Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Eiskalte Süssigkeiten am laufenden Band

Seit 1949 stellt die Migros in ihrem Meilemer Industriebetrieb Glace her, seit 1975 die inzwischen längst als «kultig» bezeichneten Stängeli-Rahmglaces mit den Tiermotiven auf der Verpackung. Zum 75-Jahre-Jubiläum der Glaceproduktion waren die Medien zum Rundgang durch die Produktion geladen.

Ohne zu übertreiben kann man behaupten, dass die ganze Schweiz Glace aus Meilen schleckt: Jedes Jahr werden in der Delica (ehemals Midor) Dutzende von Millionen Glaces produziert. Allein von den berühmten Rahmglaces am Stängeli mit Schoggiüberzug sind es jeweils zwischen 26 und 30 Millionen Stück, davon rund die Hälfte mit Geschmacksrichtung Vanille in der blauschwarzen Verpackung mit dem Motiv «Seehund». Für viele ist das Stängeliglace auch eine schöne Kindheitserinnerung an heisse Tage.

Dezente Süsse, cremige

Konsistenz

Der Seehund schneidet in Geschmackstests ausserdem im Vergleich zur Konkurrenz regelmässig am besten ab; gerühmt werden vor allem die dezente Süsse, die cremige Konsistenz und der knackig-dünne Schokoladeüberzug.

Dabei ist die Rezeptur der Rahmglaces seit bald 50 Jahren nahezu gleich geblieben, und auch die Tiere auf der Verpackung haben sich optisch kaum verändert: Der Affe für Erdbeer und der Bär für Schokolade sehen immer noch so aus, wie sie einst von Grafiker Hans Uster gezeichnet wurden. Nur der Mokka-Koala, lanciert 1987, stammt nicht von ihm. Neu lanciert wurde diesen Sommer ein veganer Seehund auf pflanzlicher Basis unter der Marke V-Love.

Weitere Geschmacksrichtungen wie Haselnuss, Banane und Schokolade, Stracciatella, Zitrone oder das zuletzt lancierte Caramel hingegen fanden auf Dauer im Vergleich zum Topseller Vanille zu wenig Anklang bei den Kunden, und ihre Produktion wurde wieder eingestellt.

Nicht eisig, aber laut

Nun geht es also hinein ins Vergnügen, denn ein solches verspricht ein Rundgang durch die Glaceproduktion an einem heissen Sommertag zu werden. So eiskalt wie erwartet fühlt sich die Luft in den Hallen allerdings gar nicht an, dafür ist es laut. Der Sound des Seehunds ist rhythmisch stampfend und zischend.

Vorgekühlte Vanille-Glacemasse wird von oben in Vertiefungen gefüllt, die sich in einem grossen runden Tisch Ruck für Ruck drehen. Anschliessend erhalten die Glaces ein Holzstängeli «eingeschossen» und durchlaufen die Tunk-Station, wo die blassen Lutscher in rund 40 Grad heisse dunkle Schokolade gedippt werden. Nach der Abtropfphase folgt dann die Verpackung der Glaces, rund 18’000 sind es pro Stunde.

Die Auslaufphase des Sommers

In der Verpackung herrscht allerdings gerade Hektik, weil irgendwo im fein abgestimmten Ablauf der Linie 1 ein Fehler aufgetreten ist. Behoben wird das Problem von Mitarbeitern, die nun auf Panels drücken und zerknülltes Verpackungsmaterial entfernen.

Pro Schicht arbeiten fünf Personen an einer Linie, insgesamt sind rund hundert Mitarbeitende in der Glaceproduktion tätig, also ungefähr 30 pro Schicht an sechs Linien. «Je nach Jahreszeit und Lagerbestand arbeiten wir rund um die Uhr in drei Schichten oder nur jeden zweiten Tag», erklärt Stefan Schmucki, Bereichsleiter Eiscreme. Aktuell befinde man sich in der Auslaufphase des Sommers, ein Dreischichtbetrieb ist also nicht mehr nötig.

Arktische Kälte

Einen Stock höher im Gebäude, ebenfalls in der südöstlichen Ecke gegenüber dem Meilemer Bahnhof, befinden sich weitere Produktionslinien: hier wird unter anderem der Classic Mini Mix produziert, drei mal drei Glacestängel in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, die in einer Schachtel verkauft werden.

Anders als bei Seehund, Affe, Bär und Koala wird die Eismasse bei diesem Lutscher nicht in Vertiefungen abgefüllt, sondern in stichfester Form mit einem beheizten Draht in Portionen geschnitten, bevor Stängeli und Schoggiüberzug folgen. Zum Abschluss geht dieses Produkt dann noch in einen Kühlkanal. Bereichsleiter Schmucki öffnet die Türe, und hier weht einem nun tatsächlich arktische Kälte entgegen: minus 40 Grad sind es im riesigen Kühlschrank. «Aber richtig hart werden die Glaces erst im Lager», erklärt Stefan Schmucki. Dort bleiben sie – nach einer Kontrolle auf Fremdkörper – bei tiefen Minustemperaturen mindestens einen weiteren Tag.

Ebenfalls im zweiten Obergeschoss produziert werden die «Chübeliglaces» wie Ice Coffee. Neben den kleinen Bechern gibt es auch grosse «Chübel» mit Ausschuss. Diese Glace wird aufgetaut, neu pasteurisiert und wieder in den Produktionsprozess eingespiesen.

Seehund in der Tasse

Zum Abschluss des Rundgangs stösst Urs Buchegger zur Gruppe, seines Zeichens Entwicklungsleiter bei den Glaces. Er ist selber ein grosser Eisesser und erklärt, weshalb die Glace aus Meilen im Vergleich zu den Produkten der Mitbewerber besser sei: «Wir verwenden möglichst hochwertige Zutaten wie beispielsweise Frischmilch statt Milchpulver oder Pürees statt Saftkonzentrat.» Richtig ins Schwärmen kommt er, wenn er das neue Produkt Megastar Coconut Passionfruit anpreist: «Zuerst entwarfen wir ein Glace mit Kokosgeschmack und weisser Schokolade. Es war fein, aber irgendwie ein bisschen langweilig. Nun haben wir es mit einer Passionsfruchtsauce ergänzt – so wurde es viel spannender, denn die Passionsfrucht verleiht dem Glace Säure und Breite.»

Sein persönlicher Sommer-Glace-Tipp für heisse Tage: Man nehme einen Seehund, stelle ihn in eine Tasse und lasse einen heissen Espresso darüber laufen – fertig ist der Affogato made in Meilen.

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