Die einzigartige Veranstaltung fand in intimem Rahmen inmitten der Natur auf der Okenshöhe statt, umrahmt von rauschenden Bäumen. Der Ort schuf die perfekte Atmosphäre für die vorgetragenen Geschichten von Menschen in Natur und Wald. Und auch das Wetter war der Mittwochgesellschaft wohlgesonnen, und so waren die bereitgestellten Stühle bis auf den letzten Platz besetzt.

Faszinierende Gedankenwelt

Bernhard Bettermann erwies sich als herausragender Vorleser und schaffte es, die Zuhörer von Anfang an in seinen Bann zu ziehen. Mit seiner warmen Stimme und seinem nuancierten Vortrag erweckte er die Texte von Robert Walser auf fesselnde Weise zum Leben. Dabei liess er auch seine eigenen Interpretationen, seine Emotionen und sogar Umgebungsgeräusche wie etwa ein vorbeifliegendes Flugzeug in die Lesung einfliessen. Diese Darbietung verlieh den Texten eine zusätzliche Dimension und ermöglichte es dem Publikum, in die faszinierende Gedankenwelt von Walser einzutauchen.

Die musikalische Untermalung von Enrico Lenzin war ein weiteres Highlight der Veranstaltung. Lenzin, ein studierter Schlagzeuger aus dem Rheintal, erschuf auf seinen teils selbstgebauten Instrumenten eine feine Klanglandschaft, die wunderbar zu den Worten von Walser passte. Mit seiner einfühlsamen Spielweise und seiner Fähigkeit, Stimmungen und Atmosphäre mit Musik auszudrücken, verstärkte er die emotionale Wirkung der Texte. Die Verbindung von Bettermanns Lesung und Lenzins Musik war nahtlos und harmonisch – faszinierend!

Frische Brise

Die Texte handelten von Begebenheiten und Erlebnissen mit und zwischen Menschen in Natur und Wald. Von poetischen Prosafragmenten bis hin zu humorvollen Anekdoten konnte man die Vielseitigkeit und Brillanz von Walsers Schreiben hautnah erleben und wurde auf eine Reise durch die Gedankenwelt des Autors mitgenommen.

Das Publikum war von Anfang bis Ende gebannt und lauschte mit grosser Aufmerksamkeit. Gedankt wurde den Künstlern mit einem nicht ganz uneigennützigen, kräftigen Applaus am Ende der Lesung. Denn der kühle Wind liess das Publikum zusehends frösteln, und da war der Applaus eine dankbare Aktivität, um sich wieder etwas aufzuwärmen.