Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Es begann vor 101 Jahren

1921 wurde die «Gesellschaft der Fürsorgestelle für Alkoholkranke der Gemeinden Meilen, Uetikon Männedorf und Stäfa» gegründet, eingebettet in die damals sehr starke Abstinenzbewegung. Das Ziel der Stelle war die sogenannte Trinkerrettung und die Unterstützung der «Trinkerfamilien».

Mit Trinkerfamilien waren jene gemeint, die unter dem Alkoholkonsum des Angehörigen leiden mussten. Ein Alkoholfürsorger besuchte in seiner Freizeit die betroffenen Familien und probierte, die «armen Trinkerseelen» zu retten, sie davon zu überzeugen, dass sie mit dem Alkoholkonsum stoppen sollten. Wie aus den Jahresberichten ersichtlich ist, setzte er sich nicht nur für die suchtbetroffenen Personen ein, sondern half auch ganz konkret den Familien. So beschaffte er zum Beispiel Geld, um bei finanziellen Nöten auszuhelfen oder er sorgte dafür, dass eine Familie weiterhin ein Dach über dem Kopf hatte. Einem «geretteter Trinker» verhalf er über seine Beziehungen zu einer Arbeit und dadurch zu einem regelmässigen Einkommen für die Familie.

Ziel: Gewinn von Gesundheit und Lebensqualität

Waren es damals hochengagierte Laien – einer der ersten Alkoholfürsorger war hauptberuflich Schneidermeister –, arbeiten heute gut ausgebildete Fachpersonen in der Alkohol- und Suchtberatung Bezirk Meilen (asbm). Sie sind für alle Formen der Sucht zuständig, seien dies Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenprobleme, oder auch Probleme im Umgang mit Glücksspielen, Onlinegames, Essstörungen etc. Absolute Abstinenz ist nicht mehr das alleinige erklärte Ziel einer Suchtbehandlung. Es ist der Gewinn von Gesundheit und Lebensqualität, der zählt. Auch Angehörige können die Beratung der asbm in Anspruch nehmen – um Bewegung in oft verfahrene Situationen zu bringen, sich einen Moment des Innehaltens zu gönnen, oder um sich mit einer Fachperson austauschen zu können und Raum zu geben für die eigenen Bedürfnisse.

asbm, Alkohol- und Suchtberatung Bezirk Meilen, Bruechstrasse 16.Telefon 044 923 05 30, info@asbm.ch.

www.asbm.ch

Den Sprung aus der Abhängigkeit geschafft

Im Zusammenhang mit dem Jubiläum hat die asbm das Buch «Mein letzter Rausch – Porträts über ein gutes Leben nach der Sucht» initiiert. Im Buch porträtiert die Autorin Susanna Valentin neun Menschen, die den Sprung aus der Abhängigkeit geschafft haben.

Sie haben das Loch gefüllt, das durch die Abstinenz entstanden ist, haben sich Lebensträume erfüllt, das Glück im Vatersein gefunden und geniessen es, wieder neue Ziele vor Augen zu haben.

Die Geschichten sind berührend und kraftvoll zugleich. Sie zeigen auf, welche Sehnsucht sich lange Zeit hinter ihrer Sucht versteckt hat. Und sie zeigen ebenso, wie sich das Leben anfühlen kann, bestimmt die Abhängigkeit nicht mehr den Alltag.

Neben den Porträts wird in kurzen Beiträgen Einblick in die Arbeit von Menschen gegeben, die im Bereich der Sucht tätig sind – und damit werden auch gleich ganz konkret die Vier Säulen der Schweizer Suchtpolitik erläutert. Andere Texte nehmen sich dem suchtmittelfreien Genuss an oder beschreiben den Suchtmittelkonsum durch die Jahrhunderte.

Das sehr lesenswerte Buch kann direkt beim Verlag rüffer & rub oder bei der asbm bestellt werden (info@ruefferundrub.ch oder info@asbm.ch).

Susanna Valentin: Mein letzter Rausch – Porträts über ein gutes Leben nach der Sucht. Broschur, 174 S., rüffer & rub Sachbuchverlag.

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