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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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175 Jahre Vereinsleben geben unzählige Geschichten her, und dementsprechend viel wurde über die Mittwochgesellschaft, gegründet 1849 in Meilen, schon geschrieben. Das Fazit des neusten Beitrags, erschienen im Heimatbuch 2024: «Die MGM schafft Gemeinsinn.»
Obwohl die Mittwochgesellschaft einst nicht ohne Grund so getauft wurde – die Mitglieder trafen sich jeweils am Mittwochabend –, ist heute der Samstag der wichtigste Wochentag für den Verein. Oder wie Co-Präsident (und Gemeinderat) Alain Chervet schmunzelnd sagt: «Zehn Samstage mit erfreulichen MGM-Anlässen stehen jeweils schon Anfang Jahr fix in meiner Agenda.»
«Wir holen nach Meilen, was Freude macht und Qualität hat.»
An diesen Samstagen wird den Meilemerinnen und Meilemern Kultur geboten, zu moderaten Eintrittspreisen und für MGM-Mitglieder sogar zu einem nochmals günstigeren Tarif, den sie sich mit ihrem jährlichen Vereinsbeitrag von 45 Franken (Einzelpersonen) und 75 Franken (Paare) quasi erkauft haben. Das Programm umfasst Konzerte – Volksmusik, Rock, Pop, Klassik und mehr –, ausserdem Comedy, Theater, Lesungen, Live-Hörspiele, Gesprächsrunden oder etwas dazwischen, meistens im «Löwen». Die Meilemer treffen sich, verbringen zusammen einen schönen Abend und trinken vielleicht noch etwas in der Red-L-Bar, denn die MGM-Abende sind keine anonymen Veranstaltungen in der grossen Stadt. Der gemeinsame Nenner aller Programme: «Was Freude macht und Qualität besitzt», sagt Alain Chervet.
Franz Hohler und Claude Nicollier traten auf
Er ist seit fast zwanzig Jahren im Vorstand der MGM und seit 2017 der Co-Präsident des Vereins, zusammen mit Catrina Erb Pola. Die beiden ergänzen sich prächtig, sagt Chervet: «Ich bin hauptsächlich verantwortlich für die Anlasskoordination, sie als Juristin eher für die Sitzungen und die Mitgliederversammlungen. Daneben haben wir noch ein, das darf ich wirklich sagen, irrsinnig tolles Vorstandsteam mit kunstaffinen und bodenständigen Leuten. Und alle organisieren die grossartigen Veranstaltungen.»
Einige Künstler melden sich selber bei der MGM, die meisten sucht der Vorstand, der gleichzeitig die Kulturkommission darstellt. Aufgetreten sind neben vielen anderen schon das Berliner Krimi-nal Theater, die Swiss Tenors, Simon Enzler, Evelyn Binsack, Franz Hohler, Claude Nicollier, Christian Jott Jenny oder Michael von der Heide. Es ist offenbar fast ein wenig wie im Schlaraffenland: «Wir können das nach Meilen holen, was uns gefällt, finanziell drinliegt und von der Qualität her stimmt», schwärmt Chervet und bestätigt, die Grundidee sei, «nicht immer für Anlässe nach Zürich reisen zu müssen».
Als elitär gilt der Verein schon lange nicht mehr
Seit 2015 stehen die Jahresprogramme jeweils unter einem Motto wie «Showtime», «Tatort», «Vive la France», «Sternstunden» oder «Bergwelten», und im August dieses Jahres versammelten sich die Mitglieder zur Feier des 175-
Jahre-Jubiläums auf der Panta Rhei. Fix zum Programm gehören neben einer Freiluft-Aufführung im Parktheater seit einigen Jahren auch Open-Air-Kinonächte, eine Kooperation mit den Jazznächten im Herbst und ein rauschender Winter-Ball im «Löwen». Als «elitär», wie noch vor zwanzig, dreissig Jahren, gilt die Mittwochgesellschaft überhaupt nicht mehr. Vielleicht auch aus diesem Grund ist die Anzahl Mitglieder in den letzten Jahren wieder gestiegen auf aktuell rund 870.
Besonders interessant findet Alain Chervet seine ehrenamtliche Tätigkeit, wenn er die Künstler nach der Aufführung am «Künstlertisch» von einer privaten Seite kennenlernt. So eng wie mit «Dr. Martin Stein» aus der deutschen Kultserie «In aller Freundschaft» wird der Kontakt allerdings nicht mit allen. Der Schauspieler Bernhard Bettermann hat mit dem MGM-Team Freundschaft geschlossen. Er wohnt in Meilen, besucht regelmässig Anlässe und ist selber schon für die Gesellschaft aufgetreten, unter anderem hat er aus «Mars» von Fritz Zorn gelesen. «Er freut sich, dass er hier in der Schweiz als Mensch wahrgenommen wird und nicht als bekannter Schauspieler», erklärt Chervet.
Gegründet ein Jahr nach dem Bundesstaat
Finanziert wird die MGM-Kultur einerseits durch ein gewisses über die Jahre erlangtes Vereinsvermögen, anderseits durch den Ticketverkauf, die Mitgliederbeiträge plus Subventionen von der Fachstelle Kultur des Kantons. Die Gemeinde gibt ab und zu punktuell einen Beitrag.
«Eine Verjüngung und neue Perspektiven sind immer gut.»
Früher war es gerade andersherum: Die MGM leistete handfeste Beiträge an das Gemeindeleben weit über den Themenbereich Kulturhinaus. Die Gesellschaft wurde 1849 nur gerade ein Jahr nach dem Bundesstaat Schweiz gegründet und verstand sich, geprägt von Aufbruchstimmung, auch als liberaler Wohltätigkeitsverein.
Die Okenshöhe gehört der Mittwochgesellschaft
Unterstützung seitens MGM erhielten beispielsweise der freiwillige Armenverein (1853), die Gemeinnützige Gesellschaft des Bezirks (1862) und das Kadettenkorps (1883). Die erste öffentliche Telefonstation in Meilen (1891) wurde möglich, weil die Gesellschaft jährliche Mindesteinnahmen von 225 Franken aus Gesprächstaxen garantierte. 1877 wurde die Beschaffung eines Krankenwagens finanziert, 1908 ein Eisfeld. Bereits 1854 erwarb eine Gruppe von Mitgliedern die Okenshöhe auf dem Pfannenstiel und schenkte sie der Gesellschaft: Die dortige Metall-Pyramide war einst Teil der Schweizer Landesvermessung und wird bis heute von der Mittwochgesellschaft gepflegt. Sogar der Anstoss für den Bau von zwei Meilemer «Badis» kam von der MGM, und auch der kürzlich leider aufgelöste Verkehrs- und Verschönungsverein Meilen war ursprünglich eine Kommission der Mittwochgesellschaft.
«Löwen»-Renovation dank MGM-Studie
Der letzte grosse Beitrag der MGM an das Gemeindeleben jenseits von kulturellen Veranstaltungen wurde 1999 geleistet. Damals schenkte man der Gemeinde, die den «Löwen» 1958 gekauft hatte, eine detaillierte Machbarkeitsstudie für die Renovation und die Vergrösserung des Saales. 2002 war Eröffnung, und seither profitiert auch die MGM von der grösseren Bühne und den professionellen Rahmenbedingungen.
Bei der Mittwochgesellschaft läuft es. Etwas liegt dem Co-Präsidenten aber dennoch sehr am Herzen: «Wie jeder Verein nehmen auch wir sehr gerne neue Mitglieder auf», sagt er. Und weil der siebenköpfige Vorstand am Puls der Zeit bleiben und für ein auch in Zukunft spannendes Programm sorgen soll: «Falls jemand im Vorstand mitarbeiten möchte: Die Eintrittsschwelle ist tief, denn eine Verjüngung und neue Perspektiven sind immer gut.»
Gründungsjahr: 1849
Anzahl Mitglieder: 870
Vereinszweck laut Statuten: Als Kulturträger der Gemeinde Meilen fördert die MGM ein breitgefächertes Angebot unter Berücksichtigung verschiedenster kultureller Aspekte und Altersgruppen. Sie ist bereit, mit Gruppierungen, die ähnliche Ziele verfolgen, zusammenzuarbeiten und Initianten kulturellen Schaffens zu unterstützen. Sie nimmt ihre Verantwortung auch im Bereich des Orts- und Landschaftsbildes sowie der Ökologie wahr.
Infos zur Mittwochgesellschaft Meilen: www.mg-meilen.ch
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