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Wer sorgt dafür, dass in Meilen alles rund läuft? Wir porträtieren Menschen, die im Dorf wirken.
In Chile geboren und aufgewachsen, verdiente Erwin Retamal sein Geld viele Jahre als Strassenmusiker auf öffentlichen Plätzen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch als er der Liebe wegen in die Schweiz kam, um hier ein neues Leben zu beginnen, schlug er sich mit Musizieren und Singen auf den Strassen Rapperswils durch, musste aber erkennen, dass sich in der Schweiz mit Strassenmusik mehr schlecht als recht leben lässt: «Der Sommer ist hier viel zu kurz. Es gibt nur wenige Tage, an denen man genug Geld verdient. Das Einkommen war nicht beständig, und ich musste mich neu orientieren», erinnert sich Erwin Retamal. Durch einen guten Freund kam er in der Badi Uetikon als Aushilfe unter und bewies dort, dass seine Leidenschaft fürs Kochen auch beruflich viel Potenzial hatte.
Als die Gemeinde Meilen vor nunmehr 20 Jahren einen neuen Kassier für die Badi Feldmeilen suchte und gleichzeitig den Badi-Kiosk zur Pacht ausschrieb, wagte er den Schritt und bewarb sich für beides – hatte allerdings im Bewerbungsverfahren das Nachsehen. Er kam zwar unter die letzten zwei, der Job ging aber an eine Mitbewerberin.
Doch dann musste sich die damalige Bewerberin aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, und Erwin Retamal erhielt die Chance, sich zu beweisen. Während er als Kassier bei der Gemeinde angestellt ist, betreibt er den Kiosk auf eigene Rechnung – und stellte ihn komplett auf den Kopf.
«Als Hippie mit langen Haaren musste ich mich zuerst beweisen.»
Er wollte weg von Hot-Dog und Pommes und stattdessen Qualität in die Badi-Küche bringen. Täglich mit frischen Zutaten kochen, ausgewogene Menüs und Speisen anbieten und die Badi Feldmeilen zum Quartiertreffpunkt werden lassen. Das brauchte damals viel Überzeugungskraft: «Ich war ein Hippie mit langen Haaren und änderte alles, was sich die Badibesucher bisher gewohnt waren. Da musste ich mich am Anfang echt durchsetzen.»
Das Konzept fand aber bald Anklang und wird bis heute geschätzt, die Badi wurde sogar zum Quartiertreffpunkt. Täglich wechselnde Menüs ergänzen die Standard-Karte; ein Angebot an Tapas stillt den kleinen Hunger. Alles wird aus frischen Zutaten gekocht. Besonderen Anklang finden Gerichte wie der Taco-Salat, der in einem Tortilla-Chörbli mit Poulet oder als Vegi-Version serviert wird, oder das «Chorrasco», ein Sandwich mit gebratenem Rind, Tomate und Avocado. Für die kleinen Gäste gibt es Pasta und Pizza.
Bei schönem Wetter ist die Küche bis 21 Uhr geöffnet. Am Freitagabend spielen in der Badi Feld oft Live-Bands, und manchmal lässt sich der ehemalige Strassenmusiker sogar mitreissen und singt selber das eine oder andere Lied für seine Gäste. Für die Musik hat er nämlich neben dem Badi-Alltag kaum noch Zeit, denn auch bei schlechtem Wetter sind Erwin und sein Team, seine Frau Paola und Küchenhilfe Tekin, voll beschäftigt. «Wir bereiten vor, kochen Tomatensauce und erledigen alles, wozu wir bei Sonnenschein nicht kommen», erklärt er. Bei Hochbetrieb packen manchmal sogar die Stammgäste mit an, räumen Teller weg oder helfen beim Aufstellen von zusätzlichen Sitzgelegenheiten – man kennt sich eben seit Jahren.
«Auf dem Töff kann ich mich am besten entspannen.»
Abschalten kann Erwin übrigens am besten bei einer Tour auf dem Töff. «Wir sind eine kleine Gruppe, die gerne gemeinsam auf Tour geht. Wenn es meine Zeit zulässt, ist das die beste Entspannung», sagt der leidenschaftliche Koch, der den Kochlöffel nicht einmal in den Wintermonaten weglegt: Dann bietet er Caterings an. Wie sehr er an seiner Arbeit und der Badi hängt, ist spürbar, und er sagt es auch ganz klar: «Ich liebe meinen Job und möchte am liebsten bis zu meiner Pensionierung in der Badi Feld bleiben!»
Erwin Retamal, 50, verheiratet, 1 Tochter, 1 Enkel
Tätigkeit: Kassier Badi Feldmeilen und Pächter Badi-Kiosk Feldmeilen
Wohnort: Feldmeilen
Hobbys: Kochen, Töfffahren, Singen
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