Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Hommage an die Verinnerlichung

Am vergangenen Sonntag konnte Annette Bartholdy eine gut gelaunte Zuhörerschaft bei schönstem Wetter zum Herbstkonzert der «Vier Jahreszeiten» begrüssen.

Vier Jahreszeiten_web
Das Trio Oreade freute sich über den begeisterten Applaus. Foto: Oliver Dähler

Dann nahmen die drei Protagonistinnen Yukiko Ishibashi (Violine), Ursula Sarnthein (Viola) und Christine Hu (Cello) im Altarraum Platz, um mit zwei Baryton-Trios des Klassik-Meisters Joseph Haydn ins Programm einzusteigen.

Das Baryton war ein damals viel eingesetztes, sechssaitiges Streichinstrument, das die Lage einer Tenor-Bass-Gambe ausfüllte. Das Trio Oreade spielte die beiden Trios in der Streichtrio-Fassung.

Schon mit dem Einstieg ins Adagio im Trio F-Dur Hob. XI/117 bewiesen die drei Musikerinnen äusserst differenzierte Dynamik. Die samtene Tongebung von Violine und Viola wurde durch die Bass-Stimme des Cellos aufs Schönste ergänzt. Christine Hu  hatte in den darauffolgenden Sätzen denn auch Gelegenheit, ihre stupende Fingerfertigkeit zu beweisen. Das «Minuetto» zum Schluss kam wunderbar tänzerisch daher.

Technische Überlegenheit

Auch im Trio A-Dur Hob. XI/108 glänzten die Musikerinnen mit differenziertestem Klang: Das Themenmaterial wanderte in wunderbarer Anmut von der Violine zur Viola, sich von der eigenständigen Bassstimme des Cellos fein abhebend. Schönstes Pianissimo erfreute ungemein.

Als drittes Trio stand das Streichtrio D-Dur Op. 9/2 aus den Jahren 1797/98 von Ludwig van Beethoven an. Das lyrische Werk des Königs der Klassik stellt an die Interpreten höchste Anforderungen. Den Beginn gestalteten die Trio-Mitglieder in fein ziselierter Manier, um ab Takt 9 sattes Portamento hören zu lassen. Im «Andante quasi Allegretto» gefielen die wunderbar verinnerlichten Momente und das feinste Pianissimo ganz besonders. Das typisch Beethoven’sche «Menuetto» gingen die drei Protagonistinnen mit Verve an, dass es eine Freude war! Die technische Überlegenheit prägte auch das «Rondo» mit seinen Parallel-Führungen der Stimmen: behende Finger und agile Bogenführung faszinierten.

Der Höhepunkt des Abends

Mit dem Terzetto C-Dur Op. 74 von Antonín Dvořák gelangte die Zuhörerschaft in die tschechische Romantik. Das Werk wurde 1887 für zwei Violinen und Viola geschrieben, hier aber in üblicher Streichtrio-Fassung geboten. Der zarte Beginn faszinierte mit transparentem Klang, ehe der virtuose Mittelteil des Eingangssatzes in gewohnter Perfektion daherkam. Das «Larghetto» gefiel mit gut durchhörbarer Stimmverteilung und schönstem Legato. Im dritten und vierten Satz («Scherzo» und «Tema con variazioni») kam typische   Dvořák-Stimmung auf. Da liessen sich die Künstlerinnen nicht zweimal bitten: Das Tremolo von Viola und Cello vom Pianissimo zum Forte ging der Coda feurig voran, die sich zum Höhepunkt des Abends steigerte.

Der Riesenapplaus verlangte natürlich eine Zugabe, welche die sympathischen Künstlerinnen mit dem «Finale» aus dem Baryton-Trio in A-Dur gaben. Vom Erlebten voll erfüllt, trat man den Heimweg bereichert an. Merke man sich das nächste Konzertdatum: Am 11. Januar 2026 spielt das Klaviertrio Orelon Werke von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven.

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