Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Rund 100’000 Menschen haben die Radrennen der WM in Zürich laut Schätzung der Veranstalter am Sonntag vom Strassenrand aus mitverfolgt. Auch in Meilen warteten an den interessantesten Stellen veloverrückte Zuschauerinnen und Zuschauer.
So etwa an der Ecke Charrhaltenstrasse/Pfannenstielstrasse. Dort machten es sich, direkt beim ehemaligen Milchhäuschen, um 15 Uhr ganze Familien auf herbeigetragenen Campingstühlen und Festbänken bequem, während die Getränke im Brunnen kühl gehalten wurden. Weitere Fans sassen auf dem besonnten Wiesenbord gegenüber. Auf die Strasse hatte schon im Vorfeld jemand mit grossen weissen Buchstaben «REMCO REMCO REMCO» gepinselt – den Namen des Favoriten und nachmaligen Siegers des Zeitfahrens, Olympiasieger Remco Evenepoel aus Belgien.
Kein Durchkommen für Autofahrer
«Hier kommen die Velofahrer nicht alle zusammen vorbei, sondern einer nach dem anderen, weil sie einzeln auf die Strecke geschickt werden», erklärte ein engagierter Vater seinem Sohn. Und zisch – schon ist wieder einer vorbeigeflitzt. Beim Milchhäuschen müssen die Athleten eine scharfe Rechtskurve fahren und die Steigung der Pfannenstielstrasse in Angriff nehmen, bevor sie etwas weiter oben im 90-Grad-Winkel nach links in die schnurgerade Mittelbergstrasse einbiegen. Eskortiert werden sie nicht nur von ihren Begleitfahrzeugen, sondern auch von Motorradfahrern der Polizei.
Keine Chance hatten hingegen die normalen Autofahrer. Alle paar Minuten musste wieder einer umdrehen, der sich irgendwie im Labyrinth der Absperrungen und Fahrverbote verloren hatte. Insgesamt war es aber an diesem Sonntag im Dorf erstaunlich ruhig – wahrscheinlich hatten sich die Meilemerinnen und Meilemer darauf eingestellt, gar keine Experimente zu wagen, sondern vorsichtshalber das Auto ganz in der Garage zu lassen. Nicht alle hatten Freude daran, und viele beklagten auch die ungenügenden Informationen seitens des Veranstalters Union Cycliste Internationale.
Velos in Heuballen
So etwa Adrian Haggenmacher. Der Landwirt vom Hof Hinterburg stellte einen Traktor mit Anhänger an die Strecke. Auf dem Anhänger: Ein halbes Dutzend Heuballen, in denen Velos steckten, darüber ein Transparent mit der Aufschrift «Wenn das UCI schlecht informiert». Auf Social Media erklärte Haggenmacher seinen Unmut damit, dass er als Landwirt bei dem schönen Wetter eigentlich einen Haufen Arbeit hätte. «Aber ich muss sie liegen lassen, weil ich dafür alle fünf bis zehn Minuten die Strasse kreuzen müsste, oder sogar mal während fünf Minuten auf der Strasse fahren sollte, und dafür gibt es keine Ausnahmebewilligung.»
Die Rad-WM mit ihren Sperrungen und Umleitungen dauert noch bis am Sonntag, 29. September.
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