Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Exkurs: Dreiländerecke im Bezirk und darüber hinaus

In dieser Folge weiten wir den Blick auf den ganzen Bezirk und fragen uns: Wovon hängt es eigentlich ab, wie viele Dreiländerecke eine Gemeinde (oder ein anderes Territorium) aufweist? 

Der Bezirk Meilen und seine Dreiländerecke (als schwarze Punkte dargestellt). Foto: Gemeindekarte 1987/pkm

Denn es fällt auf: Es sind bei Meilen bloss deren zwei, während Uetikon deren drei, Herrliberg deren vier und das ganz anders gelegene Oetwil a.S. gar deren sechs aufweist. 

Eine allgemeine Aussage ist nicht möglich

Theoretisch müsste eigentlich gelten: Je eher eine flächenmässig grosse Gemeinde von flächenmässig kleineren Gemeinden umgeben ist, die ihr gegenüber zudem nur kurze Grenzabschnitte aufweisen, desto eher kommt es bei ihr zu Dreiländerecken. 

Da aber politisch definierte Territorien in der Regel keine geometrisch standardisierte Form haben, wird eine solch einfache Gesetzmässigkeit im Vornherein relativiert. So erklärt uns auch ein Mathematiker, eine allgemeine Aussage sei «unmöglich». Dies illustriert beispielsweise auch der Vergleich von Illnau-Effretikon und Wildberg: Sie haben bei deutlich unterschiedlicher Grösse (32 km²/11 km²) beide je sechs Dreiländerecke. Hinwil – flächenmässig in der Mitte der beiden – bringt es gar auf deren sieben! 

Sonderfall Zürichseegemeinden und Sonderfall Meilen

Am Zürichsee grenzen ja links- und rechtsufrige Gemeinden, wie in einem früheren Beitrag ausgeführt, überhaupt nicht aneinander. Auf unserer Seite kann es Dreiländerecke zwischen See und Rücken gar nicht geben, wenn Gemeindegrenzen sich seitlich über den ganzen Abhang erstrecken. So bietet sich dafür fast nur der Pfannenstielrücken an. Dort hat Meilen mit Egg einen Nachbarn, dessen Grenzlinie ausgedehnter ist als die eigene. So muss es sich eben mit zwei Dreiländerecken begnügen. 

Internationaler, nationaler und interkantonaler Überblick

Die Nachbarn der Schweiz haben je nach Grösse und Lage sehr unterschiedlich viele Dreiländerecke: Österreich 9, Deutschland 7, Liechtenstein und Italien je 2. Bei diesem spielt die lange Uferlinie zum Mittelmeer eine grosse Rolle.

Die Schweiz hat 6 Dreiländerecke: je ein Mal mit Frankreich und Deutschland, mit Deutschland und Österreich, mit Österreich und Italien, mit Italien und Frankreich sowie zwei Mal mit Österreich und Liechtenstein.

In der Schweiz wimmelt es natürlich schon unter den Kantonen an solchen Ecken, am meisten bei Bern als dem grössten Binnenkanton mit deren 8. Bei Zürich sind es 4: mit AG/ZG, SZ/SG, SZ/ZG und SG/TG. Der letztgenannte Punkt befindet sich nördlich des Hörnli, genauer beim Chlihörnli. Dort treffen seltenerweise sogar gleich vier Gemeinden aufeinander: Steg und Bauma (ZH) sowie Fischingen (TG) und Mosnang (SG).

Kennzeichnungsarten und -beispiele

Wie am Grüningerstein zu ersehen, werden Dreiländerecke gelegentlich besonders gekennzeichnet – es gibt aber auch Gemeinden, die selber nicht einmal wissen, ob dies auch für ihr Gebiet gilt. Bei Staaten ist diese Kennzeichnung prominent der Fall beim Basler Rheinhafen, wo Schweiz, Deutschland und Frankreich aufeinandertreffen. 

Das Dreiländereck der Schweiz mit Österreich und Italien lag bis 1920 (Vertrag von Saint-Germain) noch beim Stilfserjoch, wo es damals auch ein Hotel mit dem Namen «Dreiländereck» gab; heute kommen dort wenigstens noch drei Sprachregionen zusammen: das Rätoromanische des Münstertales, das Italienische des Veltlins und das Deutsche des nunmehr italienischen Südtirols, und der dortige 2843 m hohe Berg heisst seitdem auf der Landeskarte «Piz da las Trais Linguas». 

Ebenfalls ein ehemaliges Dreiländereck gibt es in Gestalt des Dreibündensteins, einer 2160 m hohen Erhebung nächst dem Furggabüel (2174 m ü. M.) südlich von Chur. Dort kamen vor 1803 auf dem Gebiet der Gemeinden Malix (heute Churwalden), Feldis (heute Domleschg) und Domat/Ems die Drei Bünde zusammen: im Westen der Obere oder Graue Bund, im Süden der Gotteshausbund, im Osten der Zehngerichtebund. Der ursprüngliche Grenzstein von 1722 (heute im Rätischen Museum in Chur) ist seit 1915 ersetzt durch einen Obelisken. 

Es müssen aber nicht zwingend politische Gebilde sein, wo das dreifache Aufeinandertreffen speziell markiert wird; so gibt es auch hydrologische Dreiecke, wie z.B. am Lunghinpass. Im Übrigen könnte man einen Regensonntag dazu benützen, eine Kinderschar in einem Atlas weitere Parallelbeispiele aufsuchen zu lassen…

Ausblick

Das nächste Mal kehren wir zur überschaubaren Region unseres Bezirkes zurück. Bevor wir uns mit dem zweiten der Meilemer Dreiländersteine befassen, werfen wir einen Blick auf weniger spektakuläre blosse «Zweiländer-Hoheitsgrenzsteine».

 

Zum Begriff «Dreiländereck»

Man verwendet das Wort «Eck» auch dort, wo es sich nicht um Länder im Sinne von Staaten oder wenigstens Kantonen handelt, sondern bloss um Gemeinden. Um ein Eck (Plural: Ecke) handelt es sich also, nicht um eine Ecke (Plural: Ecken), obwohl es andererseits auch kein Drei-Eck ist. Den Unterschied von Eck und Ecke – man konsultiere den Duden! – kennen gelegentlich selbst zuständige Ämter nicht! 

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