Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Meilen stellt vor: Motettenchor

Im Motettenchor Meilen wird gesungen – und zwar geistliche Musik, also Kirchenmusik aus mehreren Jahrhunderten. Wichtig ist die kollegiale und stressfreie Stimmung, man freut sich über alle, die mitsingen.

Chor vor Kirche Uetikon_web
Der Chor vor einem Auftritt in der Kirche Uetikon a.S. im Herbst 2024 mit Solistin Sonja Leutwyler (2.v.l.). Gesungen wurden fünf Chorstücke von Felix Mendelssohn. Foto: Ursula Hersperger

«Nein, wir verlangen kein Vorsingen», sagt Motettenchor-Präsident Peter Relly lachend zum geforderten Leistungs-Niveau der Chormitglieder: «Bei uns kommen nicht nur die Allerbesten zum Handkuss. Man kann ja in kritischen Momenten einfach etwas leiser singen.» Der Motettenchor konzentriert sich auf Kirchenmusik aus unterschiedlichen Epochen und schreibt sich bei aller Entspanntheit durchaus ein gewisses Können zu, wie Peter Relly weiter erzählt: «Wir üben intensiv und anspruchsvoll, doch Freunde zu treffen und zusammenzukommen ist ein genauso wichtiger Faktor des Vereinslebens wie es der Gesang an sich ist.»

Für die Offenheit des Chors spricht auch, dass die Mitglieder nicht einer bestimmten Konfession angehören müssen. Aktuell ist der Anteil von reformierten und katholischen Sängerinnen und Sängern etwa gleich gross, und auch konfessionslose Mitglieder sind herzlich willkommen.

«Wir üben intensiv. Aber Freunde
zu treffen ist genauso wichtig wie der Gesang.»

Dabei ist der Chor vor acht Jahren aus der reformierten Kirche Meilen hervorgegangen. «Als meine Frau und ich vor mehr als 30 Jahren zum Motettenchor stiessen, war er noch Teil der Kantorei», erinnert sich Peter Relly. Die überraschende Entlassung der Dirigentin Aurelia Weinmann-Pollak durch die reformierte Kirchenpflege im Jahr 2017 schlug hohe Wellen.

Alle zwei Jahre gibt es ein grosses Konzert

Die Sängerinnen und Sänger des Motettenchors wollten mit Aurelia Weinmann-Pollak weiterarbeiten und gründeten deshalb einen eigenen Verein. «So sind wir heute nicht mehr unter dem Dach der reformierten Kirche, sondern sind auf uns selber gestellt. Aber das ist auch gut, denn dadurch sind wir ökumenischer geworden», fasst Peter Relly zusammen. Gesungen wird sowohl in reformierten als auch in katholischen Gottesdiensten, und alle zwei Jahre gibt es ein grosses Konzert mit Orchesterbegleitung und Solisten, die eigens engagiert werden.

Heute umfasst der Motettenchor Meilen, der noch immer engagiert von Aurelia Weinmann-Pollak geleitet wird, 31 Mitglieder aus Gemeinden von Küsnacht bis Hombrechtikon. Geprobt wird jeweils zwei Stunden lang am Dienstagabend in der Aula der Primarschule Obermeilen, und wer sich dafür interessiert, mitzusingen, kann einfach unangemeldet hereinschauen und zuhören.

«Es lohnt sich: Gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten, Musik nicht nur zu hören, sondern selbst zu gestalten und damit persönliche Befriedigung zu erfahren, das macht Freude und ist gesund für Körper und Geist», sagt der Vereinspräsident. Vor den Proben wird jeweils eine professionelle Stimmbildung angeboten.

Gerade jetzt würde sich ein «Hineinschnuppern» besonders lohnen, wie Peter Relly weiter erklärt: «Im November werden wir das epochale ’Deutsche Requiem’ von Johannes Brahms singen, eines der schönsten Werke der geistlichen Chorliteratur überhaupt – obwohl es sich um eine Totenmesse handelt, ist es voller Trost und Freude. Bei den ersten Proben haben wir gemerkt, dass das auch etwas für Leute wäre, die noch nicht bei uns im Chor sind.» Einsteiger seien genauso angesprochen wie erfahrene Chorsängerinnen und -sänger, «allerdings: je später man zu den Proben stösst, desto besser sollten die Vorkenntnisse sein», so Peter Relly.

Er könne sich gut vorstellen, dass es einige Menschen gibt, die das Werk vor vielen Jahren bereits einmal gesungen haben und sich darüber freuen würden, es nochmals singend zu erleben. Kenntnisse im Notenlesen sind übrigens zwar erwünscht, aber: «Wir hatten auch schon Leute, die nach Gehör singen konnten und die Proben mit dem Handy aufnahmen, um daheim damit zu üben.»

Populäre Werke füllen die Kirche

Zur Aufführung kommt Brahms’ Requiem in der so genannten Londoner Fassung mit Klavier zu vier Händen und zwei Solisten Mitte November in der katholischen Kirche Meilen und in der reformierten Kirche Küsnacht; ein Probenwochenende ist für den 18. und 19. Oktober geplant. Dabei handelt es sich um das grosse Zweijahresprojekt des Chors, als letztes wurde 2023 die Grosse Credomesse von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt. «Wir wählen manchmal bewusst populäre Werke, damit wir die Kirche voll bringen», ergänzt der Präsident schmunzelnd.

«Unser aktuelles Brahms-Projekt wäre gut geeignet für neue
Mitglieder.»

Wer den Chor schon früher erleben möchte, kann den reformierten Gottesdienst in Meilen vom 30. März besuchen (Werke von Mendelssohn). Am Karfreitag werden Stücke aus dem Brahms-Requiem gesungen, um 10 Uhr in der reformierten Kirche Uetikon und um 15 Uhr in der katholischen Kirche Meilen.

Persönliche Geburtstagskarten

Neue Mitglieder betonen immer, wie gut sie sich innert kurzer Zeit aufgenommen fühlen. Am ersten Dienstag des Monats trifft man sich nach der Probe in der «Alten Sonne», die extra für den Chor länger offen hat, und manchmal gibt es zusätzlich den einen oder anderen geselligen Anlass, zum Beispiel eine «Brötlete» am See an einem Sommerabend im Garten einer Sängerin. Aber auch hier: «Es gibt Mitglieder, die eher ausschliesslich zum Singen kommen – das ist ebenfalls bestens und kein Problem.»

Freuen tun sich aber alle über die von Peter Rellys Frau Ruth, Altistin im Chor, jeweils persönlich geschriebenen Geburtstagskarten mit Naturfotos, die von zwei Töchtern beigesteuert werden: «Jede Karte ist ein Unikat und wird hoffentlich als Zeichen der Wertschätzung wahrgenommen», sagt der Präsident. Die freudigen Reaktionen zeigen ihm jeweils, dass die Geste ankommt.

Die Führung des Vereins besteht aus fünf Personen, die fest zugeteilte Aufgaben haben. Eine Einmann-Show sei der Chor auf jeden Fall nicht, betont der Präsident. Er kann auf seine «Gspänli» im Vorstand zählen.

Selbst dem Hund gefällt die Stimmung

Dass an den Proben ein richtiges Wohlfühlklima herrscht, beweist übrigens der Hund eines Basssängers. Der Vierbeiner lege sich jeweils in der Nähe seines Besitzers auf dessen Jacke, drehe und wende sich ein paar Mal, sitze auf bei den ersten Takten der Musik und lege sich dann wieder hin. Bis zum Ende der Probe liege er entspannt da und höre regungslos und mäuschenstill den Klängen zu.

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