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Die Temperaturen waren etwas frischer als an anderen Abenden im Parktheater. Dennoch vermochte die Atmosphäre dieses zauberhaften Ortes die Besucher für sich einzunehmen.
Beim Apéro entspann sich unter den Besucherinnen und Besuchern ein munterer Austausch. Man kam schnell ins Gespräch. Der Wein schmeckte, und die Häppchen blieben nicht lange auf dem Tablett liegen.
Mit Ernst Lubitschs Verfilmung hat die Mittwochgesellschaft einen Klassiker der Filmgeschichte ins Programm genommen, den man heute kaum mehr kennt. Das liegt wohl vor allem daran, dass es ein Stummfilm ist. Ernst Lubitsch aber gehört nach wie vor zu den ganz Grossen. Nicht zuletzt Billy Wilder, der mehrfache Oscar-Preisträger, verehrte ihn sehr und fragte sich bei seiner Arbeit stets: Wie hätte es Lubitsch gemacht?
«Carmen» war Lubitschs erster sogenannter Grossfilm. Das heisst, sein Produzent stellte ein grosses Budget zur Verfügung, sodass Lubitsch mit grosser Kulisse, aufwendiger Ausstattung und zahlreichen Statisten arbeiten konnte. Die grossartige Geschichte sollte gross verfilmt werden.
Stimmiges Erlebnis
Das Besondere an der Vorführung im Parktheater war das Live-Orchester. Das Sinfonia Ensemble unter der Leitung von Christof Escher spielte die Musik, die Armin Brunner eigens dafür komponiert hatte. Das stimmige Zusammenspiel von Musik und Bild machte die Aufführung zum Erlebnis.
Bevor es losging, gab der Dirigent eine kurze Einführung. Er lieferte zum einen Hörhilfe, indem er auf bekannte musikalische Motive hinwies. Zum anderen erzählte er von der Entstehungsgeschichte und den Stars von damals. Pola Negri spielte die Hauptrolle. Mit der Darstellung der Carmen gelang ihr der internationale Durchbruch. Danach war die gebürtige Polin ein vielgefragter Star. Bis der Sprechfilm aufkam. Den Übergang zum sogenannten Tonfilm gelang ihr nicht mehr. Zu stark war ihr Akzent, um im amerikanischen Kino akzeptiert zu werden. Die Engagements blieben aus, Negri geriet in finanzielle Schwierigkeiten. In ihren späten Jahren zog sie Bilanz und sagte: «Ich habe zwei Weltkriege überlebt, vier Revolutionen und fünf Männer.» Auch das ist eine Lebensleistung.
Mondhelle Nacht
Die Aufführung des Films zur Live-Musik dauerte rund Fünfviertelstunden. Dankbar applaudierte das Publikum den Musikern unter ihrem Dirigenten. Das Publikum war aber bestimmt auch dankbar, dass die Aufführung nicht länger dauerte. Denn selbst mit wärmenden Zusatzjacken beschlichen die kühlen Temperaturen die Anwesenden nach und nach. Und man fragte sich, wie es wohl den deutlich leichter bekleideten Musikerinnen und Musikern ergehen mochte.
Am Schluss leuchtete der fast volle Mond den Zuschauern mit seinem hellen Licht den Weg nach Hause. Und man konnte nur dankbar sein, dass es diesen schönen Park in Meilen gibt, dass die Familie Wunderly ihn für solche Anlässe zur Verfügung stellt und dass die Mittwochgesellschaft ihn einmal im Jahr mit einem wunderbaren Programm bespielt.
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