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Flötenklänge verzauberten das Meilemer Publikum

Die Preisträgerkonzerte des SOM erfreuen sich grosser Beliebtheit und sind fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Region. Dieses Jahr zu Gast: der junge Flötist Cédric Froidevaux aus Thun.

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Mozart hat nicht nur die Oper «Zauberflöte» geschrieben, sondern auch zauberhafte Flötenkonzerte. Am letzten Freitag spielte der junge Flötist in der reformierten Kirche Cédric Froidevaux das Konzert in D-Dur (KV314) so tänzerisch leichtfüssig, dass das Publikum förmlich verzaubert wurde.

Cédric Froidevaux war zu Gast beim SOM im Rahmen des jährlichen Preisträgerkonzertes. Diese Konzertreihe wurde im Jahr 2005 durch den Orchesterleiter des SOM, Kemal Akçag, ins Leben gerufen, um jungen Künstlern Gelegenheit zu geben, sich dem Publikum vorzustellen. Finanziell wird dies durch die Stiftung Ruth und Ernst Burkhalter ermöglicht.

Eine grosse Palette menschlicher Emotionen

Als Auftakt spielte das SOM «Die Waldtaube» von Antonin Dvorak. In vielen Kulturen wird die Taube als heiliges Geschöpf angesehen. Im Stück geht es allerdings nicht ganz so heilig zu und her. Ihm liegt eine Tragödie zugrunde, in der eine Gattenmörderin sich zwar nach begangenem Giftmord mit ihrem Geliebten verheiratet, doch schliesslich weckt das nervtötende Gurren einer Waldtaube ihr Gewissen und sie wählt den Freitod.

Das Geschehen deckt eine grosse Palette menschlicher Emotionen ab, und dem Orchester gelang es eindrücklich, dieses Wechselbad der Gefühle in Musik umzusetzen, sei es zu Beginn mit dem Trauerzug oder im Gegensatz dazu mit der Hochzeitsfeier mit Themen aus der böhmischen Volksmusik. Dabei glänzten die Bläser mit diversen solistischen Einsätzen, und die Solovioline leitete mit ihrem warmen, strahlenden Klang im letzten Abschnitt einen zumindest musikalisch versöhnlichen Ausklang ein.

Mozart hätte Freude gehabt

Nach diesem aufwühlenden Auftakt genoss es das Publikum, mit Mozart in eine unbeschwerte Welt einzutauchen. Cédric Froidevaux verzauberte das Publikum mit seiner Musikalität. Sowohl seine perlenden Läufe als auch die langsamen, singenden Passagen klangen leicht und elegant, ganz selbstverständlich. Sein Ton ist schnörkellos und kristallklar mit minimalem Vibratoeinsatz, doch spannungsgeladen und tragend. Da zeigt sich die Klasse dieses jungen Künstlers. Mit seinem sympathischen, bescheidenen Auftreten zeigt er klar, dass er sein Können ganz in den Dienst der Musik stellt. Mozart selbst hätte seine Freude daran gehabt.

Traurige Aktualität

Zum Ausklang des Konzertes spielte das Orchester die Karelia Suite Op.11 von Jean Sibelius. Dieser Programmpunkt hat eine traurige Aktualität erfahren. Das an diesem Abend gespielte Programm war ursprünglich für das Konzert vom Frühjahr 2020 geplant, doch kam die Pandemie dazwischen.

Zwei Jahre später konnte es nun gespielt werden. Doch wenn man weiss, dass mit der Niederlage Finnlands im Winterkrieg (1939–1940) der Großteil Westkareliens im «Frieden von Moskau» an die Sowjetunion fiel und rund eine halbe Million Einwohner flüchten musste, dann erinnert das stark an die heutige Situation in der Ukraine.

Wie der Sprecher des SOM vor Beginn der Karelia-Suite bekannt gab, wurde der Erlös des Abends den ukrainischen Flüchtlingen gespendet. Es dürfe ruhig auch etwas mehr gespendet werden als es der üblichen Kollekte in einem Konzert entspreche. Und mit einem «unüberhörbaren Augenzwinkern» fügte der Sprecher noch an, wer gerade nicht die richtige Notengrösse bei sich trage, könne auch mit TWINT spenden. Die Meilener haben diesen Aufruf zur Spende erfreulicherweise rege befolgt.

Kammermusikalische Qualitäten

Im ersten Satz erscheint vor dem geistigen Auge eine unendlich weite finnische Landschaft, aus der die Streicher mit feinstem Tremolo und gekonnten Arpeggien einen geheimnisvollen Morgennebel aufsteigen lassen. Aus diesem Nichts heraus entwickeln die Hörner ein anschwellendes markantes Thema, das von den Trompeten aufgenommen wird und sich zu einem prachtvollen Sonnenaufgang entwickelt. Im zweiten Satz, einer Ballade, wird es ganz nordisch-melancholisch, was einen wunderbaren Hintergrund für die Gesangseinlage eines Balladensängers bildet. Der Sänger wird gekonnt intoniert auf dem Englischhorn, diskret begleitet von rhythmischen Pizzicati der Celli und Kontrabässe.

In diesem Satz bewiesen Streicher und Bläser in vielen Sequenzen ihre kammermusikalischen Qualitäten. Der dritte Satz schliesslich bildet einen überschäumenden Abschluss, in dem das Orchester mit einem energiegeladenen pulsierenden Rhythmus das Publikum in beschwingte Stimmung versetzt.

Spezialkonzert im Juni in der Tonhalle Zürich

«SOM meets JSO – symphonic»: Im Juni ist ein Spezial-Konzert zusammen mit dem Jugendsinfonieorchester Zürichsee geplant.

Kemal Akçag dirigiert am Sonntag, 26. Juni um 17 Uhr in der Tonhalle Zürich zusammen mit Roman Brogli, dem Leiter des Jugend Sinfonie Orchesters Zürichsee (JSO), nach 27 Jahren als musikalischer Leiter des SOM sein Abschiedskonzert. Der Vorverkauf via Tonhalle beginnt am 1. Mai. Das wird ein musikalischer Leckerbissen der besonderen Art!

www.s-o-m.ch

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