Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Meilemer Klein- und Kleinstbauten, Teil V: Sennhütten

Ein unscheinbarer und doch nicht zu übersehender Kleinbau aus Sichtmauerwerk steht gegenüber der Einmündung der Charrhaltenstrasse in die Pfannenstielstrasse, und zwar in deren Zwickel mit dem Hoheneggweg.

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Er ist über dem Eingang überschrieben mit «Sennhütte Betfahrt u. Umgebung». Was hat es damit für eine Bewandtnis?

Von den Alpen ins Mittelland

Sennhütten gehörten ursprünglich in den alpinen Bereich. Ein Senn ist eigentlich ein Alphirt, der die Kühe melkt und ihre Milch hauptsächlich zu Käse weiterverarbeitet. Aber wie im Artikel über Bergscheunen (Meilener Anzeiger vom 8. März 2024) erwähnt, hat im schweizerischen Mittelland des 19. Jahrhunderts (u.a. wegen des importbedingten Preiszerfalls beim Getreide) eine fortlaufende Verlagerung vom Ackerbau zu immer intensiverer Weide- und Milchwirtschaft stattgefunden und im Zusammenhang damit auch eine Verlagerung der Käseproduktion in die Dörfer des Mittellandes.

Zu diesem Zweck baute man auch hier «Sennhütten», architektonisch allerdings keineswegs Hütten, sondern gemauerte Gebäude. Solche gab es in Meilen hauptsächlich ab den 1830er Jahren an Standorten vom Hinterfeld bis zur Grueb in Obermeilen. Jede Sennhütte wurde ursprünglich von einer eigenen Sennereigenossenschaft betrieben, bis diese sich ab 1911 zur «Milchproduzentengenossenschaft Meilen» (ab 1942 «Molkerei Meilen») zusammenschlossen.

Grosse und kleine Sennhütten in Meilen

Die grösseren Sennhütten von ihnen (Feld, Dorf, vor allem aber Toggwil und zuletzt nur noch Grueb) fungierten als Sennereien, d.h. Produktionsstätten für Butter, Rahm und Käse, später auch von Joghurt, Quark und Pastmilch, die kleineren (Burg, Bäpfert, Halten) als Einnehmereien, sie waren blosse Milchsammelstellen. Von den Sennhütten aus verteilten die Milchführer («Milchmannen») die Milch an die Konsumenten, soweit sie nicht an die Läden des Landwirtschaftlichen Vereins oder an die hiesige Migros-Fabrik ging oder nach Zürich geliefert wurde.

Die Sennhütte Grueb/Aebletenweg bestand schon 1813, damals noch im Privatbesitz. 1874 übernahm sie eine «Hüttengenossenschaft Grub» (die auch eine Wohnung für den Käser einbaute), ab 1900 die «Sennereigenossenschaft Obermeilen», die 1912 in der Milchproduzentengenossenschaft aufging. Dort zentralisierte sie die Produktion 1968 in der Grueb, stellte aber den Betrieb nach der Fusion mit dem Landwirtschaftlichen Verein (1988) ein, da sonst eine völlig neue Molkerei im Dorfzentrum hätte gebaut werden müssen, die nur mit verdoppeltem Produktionsvolumen rentabel gewesen wäre.

Die Sennhütte Betfahrt oder Bäpfert

Zurück zur eingangs erwähnten Sennhütte: Sie war 1910 als «Milchkeller» der «Milchgenossenschaft Betfahrt» entstanden. Diese ging bereits zwei Jahre später in der «Milchproduzentengenossenschaft Meilen» auf. In den 1980er Jahren kaufte die Gemeinde das Gebäude und nutzte es vorerst selber als Strassenmagazin. Seitdem hat sie es bis heute für verschiedene Stellen als Abstellraum vermietet. Auf das «Milcheinnehmergebäude» der Burg werden wir an anderer Stelle zurückkommen.

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