Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

«Ich bin sehr gerne Meilemerin»

Einmal mehr erfuhr die traditionelle Nationalfeier der Gemeinde grossen Zulauf. Das Zelt war voll belegt, und rundherum scharten sich viele weitere Meilemerinnen und Meilemer, um an der Geburtstagsfeier für die Schweiz teilzunehmen.

Auch die diesjährige Rednerin durfte sich über eine grosse Zahl von Zuhörerinnen und Zuhörern freuen. Fotos: MAZ

Die Jugend aus Meilen und Umgebung hatte bereits am Vortag und bis in die Nacht hinein am Day Rave gefeiert. Das Publikum am Morgen des 1. August hingegen war deutlich älter. Dass Gemeindepräsident Christoph Hiller eine Altersforscherin für den Anlass engagiert hatte, war aber kein uncharmanter Seitenhieb, sondern entstand aus einer beeindruckenden Begegnung.

Eine beeindruckende Fachfrau

Ein Novum war, dass Hiller nur für das Wetter am Morgen verantwortlich zeichnete – es war wechselhaft. Für den Nachmittag reichte er die Verantwortung an Petrus weiter. Das Recht, die Rednerin für die 1.-August-Feier zu bestimmen, behielt er dagegen ganz für sich. Prof. Dr. med. Heike Bischoff-Ferrari lernte Hiller im Zusammenhang mit ihrer Einbürgerung kennen. Bei diesem Gespräch beeindruckte sie ihn als Person und Fachfrau so sehr, dass er ihr gleich mit der Einbürgerungsurkunde den Auftrag erteilte, die diesjährige Nationalfeier zu nutzen, um die Meilemer «in 25 Minuten nachhaltig gesünder und biologisch jünger zu machen».

Gruss von Donna Leon

Mit Begeisterung trat Bischoff-Ferrari ans Mikrofon, und bald schon wurde klar, dass nebst der ausgewiesenen Fachkompetenz der Rednerin auch ihre Persönlichkeit den Gemeindepräsidenten für sich gewonnen haben musste. Denn Bischoff-Ferraris Freude über die Einbürgerung und die Einladung zur Ansprache kullerte immer wieder in kurzen, fröhlichen Lachern durch das Zelt und liess so auch das Publikum immer wieder spontan lachen.

Bevor Bischoff-Ferrari schliesslich zur eigentlichen Ansprache kam, bedankte sie sich bei einigen Persönlichkeiten, die sie in der Vorbereitung auf die Feier inspiriert hatten. Es waren dies alles Menschen aus dem Fachbereich Medizin, die in bekannten Vororten von Meilen wie Küsnacht und Männedorf wohnen oder sich in eine schöne Meilemerin verliebt haben. Einzige Nichtmedizinerin in dieser illustren Schar war die weltbekannte Schriftstellerin Donna Leon, die im Unterschied zu den anderen erwähnten Personen auch nicht am Ehrentisch hatte Platz nehmen können, aber Grüsse an alle Meilemerinnen und Meilemer schickte.

Das Land der gesunden Langlebigkeit

Nach diesen Dankesworten steuerte Bischoff-Ferrari direkt auf den Kern des Themas Altersmedizin und Healthy Longevity, also gesunde Langlebigkeit. Zunächst lieferte sie drei Argumente, weshalb die Schweiz das Land der gesunden Langlebigkeit ist. Zum einen hat Dr. Bircher-Benner mit dem mittlerweile weltberühmten Birchermüesli eine Mahlzeit geschaffen, die in einer neusten Studie die besten Resultate erzielte bezüglich der Verlangsamung des Alterungsprozess von elf Organen bei gesunden Menschen. Ausserdem kann man seine 1904 eröffnete Klinik am Zürichberg mit Fug und Recht als weltweit erste Longevity-Klinik bezeichnen. Zum zweiten hat die Schweiz die grösste europäische Studie zur Erforschung und Verlängerung der gesunden Lebenserwartung («Do-Health») erfolgreich aufgebaut und umgesetzt. Und drittens liegt die Schweiz hinsichtlich der totalen sowie der gesunden Lebenserwartung auf Platz eins in Europa.

Einfache Tipps für ein langes, gesundes Leben

Im zweiten Teil lieferte sie die von Christoph Hiller gewünschten Anweisungen zum länger gesund und aktiv bleiben. Fast schon schulmeisterlich wiederholte die Rednerin nach jedem Punkt die vorangegangenen Elemente, damit diese auch wirklich und nachhaltig ins Bewusstsein der Meilemerinnen und Meilemer sinken würden. Aufgezählt sind die Punkte schnell: An erster Stelle steht die Bewegung. Dabei gilt: Jeder Schritt zählt. Dann folgt «Neues lernen». Neugierige Menschen leben länger. Drittens nannte Bischoff-Ferrari die soziale Interaktion. Begegnungen und Gespräche mit anderen Menschen verjüngen unser Gehirn. An vierter Stelle folgt die gesunde Ernährung. Hier ist als gutes Beispiel das Birchermüesli zu nennen. Weiter wichtig ist ausreichend Schlaf. Sieben bis acht Stunden reinigen unser Gehirn u.a. von Alzheimerplaque. An sechster Stelle steht die Stressbewältigung. Schon zehn Minuten pro Tag, in denen man tief durchatmet und sich entspannt, verlängern die gesunde Lebenserwartung, Stichwort Achtsamkeitstraining. Und als siebten Punkt nannte sie ohne weitere Begründung: «Nicht rauchen – das ist klar!»

Alkohol ja oder nein?

Wichtig sind diese sieben Punkte deshalb, weil die Gene nur 10 bis 30% der Lebenserwartung ausmachen. 70 bis 90% dagegen sind durch unsere Umwelt, sozio-ökonomische Faktoren und vor allem durch unseren Lebensstil geprägt.

So weit, so gut. Im Raum stand dann aber noch die Frage nach dem Alkoholgenuss. Auf die Antwort waren alle gespannt. Die gute Nachricht, die Bischoff-Ferrari überbringen konnte: Das Thema sei zwar wissenschaftlich nicht unumstritten. Allerdings hätte ein moderater Alkoholgenuss gemäss den Harvard-Kohortenstudien eine schützende Wirkung. Das heisst: Bei Frauen ist ein Glas Wein pro Tag erlaubt, bei den Männern sind es zwei. Allerdings würde Prof. Heike Bischoff-Ferrari jenen, die heute keinen Alkohol trinken, nicht empfehlen, damit zu beginnen.

Zum Abschluss ihrer Rede fügte die Rednerin an, dass man auch hier und da sündigen dürfe, denn «wenn das Leben keinen Spass macht, ist das auch nicht gesund». Ein Satz, den man gerne öfters mal sonntags von der Kanzel hören würde! Heike Bischoff-Ferrari beendete ihre Ansprache mit dem an Kennedy erinnernden Satz «i.ch bin sehr gerne Meilemerin!»

Daniel Mansers letztes Feuerwerk

Mit grossem Applaus wurde der frische Auftritt der sympathischen Rednerin verdankt, und natürlich erhielt sie den üblichen Geschenkkorb zum Dank.

Bevor der Schweizer Psalm gesungen wurde, verdankte Christoph Hiller die vielen Menschen, die zum Gelingen des Anlasses beigetragen hatten. Festordnerin Maria Häni hatte ihren Blumenstrauss gleich zu Beginn der Feier bekommen. Die Singing Sparrows, die die Festwirtschaft betrieben, bekamen den obligaten Gemeinderatswein ebenso wie die Musikformation Zürichsee und Daniel Mark, der wie alle Jahre die erste Strophe der Nationalhymne a cappella sang.

Schliesslich wies Hiller noch auf den kürzlich verstorbenen Daniel Manser hin, der wie schon so oft auch für dieses Jahr das Feuerwerk vorbereitet hatte. So wurde der Lichterzauber am Abend auch zu einem letzten Gruss und Dank an den langjährigen Feuerwerker der Gemeinde.

Es war wieder eine schöne und würdige Feier, die mit dem Einzug der Vereinsfahnen begann und mit dem Anstossen mit Meilemer Wein ihr offizielles Ende fand.

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