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Es war am letzten Freitagabend bestes Museumswetter zur Vernissage von «Meilen kreativ»: Kühl, bedeckt und trocken. Entsprechend gross war der Aufmarsch der Besucher, und der Gewölbekeller des Ortsmuseums füllte sich im Nu.
Wenn jeder der Ausstellenden nur zwei oder drei Verwandte oder Freunde eingeladen hatte, konnte man sowieso schon von einer stattlichen Anzahl Gäste ausgehen. Denn bei «Meilen kreativ» zeigen insgesamt 23 Künstlerinnen und Künstler – 18 Frauen und 5 Männer – ihre Werke. Wer sich auf die Ausschreibung der Schau meldet, ist dabei, so weit der vorhandene Platz reicht, der grundsätzlich aus drei Laufmetern pro Künstlerin und Künstler besteht. Die so entstehende Vielfalt macht die Ausstellung zu einem besonders interessanten Querschnitt einheimischen Schaffens.
Nicht nur der Körper braucht Nahrung
Jedes Werk erzähle eine Geschichte und biete eine eigene Perspektive, sagte OMM-Kuratorin Julia Hübner an der Vernissage,und es stelle auch eine Einladung zu Gesprächen mit anderen Besuchern oder sogar mit den Künstlern selber dar – viele von ihnen sind jeweils zu den Öffnungszeiten der Ausstellung anwesend. Gemeinderätin Marzena Kopp (Ressort Gesellschaft) betonte in ihrer Laudatio nicht zum ersten Mal: «Kunst ist Nahrung für die Seele.» Gerade an der Goldküste, wo man sich im Supermarkt alles kaufen kann, müsse man sich bewusst sein, dass nicht nur der Körper Nahrung braucht: «Ohne Kunst gäbe es eine Leere in uns.»
Tatsächlich bietet «Meilen kreativ» für jeden Geschmack etwas: abstrakt oder konkret, zart oder kräftig, filigran oder wuchtig, farbig oder monochrom. Wie abwechslungsreich die Meilemerinnen und Meilemer kreativ tätig sind, zeigt sich zum Beispiel im Erdgeschoss rechts, wo sich Ursula Schafeitel und Ursula Brupbacher einen Raum teilen.
Alte Meister treffen auf Patchwork und Quilt
Ursula Schafeitel malt höchst präzise Kopien alter Meister in Öl, so etwa Porträts von Iphigenie und Medea. Sie sei sich bewusst, dass der Stil überhaupt nicht «up to date» sei, aber sie habe Freude am Malen und am Spiel um Licht und Schatten der alten Meister. Ursula Brupbacher hingegen hat sich in Patchwork und Quilt verliebt, sie präsentiert eine strukturierte graue Mauer mit Blütenranken und eine tiefschwarze Amsel.
Im Raum gegenüber sind die bunten, quasi explodierenden dreidimensionalen Scherenschnitt-Masken von Ruth Graf ein schöner Kontrast zu den pastellfarbenen Blütenranken und Vögeln von Ursula Isler. Ruth Graf ist durch einen Scherenschnitt-Kurs im Meilemer «Schälehuus» auf den Geschmack gekommen, während Ursula Isler u.a. Kurse an der ZHdK absolviert hat.
Im selben Raum: Werke von Freda Alschuler, zum Beispiel von fünf Frauen, die sich im «Sprüngli» treffen. Alschuler ist eine «Meilen kreativ»-Veteranin: Wie Maria Bertschinger, Ruth Graf, Maria Mathis, Monika Müggler, Victoria Rechsteiner, Werner Reusser, Thomas Spuhler und Hanspeter Stump hat sie schon letztes Mal teilgenommen.
Bikinischönheit auf dem Balkon
Im Erdgeschoss sind ausserdem Aquarelle und Gemälde in Acryl zu sehen, dazwischen Holzskulpturen von Karin Hofer. Sie schuf 2015 ihr erstes Werk – mit der Kettensäge. Weitere ihrer Skulpturen sind im Garten des OMM zu sehen, und wer den Kopf hebt, entdeckt auf dem Balkon über dem Eingang eine hölzerne Bikinischönheit im Wind.
Im Gewölbekeller haben ebenfalls ganz unterschiedliche Werke Platz gefunden. Ins Auge fallen die grossen, farbstarken Acrylbilder von Mana Maria Muctar. Die abstrakten Werke in gespachteltem oder gespritztem Acryl funktionieren in jeder Ausrichtung, also unabhängig davon, wie sie aufgehängt werden. Gleich daneben, auf einem Podest präsentiert: Zehn Figuren aus Ton von Iris Cook-Müller. Es handelt sich dabei offensichtlich um Menschen, doch sie haben Risse und Brüche und wirken, als ob sie jeden Moment zerfliessen würden. Dadurch lassen sie Raum für eigene Interpretationen.
Auf einer grossen Bockleiter präsentiert Reinhard Gut hundertjährige Glasdias von Landschaften, Städten, Verkehrsmitteln und Personen, die er der heutigen Generation zugänglich machen möchte. Swissness versprüht Victoria Rechsteiner mit Motiven wie «Davos», «Heidi in den Alpen» oder «Meilen» mit flatternder Fahne im Wind (Pastellkreide auf Panel). Sie sollen, so die Künstlerin, bei den Betrachtern den Wunsch erzeugen: «Hier wäre ich gerne dabei.»
Ein guter Jahrgang
Diese und auch alle anderen Werke sind geschmackvoll präsentiert und sinnreich gehängt vom Vorbereitungsteam Stephan Forster und Julia Hübner, die zwei Tage lang Gemälde und Skulpturen in den Räumen herumtrugen, um für jedes Bild und jedes Objekt einen würdigen Platz in sinnvollem Kontext zu finden. Nach dem vollendeten Aufbau warf die ehemalige Präsidentin des OMM, Anna Wenger, einen kritischen Blick darauf und sorgte für den letzten Schliff.
«Meilen kreativ» gibt es übrigens schon fast so lange wie das Museum selber, nämlich seit 40 Jahren. Die Ausstellung findet alle zwei bis vier Jahre statt, letztmals 2022. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall: 2025 ist ein guter Jahrgang! Die meisten Werke sind zu kaufen, und zwar zu Preisen zwischen fünfzig und mehreren Tausend Franken.
Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler
Freda Alschuler, Verena Balmer, Mary Baur, Maria Bertschinger, Ursula Brupbacher, Elizabeta Cetaj, Iris Cook-Müller, Jean Marc Frascani, Ruth Graf, Reinhard Gut, Karin Hofer, Ursula Isler, Maria Mathis, Mana Maria Muctar, Monika Müggler, Victoria Rechsteiner, Werner Reusser, Ursula Schafeitel, Olga Schnyder, Carmen Sopi, Thomas Severin Spuhler, Hanspeter Stump und Sinikka Weiersmüller.
«Meilen kreativ 2025» im Ortsmuseum, offen samstags und sonntags 14.00 – 17.00 Uhr, bis 6. Juli, Kirchgasse 14.
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