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Kuriositäten des Donaudeltas

Das Donaudelta, ein Juwel der Naturschönheit und kulturellen Vielfalt, sieht sich heute mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert. Der Tourismus, eine Lebensader dieser Region, erlebt schwierige Zeiten, geprägt von den Auswirkungen der globalen Pandemie und dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Foto Tibi 2_gerade_web
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Am ersten Montag im Oktober hatte der Naturschutzverein Meilen die Ehre, Tiberiu Tioc, liebevoll «Tibi» genannt, zu begrüssen. Der Pionier des Biosphärenreservats aus Rumänien ist auch Reiseleiter und Biologielehrer. In einem eindrücklichen Bildvortrag im Chilesaal des «Löwen» vermittelte er einen tiefen Einblick in die faszinierende Geschichte und die immense ökologische Bedeutung des Donaudeltas, dem grössten Biosphärenreservat Europas. Über 40 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer folgten gebannt seinen Ausführungen.

Unesco-Weltkulturerbe

Die Donau, Europas zweitlängster Fluss nach der Wolga, durchquert auf ihrem Weg von der Quelle im Schwarzwald, Deutschland, bis zur Mündung in Caraorman (türkisch: Schwarzwald) am Schwarzen Meer nicht weniger als zehn Länder. Sie passiert dabei vier Hauptstädte: Wien, Bratislava, Budapest und Belgrad. Seit römischer Zeit verbindet die Donau als wichtige Wasserstrasse die Kulturen entlang ihres Verlaufs. Auf ihrem Weg gegen Osten führt die Donau auch von Gletschern und Gebirgen aus der Schweiz eine enorme Menge an Geschiebe und Sedimenten mit sich, die sich im Laufe der letzten 5000 Jahre im Schwarzen Meer abgelagert haben. So hat das Donaudelta seine heutige Fläche von 5800 Quadratkilometern erreicht, was etwa einem Achtel der Grösse der Schweiz entspricht.

Tibi erzählte lebhaft, wie sich das Donaudelta nach den Zeiten Ceausescus zu einem Biosphärenreservat und einem Unesco-Weltkulturerbe entwickelt hat. Im Delta, in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander, können ganze 30 verschiedene Ökosysteme gezählt werden, darunter Sanddünen, Sumpfgebiete, Gras- und Teichlandschaften sowie Auenwälder. Das obere Flussdelta besteht aus einem Netzwerk von Kanälen und Wasserläufen, die von den Sedimenten der Donau geformt werden. Die Landflächen werden regelmässig von den Hochwassern der Donau überschwemmt, während der maritime Deltaabschnitt sich dem Schwarzen Meer zuwendet und hauptsächlich von Meeresströmungen geformt wird.

Riesige Temperaturunterschiede

Das Donaudelta erlebt ein kontinentales Klima. In Rekordjahren kann der Temperaturunterschied zwischen Sommer und Winter bis zu 70 Grad Celsius betragen. Diese extremen Wetterbedingungen, zusammen mit anderen unwirtlichen Umweltfaktoren, tragen dazu bei, dass das Donaudelta eine der am dünnsten besiedelten Regionen Europas ist. Nur etwa 5000 Menschen nennen dieses einzigartige Gebiet ihre Heimat. Tibi präsentierte eindrückliche Fotos, die Vertreter der 21 Ethnien des Deltas zeigen.

Für viele Bewohner des Deltas sind die traditionelle Fischerei und Landwirtschaft nach wie vor entscheidende Erwerbsquellen. Gleichzeitig erklärte Tibi, wie der Tourismus zu einem modernen Wirtschaftszweig geworden ist.

Empfindliche Ökosysteme

Das Donaudelta ist nicht nur ein Ort von atemberaubender geographischer Schönheit und kultureller Vielfalt, sondern auch einer der wichtigsten Hotspots für die biologische Vielfalt unseres Planeten. Tibi untermauerte dies mit seinen Fotografien. Im Delta wurden bisher über 5500 Tier- und Pflanzenarten identifiziert, von denen 30 Arten nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen.

Am Ende seines Vortrags verdeutlichte Tibi, dass die beeindruckende Naturvielfalt des Donaudeltas vor Herausforderungen steht. Umweltverschmutzung und der Klimawandel bedrohen die empfindlichen Ökosysteme. Dabei wurden Renaturierungs- und Schutzmassnahmen ergriffen: dazu zählen u.a. die Einrichtung von Schutzgebieten, die Überwachung und die Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken.

Michiel Hartman, der Präsident des Naturschutzvereins, schloss die Veranstaltung mit herzlichen Worten. Er würdigte Tibis leidenschaftliche Arbeit und betonte die Bedeutung der Partnerschaft mit BirdLife Schweiz. Tibi konnte während seines Besuchs wichtige Kontakte zu BirdLife knüpfen. Diese Zusammenarbeit verspricht für Tibis Arbeit im Ökotourismus in Rumänien und seine Tätigkeit als Biologielehrer in Hermannstadt eine vielversprechende Unterstützung.

Tibis Vortrag hat zweifellos bei vielen Zuhörenden bleibende Eindrücke hinterlassen. Er wird in bester Erinnerung bleiben und hoffentlich die eine oder den anderen dazu inspirieren, das Donaudelta zu besuchen und sich für dessen Schutz zu engagieren. Wer an einer Reise interessiert ist, kann sich gerne an Irene Schürmann vom Naturschutzverein Meilen wenden (irene.schuermann@diskmail.ch).

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