die Vielfalt an Begegnungen, die über alle Altersgruppen hinweg durch den Quartierverein ermöglicht werden, ist von grosser Bedeutung. «Ein Verein, sei es der Quartierverein, ein Fussballclub oder Musikverein, ist ein Ort, an dem sich Menschen mit einem gemeinsamen Interesse zusammenschliessen. Das unermüdliche Engagement unseres gesamten Vorstandes zielt auf das gemeinsame Interesse ab, etwas Gutes für das Quartier zu tun», sagt Patrick Schmid. Mit einer Mitgliedschaft im QVF verpflichtet man sich zu nichts, ermöglicht aber, dass die grosse Arbeit und die vielen Anlässe weiterhin möglich sind. Denn von alleine organisieren sich die Traditionsanlässe nicht. Freiwillige zu finden, die sich engagieren, wird aber immer schwieriger. Um die Vorstandsmitglieder und freiwilligen Helferinnen und Helfer nicht zu sehr einzuspannen, liegt eine grosse Organisationslast beim Präsidenten: «Besonders bürokratische Dinge wie zum Beispiel das Einholen von Bewilligungen sind zwar Formsache, brauchen aber viel Zeit. Ich erledige das, um den restlichen Vorstand zu entlasten.»

«Beim QVF gibt es kein Müssen. Die Arbeit soll stets Freude bereiten.»

Mit neun Personen im Vorstand könne man die Arbeiten zudem immer auf verschiedene Schultern aufteilen, das helfe, motiviert zu bleiben, ist Schmid überzeugt. Ein «Müssen» gebe es im Vorstand des Quartiervereins nicht. «Es ist kein Problem, wenn eine Sitzung verpasst wird oder ein Anlass nicht besucht werden kann. Es soll Freude machen, sich für den Verein zu engagieren, da ist es auch kein Problem, wenn man mal nicht dabei sein kann. Es stehen immer genügend ‘Gspänli’ bereit, um einzuspringen», erklärt der Präsident.

Tradition bewahren, aber mit der Zeit gehen

An bewährten Anlässen festzuhalten ist wichtig, diese weiterzuentwickeln aber auch. «Wir müssen Rückmeldungen und Wünsche der Vereinsmitglieder ernst nehmen. Nur so bleiben die Veranstaltungen gut besucht», sagt Patrick Schmid. Ein Beispiel: Das Vollmondfondue ist bei den Erwachsenen sehr beliebt, die Kinder wollen aber nicht den ganzen Abend ruhig sitzen bleiben. Darum gibt es neben Fondue neu jeweils auch eine Hot-Dog-Bar. «So können sich die Kinder – und alle, die kein Fondue mögen – einen Hot-Dog nehmen und danach auf dem Schulareal gemeinsam spielen, während die Eltern drinnen in Ruhe das Fondue geniessen.» So wird aus einem Anlass für Fondueliebhaber ein generationenverbindender Abend für alle.

Und obwohl Rückmeldungen oft zur Verbesserung der Anlässe beitragen, muss auch nicht immer alles perfekt sein: «Natürlich gibt es mal einen Anlass mit zu wenig Sitzgelegenheiten oder die belegten Brötli gehen zu früh aus, aber in einem Verein ist das Miteinander wichtiger als die perfekte Organisation.» Ohnehin seien die meisten Rückmeldungen zu den Anlässen positiv, und die Arbeit des Vereins werde sehr wertgeschätzt.

«Es muss nicht immer alles perfekt sein.»

Neue Projekte brauchen immer eine Weile, bis sie sich etabliert haben. «Einen neuen Anlass müssen wir drei- bis viermal durchführen, um zu entscheiden, ob er fest im Programm aufgenommen wird. Auch äussere Einflüsse wie das Wetter können einen Einfluss auf die Beliebtheit eines Anlasses haben», erklärt Schmid. An neuen Ideen fehlt es nicht, und einige befinden sich schon konkret in der Planung. Das Quartier darf gespannt sein. «Wir überlegen ausserdem, einen Clean-up-Day zu veranstalten, weil dieser aus dem Kalender der Jugendarbeit gestrichen wurde und nun quartierweise organisiert werden soll», sagt Schmid. Solche Ideen brauchen immer auch Menschen, die sie umsetzen und benötigen entsprechend Zeit, um zu reifen. «Langweilig wird es uns im Quartierverein Feld also sicher nicht.»

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