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Eine alte Pappel sorgt für neues Leben

In Feldmeilen liegt seit vergangenem Freitag ein Raubaum im Zürichsee, eine 90 Jahre alte Pappel. Sie stand auf dem Grundstück der Familie Schindler und musste gefällt werden, weil Haus und Garten renoviert werden.

Raubäume sind Bäume an Flüssen und Seen, die absichtlich gefällt werden, damit sie als gesichertes Totholz im Gewässer zu liegen kommen, wo sie Flora und Fauna unterstützen und die Strukturvielfalt erhöhen. Raubäume werden häufig in fliessenden Gewässern eingesetzt und tragen wesentlich zur Diversifizierung des aquatischen Biotops bei: Es bietet Nahrungsquelle für Fische und kleine Wasserlebewesen wie Wasserschnecken oder Insektenlarven und erhöht das Selbstreinigungsvermögen des Wassers.

Kontrollen sorgen für Sicherheit

Während die positive Wirkung in Fliessgewässern belegt ist und es dazu online diverse Dokumentationen unter anderem des WWF gibt, die genau beschreiben, welche Auswirkungen Totholz auf fliessende Gewässer hat, weiss man über den genauen Nutzen in Seen noch nicht so viel.

Klar ist aber, dass Totholz im Wasser – wenn es richtig gesichert und regelmässig kontrolliert wird – für die Natur positiv ist. Möglicherweise ist der Effekt von Raubäumen in Seen nahezu so gross wie in Fliessgewässern.

Der Baum in Feldmeilen ist – nach einer Esche vor der Halbinsel Au – erst der zweite vom AWEL (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft) bewilligte Raubaum im Zürichsee. Die Fällung und fachmännische Befestigung im See ist Sache der Grundstückbesitzer. Danach nimmt das AWEL den Raubaum ab und ist fortan für die Kontrolle und den Unterhalt verantwortlich. So wird etwa sichergestellt, dass sich keine grossen Äste lösen, die zum Beispiel für Schiffe oder für das benachbarte Schilf zum Problem werden könnten. Der Baum bleibt so lange im Wasser liegen, bis er von selber verrottet und sich auflöst.

Pappel war sturzgefährdet

Die besagte Pappel, die seit gut 90 Jahren auf dem Grundstück in Familienbesitz mit direktem Seeanstoss in Feldmeilen stand, war stark sturzgefährdet. «Das Haus ist alt und muss saniert werden. Für uns allein ist es zudem zu gross und wir möchten, dass künftig eine weitere Partei an dieser wunderbaren Lage wohnen kann», sagt Eigentümerin Cathy Schindler-Bohny über die Umbaupläne, die zur Überprüfung des Baumes führten.

Die Pappel machte schon seit einigen Jahren Schwierigkeiten, indem sie die Grundstücksmauer gegen den See hin sprengte. «Und bei Grundstücken am See sind die Besitzer für die Sicherung und Instandhaltung der Mauer verantwortlich», erklärt Gatte Marc Schindler. Ein Gutachten von Boris Bossmann von Ammann Gartenbaum ergab, dass der Baum Fäulnis aufwies.

«Zum Glück hatten unsere Ingenieure und Architekten die gute Idee, daraus einen Raubaum zu machen, und auch das AWEL war davon überzeugt. So können wir der Natur trotz der Baumfällung etwas zurückgeben», sagt Cathy Schindler.

Wie krank der Baum war, zeigte sich dann auch deutlich. Er war teilweise hohl, sogar Efeu wuchs in seinem Inneren. Das ist keine Ausnahme, denn obwohl Pappeln bis zu 200 Jahre alt werden können, erreichen sie das Ende ihrer Lebensdauer oft schon nach 100 Jahren.

Der Geschwisterbaum der gefällten Pappel stürzte übrigens schon vor mehr als zehn Jahren in den See. «Meine Eltern sassen am Frühstückstisch und konnten nur noch zusehen, wie der Baum in den See kippte. Sie waren traurig über den Verlust – und froh, dass niemand verletzt wurde», erinnert sich Cathy Schindler. Dieser Baum wurde aus dem See gefischt und abtransportiert.

Ersatzpflanzung von einheimischer Hagebuche

Nach dem Umbau der Liegenschaft wird an Stelle der Pappel ein Ersatzbaum gepflanzt. Familie Schindler hat sich für eine Hagebuche, auch Hainbuche oder Carpinus betulus genannt, entschieden, einen einheimischen Baum. Der mehrstämmige Grossbaum wird bei der Pflanzung im Spätherbst 2025 oder 2026 bereits rund zwölf Meter hoch und sieben Meter breit sein. Anders als die Pappel wird er drei Einzelstämme aufweisen. «Wir freuen uns sehr auf den neuen Baum und hoffen, dass die alte Pappel im See lange positive Auswirkungen auf die Natur hat», sagt Cathy Schindler.

Online-Video der Fällung

Der Meilener Anzeiger war bei der Fällung des Baums dabei. Ein Drohnenvideo der Familie Schindler findet man hier, ein weiteres auf den Social-Media-Profilen des Meilener Anzeigers.

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