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Ein Krimi um künstliche Intelligenz

Er freue sich sehr, den dritten Band seiner Krimi-Reihe um Pfarrer Roger Gabathuler in illustrer Runde vorzustellen, sagte Benjamin Stückelberger im Foyer des «Löwen».

Die Runde war indes nicht nur illuster, sondern auch gross: Gegen 50 Personen besuchten am Donnerstag vergangener Woche die Buchvernissage von «Feuertaufe». Viele von ihnen hatten wohl bereits die ersten zwei Bände mit der Hauptperson Roger Gabathuler gelesen und wollten wissen, wie es nun weitergehen würde. Gabathuler, der ehemalige Polizist, der nach einem Theologiestudium zum Pfarrer geworden war, stand am Ende des zweiten Bandes vor einem ganz neuen Lebensabschnitt: Seine Partnerin (die Beziehung war nicht immer ganz einfach) hatte ihm eben per SMS mitgeteilt, dass sie schwanger sei.

Den «Braincode» knacken

Und so begann dann Benjamin Stückelberger – seinerseits ebenfalls Theologe – die Lesung direkt mit Seite eins von Band drei: Gabathuler taufte in seiner Kirche in Winterthur seinen Sohn, beobachtet von einer andächtigen Gemeinde. «Gewisse grundsätzliche Dinge ändern sich nie, sind sozusagen die Basics», sagte Benjamin Stückelberger, «und dazu gehört auch die Taufe.»

Anderes aber sei noch sehr neu, zum Beispiel das Thema Künstliche Intelligenz. Sie steht im Zentrum von «Feuertaufe». Nachdem sich Pfarrer Gabathuler in Band eins und zwei mit der Russenmafia und Frauenhändlern herumschlagen musste, wird er nun in einen Mordfall verwickelt und in die Jagd von ausländischen Geheimdiensten nach dem «Braincode» hineingezogen. Denn dieser Braincode ist so etwas wie der Stein der Weisen. Wer ihn knackt, hat eine künstliche Intelligenz erschaffen, die Probleme durch Lernprozesse tatsächlich kreativ-schöpferisch selber lösen kann und nicht bloss durch tausendfache Nachahmung.

Kein Wunder also, dass die Wissenschaftlerin, der es gelingt, den Braincode zu knacken, bald von allen möglichen Geheimdiensten gejagt wird, und natürlich wird Gabathuler mehr oder weniger freiwillig zu ihrem Vertrauten und Beschützer. Für Meilemer besonders interessant sein dürfte ein gewisser Lokalkolorit, denn wie Benjamin Stückelberger erzählte, war es der in Meilen wohnhafte Pascal Kaufmann, der seine Schriftstellerphantasie in Gang setzte und als Hirnforscher Marchand im Buch auch seinen Auftritt hat.

Actionszenen in Davos

Denn der Neurowissenschaftler, Technologieunternehmer und Gründer hatte an einem Anlass im Ortsmuseum zum Thema Künstliche Intelligenz teilgenommen und erklärt, dass ein erfolgreicher Braincode einen Körper benötigen würde, weil ein Hirn ständig via Sinnesorgane Inputs aus der Umgebung benötigt, um wirklich intelligent denken zu können. «Für mich als Theologe natürlich sehr interessant», so Stückelberger: «Gott selber ist ja auch kreativ und hat einen menschlichen Körper angenommen.»

Wie es für einen echten Gabathuler üblich ist, gibt es auch in «Feuertaufe» neben amüsanten Szenen aus dem Innenleben der Kirchgemeinde am Ende noch einen Showdown mit Actionszenen, die in Davos spielen und «super wären in einem James-Bond-Film», so Stückelberger.

Kurzgeschichten aus dem Atlantis-Verlag

Der Büchertisch war bald leergekauft, und der Autor signierte noch immer, als manche Gäste schon das zweite Glas Weissen in der Hand hatten. Leider war es wohl für längere Zeit der letzte Gabathuler, der das Licht der Welt erblickte, denn «Schreiben ist zwar schön, aber Geldverdienen ist wichtiger», so Benjamin Stückelberger, der auch verraten hatte, dass der Schreibprozess diesmal nicht immer ein einfacher war. Immerhin gibt es noch einige Kurzgeschichten von ihm zu lesen, denn «jemanden auf 25 Seiten umzubringen, das geht auch nebenberuflich», so der Autor. Die Geschichtensammlungen «Mord in der Badi», «Mord im Chalet» und neu «Mord im Rustico» aus dem Atlantis-Verlag mit je einem Beitrag von Benjamin Stückelberger wären neben dem neusten Gabathuler ebenfalls unterhaltsame Weihnachtsgeschenke für Krimi-Liebhaber.

Benjamin Stückelberger: Feuertaufe, ein Fall für Pfarrer Gabathuler, Atlantis-Verlag. 272 S., Fr. 23.90.

www.atlantisliteratur.ch

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