Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Klarinettist und Pianist in Hochform

Mentorin Annette Bartholdy konnte eine die Kirche gut füllende Zuhörerschaft begrüssen, ehe Klarinettist Fabio di Càsola und Pianist Benjamin Engeli auftraten, um ins – im Verhältnis zum Jahresprogramm veränderte – Programm einzusteigen.

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Fabio di Càsola (Klarinette) und Benjamin Engeli (Klavier) begeisterten das Publikum in der reformierten Kirche. Foto: Oliver Dähler

Die beiden eröffneten es mit den drei Romanzen op. 22 aus dem Jahre 1853 von Clara Schumann. Sie sind original für Violine und Klavier komponiert. Stephen Pettitt schrieb für die Times: «Üppig und ergreifend, lassen sie einen bereuen, dass Claras Karriere als Komponistin der ihres Mannes untergeordnet wurde.» Die zwei Künstler gingen das an Robert Schumann erinnernde Andante molto sehr getragen an. In sensiblem Zusammenspiel folgten sie den partiell kanonisch geführten Motiven mit bemerkenswerten Registerwechseln. Im Allegretto: mit zartem Vortrag gefielen Fabio di Casolas Cantilenen zu Benjamin Engelis bewegtem Klaviersatz. Leidenschaftlich schnell zeigte der Pianist Vollgriffigkeit und behende Finger. Die Trennung von Begleitung und Gegenstimme gefiel dabei besonders.

Hervorragendes Zusammenspiel

Die folgende Grande Sonate für Klarinette und Klavier nach dem Klarinettenquintett A-Dur KV 581 von Wolfgang Amadeus Mozart stellt eine von mehreren Bearbeitungs-Versuchen aus der Vergangenheit (ca. 1805) dar. Die Fassung von Christopher Hogwood in B-Dur (!) stammt aus dem Jahr 2005. Nach kurzer Angewöhnung an die auf dem Klavier gespielten Streicherpartien konnte man die interessante Verteilung dieser auf die Tasten verfolgen, während der Klarinettenpart nebst dem originalen Text auch mit Violinstimmen bedacht war. Feinfühlige Tongebung und wieder hervorragendes Zusammenspiel beider Interpreten machten den Hörgenuss komplett. Gesamthaft kann von spielerischem Duktus, feiner Anschlagskunst und raffinierter Tongebung des Klarinettisten berichtet werden.

Beträchtlicher Hörgenuss

Als musikalisches Hauptgewicht im Programm wartete die Sonate G-Dur op. 78 von Johannes Brahms. Sie ist original für Violine und Klavier geschrieben und trägt den Untertitel «Regenlied-Sonate», da der Komponist auf das zweite seiner «Regenlieder» aus den Jahren 1872/73 Bezug nimmt. Die Duo-Partner stiegen artgerecht mit vonehmer Zurückhaltung ein, die Melodie-Führung gut zeichnend, ehe der brahmssche Klaviersatz Mehreinsatz verlangte. Perfektes Zusammenspiel und feinste Tongebung in Parallelen steigerten den Hörgenuss beträchlich. Agogisch gekonnte Steigerungen und Diminuendi sowie sehr sinnvolle Stimmengestaltung in dynamischer Variabilität überzeugten quer durch die drei Sätze vollends. Das war musikalische Ausleuchtung par excellence!

Die ergriffene Begeisterung war gross, der Beifall erheischte eine Dreingabe, welche denn auch gegeben wurde: Von Bela Kovacs pfefferten die Vollblutmusiker dessen «Sholem Alekhem» in Höchstvirtuosität und Musizierlust durch den Kirchenraum, dass es einen kaum auf den Sitzen hielt: die Begeisterung kannte keine Grenzen – Faszination total!

Das nächste Konzert der «Vier Jahreszeiten» findet am 1. September statt: Das Trio Eclipse aus Basel spielt Werke von C.Ph.E. Bach, Clara Schumann und George Gershwin.

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