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Im Zürichsee ist wohl schon immer geschwommen worden, belegt ist es 1692 (vgl. Abbildung). Aber richtig Mode wurde das Baden im See erst im 19. Jahrhundert.
Damals entstanden die ersten öffentlichen und natürlich sittenstreng geschlechtergetrennten Badeanstalten, in Meilen allerdings erstmals 1883.
Wozu eigens Badehäuser?
Mit Fremden zusammen zu baden, war nicht jedermanns Sache. Und so baute, wer es sich leisten konnte, ein eigenes Badehaus. Ein solches schien nötig, je weiter entfernt vom See das eigene Wohnhaus stand. Denn es war früher undenkbar, sich im Bademantel oder gar in Badekleidern auf der Strasse zu bewegen. Viele entsprechende Grundstücke sind grösser, als sie für ein Badehaus nötig gewesen wären – sei es aus Diskretionsgründen oder weil es für ein kleineres Grundstück keinen Anbieter gab. Umso mehr konnten sich die meisten ein Badehaus gar nicht leisten.
Manchmal zusammen mit Bootshäusern
Gelegentlich von Anfang an oder dann im Verlauf der Zeit kombinierte man ein Badehaus oft mit einem Bootshaus. (Auch das Umgekehrte kam vor: Dass man einen «Schiffschopf» nachträglich mit einem Badehaus ergänzte.) Das Bootshaus, über dem Wasser gebaut, dient zum Unterbringen eines Boots und enthält eine Vorrichtung zum Herausheben aus dem Wasser. Bootshäuser kamen auf, weil Segeln und Rudern im 20. Jahrhundert zunehmend beliebter wurden. Grössere Bootshäuser enthalten oft einen Umkleideraum, gelegentlich auch eine Dusche oder eine Kochstelle. So ist dann der Schritt zu einem Wochenendhaus nicht mehr gross.
Explosionsartige Verbreitung in vielen Stilen
Die ältesten Meilemer Objekte – nicht weniger als deren 14 – sind ausschliesslich in bloss zwei Jahren, 1899 und 1900, entstanden. Die restlichen folgten zum Teil wenig später, zum Teil erst über die Jahrzehnte, aber kaum mehr eines nach dem Zweiten Weltkrieg. Architektonisch ist vom «Laubsäägeli»-Holzbau bis zum Massivbau alles anzutreffen, aber Prunkbauten wie etwa in Horgen fehlen ausnahmslos. Übrigens ist nicht jeder gemauerte Kleinbau am See ein Badehaus – es konnte sich auch um ein Waschhaus oder um ein Ökonomiegebäude handeln.
Neubauten zum Teil heute gar nicht mehr möglich
Während heute für reine Badehäuser wohl kaum mehr ein grosses Bedürfnis besteht, wäre dies für Bootshäuser sicher anders. Bestehende können zwar weiterhin genutzt werden, aber für neue sind aus ökologischen Gründen kaum mehr wasserrechtliche Konzessionen erhältlich (ein Anspruch auf Konzession besteht ohnehin nicht). Und bestehende Konzessionen müssen regelmässig erneuert werden, um ihre Gültigkeit zu bewahren (zürcherisches Wasserwirtschaftsgesetz von 1991 sowie Bauverfahrensordnung BVV). Hintergrund ist nach amtlicher Auskunft unter anderem der, dass ein sehr hoher Nutzungsdruck auf den See besteht und die Seen als öffentliche Sache nicht noch zusätzlich mit privaten exklusiven Nutzungen der Öffentlichkeit entzogen werden sollen.
Zu den Abbildungen
Aus Diskretionsgründen haben wir im Vornherein und bewusst darauf verzichtet, genauere Angaben zur Lage der betreffenden Badehäuser zu machen.
Dank
Er geht für rechtliche Präzisierungen an Fabienne Mouret von der Baudirektion, Abteilung Ufer- und Gewässernutzung, sowie an G. und S. Feurer für die gemeinsame Bootsfahrt.
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