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Entscheidendes und Hoffnungsvolles ist geschehen

Über das Weihnachtsfest zu schreiben ist eher schwierig. Vieles, manchmal vielleicht auch zu vieles, wurde bereits darüber geschrieben, Besinnliches und Unsinniges. Zudem ist die Genese des Festes eine dauernde Geschichte der Ablehnung, des Wachsens und des Sich-Neu-Erfindens.

Das Weihnachtsfest hatte beispielsweise im frühen Christentum lange einen schweren Stand. In der Folge der Reformation wurde es in England von den Puritanern sogar für kurze Zeit abgeschafft, weil es als abergläubisch galt. In den bürgerlichen Stuben wurde es im 19. Jahrhundert hingegen als Familien- und Schenkfest immer beliebter. Und ausgerechnet durch die zunehmende Säkularisierung eroberte es triumphierend die ganze Welt.

Im folgenden Text könnte deswegen Seligkeit und Besinnlichkeit eingefordert werden, denn kirchliche Kreise schreiben gerne gegen die drohende Sinnentleerung des santaclausischen Blingblings an. Gefolgt von einer Schelte gegen die allgegenwärtige Geschäftemacherei, die das Weihnachtsfest beinahe taktlos umflort. Die Familienbande, die gerade in dieser besinnlichen Zeit wahlweise gekittet oder zersprengt werden, könnten auch beschrieben werden. Die Assoziationen sind gar vielfältig und vor allen Dingen emotional, wenn der Begriff «Weihnachten» fällt.

Am einfachsten gestaltet es sich, einen Text über das Weihnachtsfest anhand der Fakten anzubahnen. In der Folge werden drei Fakten erwähnt, die für eine Entschlüsselung des Weihnachtsfestes dienlich sein können. Sie beinhalten Ort, Ereignis und Zeit.

Der Ort des Geschehens: Bethlehem. «Haus des Brotes», wie der hebräische Name übersetzt heisst. Das Grundnahrungsmittel steht für die Wichtigkeit des Ortes. Bethlehem wird im Alten Testament oft erwähnt – insbesondere als Heimatstadt Davids und als Geburtsort eines prophezeiten Hoffnungsträgers. Besiedelt ist die Ortschaft seit der Jungsteinzeit mit wechselvoller Geschichte. Heute ist Bethlehem ein Zentrum des palästinensischen Christentums verschiedener Konfessionen.

Das Ereignis: Die Geburt unseres Heilands, Jesu Christi. Nicht mehr und nicht weniger. Die Geburt Christi geht zuweilen leider im allgemeinen Festrausch verloren und ist doch das wichtigste Ereignis in Zusammenhang mit Weihnachten. Beschrieben in den Evangelien von Lukas und Matthäus, erwähnt bei Johannes. Von einem Engel Hirten erst kundgetan und dann bald der ganzen damals bekannten Welt.

Dann zum dritten Fakt: Die Zeit des Ereignisses. Das Geschehen fand in christlicher Zeitrechnung im Jahre Null statt. Die Zahl Null ist die Anzahl der Elemente in einer leeren Ansammlung von Objekten. Das ist nicht gerade viel und doch ist Entscheidendes und Hoffnungsvolles geschehen. Bereits der Beginn des Christentums müht sich mit der Logik in den Augen kritischer Geister. Das halten dann diese dem oder der Gläubigen immer wieder vor. Die Religion sei seit ihrem Anfang unlogisch, lautet ein oft gehörtes Pauschalurteil. Doch lässt sich die Religion eben gerade nicht einzwängen in ein Masssystem, das voller Logik Ränder und Grenzen bestimmt und positive oder negative Werte definiert. Der Glaube verweigert sich einer Bilanzprüfungsmentalität.

Im Gegenteil; der Glaube fordert und fördert die Kreativität des Denkens. Offensichtlich, denn wie sonst könnte er den Beginn in einem leeren Jahr postulieren?

Diese vermeintliche Leere wird mit einem Inhalt gefüllt, der die Logik herausfordert, aber voller Hoffnung ist. Diese Hoffnung wird anlässlich des Weihnachtsfestes manifest, und wir dürfen dann durchaus besinnlich werden.

/Pfarrer Erich Wyss

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