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Ein buntes Leben bis heute

Als Tochter einer Landarztfamilie wurde Clairemarie Menko-Mächler am 6. Juni 1933 auf dem Frohbühl in Jona (SG) geboren. Sie wuchs als mittleres von fünf Kindern auf.

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Clairemarie Menko-Mächler mit dem Lagotto (Wasserhund) ihres Sohnes. Foto: Niels Menko

Jona war damals ein Bauerndorf. Mit ihrem Vater Josef Mächler konnte Clairemarie schon als Kind auf Hausbesuche und wurde jung mit dem realen Leben konfrontiert, mit Krankheiten, Unfällen, aber auch Hausgeburten. Nach der Primarschule, die sie als äusserst langweilig in Erinnerung hat – hatte sie doch den Stoff schon mit ihren Brüdern mitgelernt – und der Sekundarschule in Rapperswil absolvierte die Jubilarin die zweijährige Handelsschule in Zürich. Darauf folgte ein Jahr im Welschland, am Institut Préalpina in Chexbres, wo sie sich sehr wohl fühlte.

Anschliessend besuchte sie die Minerva-Arztgehilfinnenschule. Einen Einschnitt bildete ihre Polio-Erkrankung. Aus einem Praktikum in Basel kam sie ins Zürcher Unispital, wo sie im Dämmerschlaf die Krankheit auskurierte.

Da anschliessend der Aufenthalt in trockenem Klima empfohlen war, fuhr sie nach Florenz und lernte Italienisch. Durch ihren Vater kam Clairemarie Mächler zu einer Stelle im Spital Wattwil, wo sie vormittags als Laborantin und nachmittags als Chefarzt-Sekretärin arbeitete. Sie hat die Jahre dort, wo sie intern wohnte und zusammen mit anderen Mitarbeitenden als Geigerin in einem Musik-Ensemble spielte, in sehr schöner Erinnerung. Danach fuhr sie als Schweizerdeutsch-Lehrerin für die Kinder einer Glarner Familie nach Bergamo. Hier habe sie das Kochen gelernt, erinnert sie sich.

Zurück in der Schweiz wurde sie Bundesbeamtin und arbeitete als Laborantin/Sekretärin beim arbeitsärztlichen Dienst des BIGA. Durch ihren Bruder Benno, der damals im Bereich Textilmaschinen tätig war, kam sie in eine Gruppe von jungen Textilfachleuten. Es gefiel ihr sehr gut, jeweils am Samstag in der Modelia-Girl-Abteilung auszuhelfen und sogar eine Modeschau zu organisieren. Als immer gut angezogene Frau mit Flair für Mode konnte sie – als Quereinsteigerin – die «Girl»-Abteilung bei Jelmoli übernehmen.

Benno freundete sich im holländischen Enschede mit dem Sohn der Familie Menko an, die dort eine grosse Textilfabrik besass. Maarten Menko reiste in die Schweiz und lernte Clairemarie kennen, die oft auch mit der Clique unterwegs war. Dass die junge Frau überhaupt kein Interesse an einer Heirat hatte, sondern Karriere in der Modebranche machen wollte, spornte ihn wohl zusätzlich an. Zuerst empfand sie seine Avancen als lästig. Aber von seiner Familie in Holland wurde sie warmherzig empfangen, und nach einigen Wochenenden in Zürich habe er es geschafft: Die beiden heirateten am 26. September 1961 in Holland.

Clairemarie Menko hat es nie bereut. Als sehr eigenständige Persönlichkeiten waren sie und ihr Mann ein gutes Team, sei es in Holland oder in Harvard, wohin ihn Clairemarie und die 1962 geborene Tochter Martine begleiteten. Als der junge Ehemann als technischer Direktor in der Firma Menko arbeitete, wurde 1965 Bettina geboren. Später lebte die junge Familie in Portugal und baute ein Bauernhaus um. 1967 kam Sohn Niels auf die Welt.

Da sich Maarten Menko in der Schweiz sehr wohl fühlte und das junge Paar schon kurz nach der Hochzeit Land in Flims gekauft hatte, zogen sie zuerst dorthin und 1970 nach Gockhausen. Maarten arbeitete nun als Consultant, und Clairemarie Menko fand eine Stelle als Alleinsekretärin bei einer grossen Holding-Firma, wo sie ihre Sprachkenntnisse – Französich, Englisch, Italienisch, Holländisch, Portugiesisch und Norwegisch – anwenden konnte.

Für die Betreuung der Kinder hatte die Familie Au-Pairs, der Jüngste war in der Krippe gut aufgehoben. Maarten Menko plante und eröffnete als Logistiker Läden beim damals neuen Pick Pay. Nach einer Marktanalyse fassten die beiden ein neues Ziel: Ohne Ahnung vom Gastro-Business wurden sie Wirte, übernahmen 1976 das Restaurant Sonne im Kreis 4 in Zürich und machten es zum ersten Selbstbedienungsrestaurant mit Free Flow. Sie arbeiteten sehr eng zusammen und führten nach zehn Jahren sechs Restaurants, wobei die Jubilarin mit grosser Freude und Liebe zuständig war für Küche, Einkauf und Gästebetreuung. Sie besuchte auch Führungskurse und lernte, auch einmal nein zu sagen – und dass es besser ist, nicht in jeder Situation allzu spontan und ehrlich zu sein. Trotz treuen Gästen und langjährigen Mitarbeitenden mussten sie dann die Restaurants wegen der Wirtschaftskrise zum Teil abgeben.

Dank ihrem Segelboot, das bei der Firma Portier in Obermeilen stationiert war, fanden sie ihr Paradies: eine wunderschöne Wohnung, direkt am See gelegen, ruhig und hell, die sie 1982 bezogen. Hier wohnt die Jubilarin bis heute. Neben Ferien im Ferienhaus in Flims machten die Menkos, zum Teil auch mit der Familie und mit einer Freundin aus der Internatszeit, schöne Reisen  nach Taiwan, Sri Lanka, Indonesien, Südafrika und China. Doch dann wurde bei Maarten Menko 1995 Krebs diagnostiziert. Anfangs 1996 verstarb er 61-jährig. Eines der Restaurants führte Clairemarie nach seinem Tod allein weiter, das war, wie sie sagt, wie eine Therapie für sie.

Clairemarie Menko wurde immer nach Gstaad eingeladen ans Forum für Frauen in führenden Positionen im Gastgewerbe und war als einzige Frau in der Finanzkommission des schweizerischen Wirteverbands. 1989 gründete sie das «Forum für Frauen im Beruf», einen Lunch-Club fürs Netzwerken. Heute ist sie Ehrenpräsidentin des Women’s Forum, wie es nun heisst.

Ein wichtiger und schöner Teil ihres Lebens ist auch das Grossmuttersein. In den Jahren 1992 bis 2003 kamen sieben Enkelkinder zur Welt, nämlich Léonie, Lars, Derk, Karina, Bjørn, Miljam und Anina.

Nach ihrer Pensionierung und nach dem Verkauf des letzten Restaurants 1998 arbeitete Clairemarie Menko als Freiwillige mit viel Freude im Rietberg-Museums-Shop mit. Sie ist Mitglied im Lyceum-Club Zürich und spielt dort auch jetzt noch regelmässig Bridge. Sie ist dankbar dafür, dass es ihr so gut geht, dass sie immer unterwegs sein kann, zu Fuss und auch mit dem Auto, dass sie so gute Nachbarn hat und die Familie so lieb zu ihr schaut und ihr auch hilft, technisch auf dem Laufenden zu bleiben, um zum Beispiel per Facetime zu kommunizieren oder ihre Patiencen auf dem iPad zu legen.

Wir wünschen der Jubilarin ein schönes Geburtstagsfest im Kreise ihrer grossen Familie und mit vielen Freunden, und auch dass sie weiterhin jeden Morgen beim Aufwachen glücklich auf den See schauen darf.

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