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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Mitte Januar gab das Spital Männedorf bekannt, in der Meilemer Beugen ein Ambulatorium zu planen. Auf dem Areal soll aber noch weitaus mehr entstehen als ein medizinisches Zentrum: Es handelt sich um die teuerste Überbauung in der Gemeinde.
Das attraktive Grundstück von 13’275 Quadratmetern Grösse zwischen Seestrasse, Bergstrasse, Bahndamm und Beugenbach befindet sich seit gut 40 Jahren im Eigentum der Schneider Umweltservice AG (einst Fuhrhalterei Schneider), und es gab schon seit längerer Zeit Pläne für seine Entwicklung. So war die Beugen beispielsweise im Rennen als Standort für das neue öffentliche Gymnasium am rechten Ufer, das jetzt auf dem Areal der Uetiker CU gebaut wird.
Ein Projekt mit der Genossenschaft Migros Zürich als Baurechtsnehmerin scheiterte 2019, weil das Baurekursgericht es als nicht zonenkonform taxierte, auch war die Erschliessung nicht befriedigend und sorgte für Unmut bei den Nachbarn.
Dank Widerstand am Ende besser
Nun plant und baut die Schneider Umweltservice mit Verwaltungsratspräsident René Schneider selber, und die Vorzeichen für eine Umsetzung stehen diesmal gut. «Die mühsame Vorgeschichte war in diesem Fall der Weg zum Ziel», sagt Bauherr René Schneider: «Manchmal führt Widerstand dazu, dass etwas am Ende besser wird.» Man habe dazugelernt und gemerkt, was für Meilen stimmt – «für Meilen und für uns auch».
Gemeindepräsident Christoph Hiller sieht das genauso: «Der lange Weg hat sich gelohnt. Das Projekt passt ideal in die Zielsetzung, unser Dorf mit Ladengeschäften und Dienstleistungen lebendig zu erhalten.» Hiller konnte als Mitglied der Jury beim vorgelagerten Architekturwettbewerb mitbestimmen und ist überzeugt, dass das Projekt ortsbaulich überzeugt – und er ist zuversichtlich, «dass der grosse Wurf in der Beugen für die ganze Gemeinde ein Gewinn ist».
45 Mietwohnungen dank neuer BZO
Der vorgeschriebene private Gestaltungsplan zeigt drei grosse, 3- bis 4-stöckige Gebäude von Meier Hug Architekten AG, Zürich, die sich um einen grünen, parkartigen Innenhof (Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich) gruppieren. In den Erdgeschossen sollen Verkaufsläden und Gewerbebetriebe einziehen, in den mittleren Stockwerken Büros sowie auf 3600 Quadratmetern ein Ambulatorium des Spitals Männedorf. Die Genossenschaft Migros Zürich hat vor, sich mit einem Supermarkt, einem SportXX und einem Activ Fitness einzumieten; dafür besteht ein Vormietvertrag. Das Interesse weiterer potenzieller Mieter für die Laden- und Gewerbeflächen sei grundsätzlich gross, sagt Schneider.
Die obersten Stockwerke sind für rund 45 (Attika-)Mietwohnungen mit Seesicht reserviert, zwischen anderthalb und viereinhalb Zimmer gross.
Überarbeitete Verkehrsführung
Diese Wohnnutzung ist möglich geworden, weil dank der neuen Bau- und Zonenordnung, in Kraft seit 1. Oktober 2021, in der Gewerbezone Wohnungen im Umfang von bis zu 25 Prozent der realisierten Baumasse zulässig sind – im vorliegenden Fall sind das rund 4100 Quadratmeter. «Die Wohnungen führen zu einer Durchmischung des Ganzen, sodass die Beugen auch abends und in der Nacht lebt und es hinter den Fenstern nicht einfach dunkel wird, wenn die Läden schliessen», sagt René Schneider. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Wohnungen generieren weniger Verkehr als Geschäfte.
Überhaupt konnte dank überarbeiteter Verkehrsführung ein wichtiger Kritikpunkt des Vorgängerprojekts entschärft werden. Nun ist kein neues Lichtsignal an der Seestrasse mehr nötig, weil aus Richtung Rapperswil nur nach rechts abgebogen werden darf, und auch die Ausfahrt Richtung Zürich ist nur nach rechts möglich. Hauptsächlich wird die zweigeschossige Tiefgarage inklusive unterirdischer Anlieferungszone von der Bergstrasse her angefahren. Hier kann für Ein- und Ausfahrt in beide Richtungen abgebogen werden, sodass der Verkehr nicht über die sowieso schon überlastete Dorfstrasse gezwungen wird.
Landhaus nicht schutzwürdig
Dass das Projekt diesmal hinsichtlich Zufahrt und Nutzungen gut auf die Nachbarschaft abgestimmt ist, zeigt sich auch darin, dass René Schneider betreffend Akzeptanz vorsichtig positiv ist: «Ich habe bisher nichts Kritisches gehört und sehe auch keinen Angriffspunkt mehr», sagt er. Er gebe sich grosse Mühe, die Nachbarn gut zu informieren und den regelmässigen Austausch zu pflegen.
Ganz ohne Kritik geht es indes nicht: In Leserbriefen im Meilener Anzeiger wurde und wird der Abriss eines 200-jährigen Landhauses auf dem Beugen-Areal beklagt. Es handelt sich dabei um das Haus, in dem René Schneider aufgewachsen ist. «Wir haben die Schutzwürdigkeit selbstverständlich abklären lassen und grünes Licht für den Abbruch erhalten», sagt er: «Das Haus hat einige neuere Anbauten und sieht von aussen besser aus als von innen, es ist leider schon länger nicht mehr in seinem schönen Urzustand.»
Das Projekt hingegen sieht der Bauherr als Perle: «Ich denke, hier entsteht Mehrwert für Meilen. Wir planen bewusst nicht bloss einen Zweckbau mit möglichst vielen Verkaufsflächen – der Beugenhof soll ein Ort werden, wo man gerne wohnt und arbeitet.» Für den Landstreifen entlang des Beugenbachs im Osten des Grundstücks ist ein Revitalisierungsprojekt vorgesehen, mit Uferbiotop und aquatischen Lebensräumen. Die Wärmegewinnung mit Seewassernutzung wird geprüft.
Baukosten von fast 100 Millionen Franken
Für die Baukosten ist ein Betrag von rund 95 Millionen Franken vorgesehen, was den «Beugenhof» zum bisher teuersten Projekt in der Geschichte der Gemeinde macht. Die Baueingabe ist für Mai dieses Jahres geplant – die Bauphase wird voraussichtlich von April 2023 bis Frühling 2025 dauern. Passend zur Firma Schneider Umweltservice AG sollen als Baumaterial möglichst viele recycelte Produkte verwendet werden, bis hin zu Recycling-Beton. Sogar die Riegel, Balken, Sandsteine und Biberschwanzziegel des alten, verschwundenen Landhauses sollen im neuen Projekt wieder eingesetzt werden.
Während der letzten rund drei Jahre stand das Beugen-Areal für Zwischennutzungen zur Verfügung. Die jetzigen Mieter bedauern sehr, dass sie ausziehen müssen, zeigen aber Verständnis.
«Mir wurde bereits bei meinem Einzug im Sommer 2019 der Sommer 2022 als Mietschluss genannt», sagt Lisa Lutz. Sie betreibt in der grossen Scheune links vom Eingang ihre Antikschreinerei, im selben Gebäude gehören zur Gemeinschaftswerkstatt auch eine Architektin/Produktdesignerin und zwei Männer, die hobbymässig eine Velowerkstatt, eine Oldtimer-Motorräder-Flickerei sowie eine Kaffeerösterei auf die Beine gestellt haben.
Im grossen Riegelhaus ist eine WG mit zwei Familien eingemietet; dort hat auch die Herzberg-Manufaktur ihre Werkstatt, wo Schneidemaschinen hergestellt werden. Dazu kommen eine weitere WG sowie ein Büro im alten Bürogebäude, die Werkstatt eines Steinmetzes, eine Autowerkstatt, Künstler-Ateliers…: «Es ist ein besonderer Ort», findet Lisa Lutz. «Da schon lange klar war, dass das alles irgendwann mal wegkommt, war so vieles möglich. Wir hatten Platz, sogar ein wenig Narrenfreiheit.»
Die Mieter organisierten ein Konzert, feierten Partys, veranstalteten Kleidertausch-Events, Fotoshootings und Theatervorstellungen. «Und da die Schneider-Fahrzeuge hier parkiert werden und die Mitarbeiter manchmal für Pausen hierherkommen, wechseln wir ab und zu ein paar Worte, wenn ich mit einem Kaffee vor der Werkstatt sitze», sagt Lisa Lutz, «so fühle ich mich irgendwie dazugehörig, obwohl ich allein arbeite.» Sie sei René Schneider sehr dankbar für die Möglichkeit, in der Beugen mit einem jungen Unternehmen so zu arbeiten und zu leben. «Ich fand es toll und es ist schade, dass es bald vorbei ist.»
Nun ist sie, wie die meisten der anderen Mieter, auf der Suche nach einer Anschlusslösung, idealerweise wieder in Meilen. «Ebenerdig, für Anlieferungen erreichbar, mit Wasser und Heizung und vorzugsweise mit Tageslicht, ab 30 Quadratmeter gross», umschreibt sie die Anforderungen. Sie ist zwar im Gespräch mit den Verantwortlichen der Siedlung Burkwil mit Gewerberäumen auf der Obermeilemer Weid, dort kann man aber frühestens in ein oder zwei Jahren einziehen. «Ich brauche deshalb sicher eine Zwischenlösung.» Für Tipps und Ideen in Hinsicht auf eine neue Bleibe – auch zu Handen der anderen Mieter – kann man Lisa Lutz direkt kontaktieren: lisalutz@gmx.ch.
Auch der bestehende Migros-Supermarkt in Meilen, eröffnet 1981, rüstet in der nächsten Zeit auf. Voraussichtlich im nächsten Jahr wird umgebaut.
Letztmals saniert wurde die Meilemer Migros vor 20 Jahren. Da die technischen Installationen nun am Ende ihrer Lebensdauer angekommen sind, ist eine Generalüberholung notwendig. Neu entsteht eine Filiale mit einem komplett überarbeiteten Gastronomie-Format. Der Supermarkt selber soll mit viel Holz und hochwertiger Ausstattung Marktatmosphäre aufkommen lassen – vergleichbar dem Konzept im neuen Migros-Supermarkt am Zürcher Kreuzplatz. Ebenfalls saniert werden die Fachmärkte Do it + Garden sowie Melectronics. Neu gibt es ausserdem eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.
Der Umbau ist für Sommer 2023 geplant und wird rund vier Monate dauern. In dieser Zeit wird die Filiale komplett geschlossen und die Grundversorgung in einem Provisorium sichergestellt.
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