Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Grenzen mit Vergangenheit

Die heutige Gemeinde Meilen ist hat geografisch die gleiche Form wie die einstige Obervogtei dieses Namens und fast dieselben Grenzen und dieselbe Fläche von rund zwölf Quadratkilometern.

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Selbst auf einer Karte im Massstab 1:25’000 würde man die kleinen Grenzveränderungen, die es seither gegeben hat, nicht feststellen können. Dies galt zwar irgendwo auch für die Nachbargemeinden Herrliberg und Uetikon a.S., aber diese waren vor 1798 – wie wir sehen werden – gar keine eigenen Territorien.

Praktisch unveränderte Fläche seit dem 14. Jahrhundert

Flächenmässig hat sich also Meilen kaum verändert, seit es 1384 zur Stadt Zürich kam – damals zwar eigentlich nur provisorisch als Pfand der Freifrau Anna von Ebersberg, aber dieses Pfand wurde später nie eingelöst. 1424 erhielt die Stadt vom Grossmünster auch die niedere und die höhere Gerichtsbarkeit zugesprochen, womit hier, auf kommunaler Stufe, die damals allgemein in Vollzug befindliche Territorialbildung (pro Gebiet neu alle hoheitlichen Befugnisse in einer Hand) abgeschlossen war. Darüber, wie die Grenzen der nunmehrigen zürcherischen Obervogtei ursprünglich genau zustande gekommen sind, ist bisher nichts bekannt, und es zu erforschen dürfte auch eher schwierig bis aussichtslos sein, es sei denn, es komme da jemandem der Zufall zu Hilfe.

Obervogtei und Landvogtei

Zürich verwaltete dann Meilen bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft als Innere oder Ober-Vogtei durch einen in der Stadt residierenden Obervogt (jeweils für zwei Jahre in Gestalt eines Mitglieds des städtischen Kleinen Rats) und war in Meilen selbst vertreten durch einen von der lokalen Gemeindeversammlung vorgeschlagenen Untervogt. Die gleiche Kontinuität als eigene Vogteien wie im Falle Meilens weisen innerhalb des Bezirks nur noch Erlenbach und Männedorf auf. Demgegenüber waren Zollikon und Herrliberg Teil der Vogtei Küsnacht, während Hombrechtikon und Oetwil a.S. (neben Esslingen/Egg) zur Vogtei Stäfa gehörten und Uetikon zur Herrschaft Wädenswil, dessen Vogt wie bei den anderen Landvogteien im dortigen Schloss residierte.

Im Grossen Kontinuität, im Kleinen Wandel

Soweit es unterdessen, also nach 1798, gegenüber der einstigen Obervogtei Meilen Grenzverschiebungen gab – meist in gewissermassen technischem Zusammenhang mit der Grundbuchvermessung, Strassenprojekten, Überbauungen oder Bachkorrektionen wegen Überschwemmungen – erreichten sie in der Regel im Maximum Grundstückstiefe. Darauf ist zurückzukommen.

Privat geplante Vergrösserung Meilens

Ein Kuriosum von 1848 zeigt, dass privatrechtlicher Grundbesitz und öffentlichrechtliches Territorium noch nicht im Bewusstsein aller klar getrennt waren. Jedenfalls meinten damals Meilemer Bauern, ihren auf Herrliberger Boden gelegenen privaten Landbesitz von über 50 Jucharten Umfang dem Meilemer Gemeindegebiet zuschlagen zu können. Erwartungsgemäss bestätigte aber spätestens der Bezirksrat beim entsprechenden Rechtsstreit die alte Grenzlinie…

Ein Nachtrag zu den drei Planausschnitten

Der erste, korrekte Planausschnitt stammt aus dem 1951 herausgegebenen «Atlas zur Geschichte des Kantons Zürich» von Paul Kläui und Eduard Imhof, der zweite aus Wikipedia und einem Nachahmer (https://de-academic.com). Diese zeichnen die Grenze zwischen den Landvogteien Greifensee und Grüningen falsch: Es sieht aus, als hätten sich auf dem Pfannenstiel gleich vier Vogteien in einem Punkt getroffen. Darauf, dass es immerhin deren drei waren und sind, werden wir später zurückkommen.

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