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Ein Jahr lang haben die reformierte Kirche und die Kantorei Meilen die Musik von Johann Sebastian Bach in den Mittelpunkt gestellt. Mit einem vielfältigen Programm, das von der beeindruckenden Aufführung der Johannespassion über Konzerte für Kinder und Erwachsene bis hin zu kreativen Jazz-Interpretationen und Vokalensemblegesängen reichte, wurde Bachs Vermächtnis in Meilen lebendig.
Nun findet diese besondere Bach-Musikreihe ihren feierlichen Abschluss. Am Weihnachtsmorgen erklingen in der reformierten Kirche die ersten drei Teile des Weihnachtsoratoriums im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes.
«Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage!» – Mit kräftigen Paukenschlägen, feierlichem Klangteppich und einem Jubelchor beginnt dieses grandiose Werk, das Bach, einer der grössten Komponisten der Geschichte, geschaffen und an Weihnachten 1734 im lutherischen Leipzig erstmals aufgeführt hat. Von Anfang an macht die bilderreiche musikalische Inszenierung klar, was Bach am Herzen lag: Die Weihnachtsbotschaft unmittelbar erfahrbar zu machen.
Diese Botschaft entfaltet sich in den ersten drei Kantaten des Werks mit einem Spannungsbogen, der die Hörerinnen und Hörer auf eine Reise mitten in die Weihnachtsgeschichte nimmt: Vom jubelnden Gesang über die Menschwerdung Gottes über die Begegnung der Hirten mit der frohen Botschaft bis hin zur stillen Anbetung an der Krippe. Dabei verbindet Bach meisterhaft biblische Erzählung, kraftvolle Chöre, ergreifende Arien und tragende Instrumentalmusik und lässt so Weihnachten unmittelbar lebendig werden.
Bach ist tief in der Barockmusik (ca. 1600 – 1750) verwurzelt, einer Epoche, die geprägt ist von der Gewissheit, dass Gott in jeder Zeit gegenwärtig ist und das Schicksal des Menschen stets in göttlicher Ordnung ruht. Musik und Gesang werden dabei zum Medium, durch das das Ewige im Augenblick des Lebens erfahrbar wird. Die Weihnachtsgeschichte wird so nicht nur als ein Ereignis der Vergangenheit dargestellt, sondern als präsentes, heiliges Geschehen, das Menschen jederzeit berühren, bewegen und verändern kann.
Mit der triumphalen Energie des ersten Teils des Weihnachtsoratoriums, der andächtigen Stille des zweiten Teils und der innigen Anbetung im dritten Teil malt Bach ein Klanggemälde, das Himmel und Erde, Mensch und Gott verbindet. Die himmlische Freude über die Geburt des Erlösers wird spürbar, die Ehrfurcht der Hirten vor dem Heiligen wird nachvollziehbar, das Staunen über die Menschwerdung Gottes wird lebendig.
So wird Weihnachten nicht nur zu einer Feier der Geburt Christi, sondern zu einer Einladung, die Bedeutung dieses Festes neu zu entdecken und zu erfahren: als ein Ereignis, das uns daran erinnert, dass das göttliche Licht auch in unser Leben hineinstrahlt – mitten in unsere Freuden und Sorgen, unsere Ängste und Hoffnungen und unsere Sehnsucht nach Liebe und Frieden in dieser Welt.
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