Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Die Mittwochgesellschaft feierte auf der Panta Rhei

Die Sonne hatte ihren goldenen Teppich für die Jubiläumsfeier ausgerollt, so dass sich nach Ablegen des Schiffes in Meilen die Menschen gerne auf den Freiluftdecks versammelten, dem Rauschen der Bug- und Heckwellen lauschten oder sich an der Musik der aufspielenden Künstler erfreuten.

Der Vorstand der Mittwochgesellschaft war passend seemännisch gekleidet: Chantal Sturzenegger Meyer, Co-Präsident Alain Chervet, Samuel Krämer, Co-Präsidentin Catrina Erb Pola, Reto Kappeler, Jacqueline Sprenger und Regula Litschig (v.l.).

Die grosse und komfortable Panta Rhei bot nicht nur genügend Platz für die zahlreiche Festgesellschaft. Sie bot mit der Mischung aus geschlossenen Festräumen und offenen Freiluftdecks auch den idealen Rahmen für Zerstreuung und Konzentration.

Zu Tisch mit Bekannten und Noch-nicht-Bekannten

Zunächst galt es, den Tisch zu suchen, an dem man den Abend über zusammen mit Bekannten und Noch-nicht-Bekannten sitzen würde. Und weil alle beim Eingang ein Glas Wein mitbekommen hatten, gab es immer wieder Gelegenheit, hier und da anzustossen. So begleitete das muntere Klirren der Gläser das fröhliche Gemurmel der Feiernden.

Schliesslich wurde die Festgesellschaft gebeten, die Plätze einzunehmen, denn die Vorspeise wurde serviert. Nun begann ein schöner Wechsel von Reden, musikalischen Darbietungen und einer ausgezeichneten Menüfolge. Die Vorstandsmitglieder der Jubilarin hatten sich alle in maritimes Blau gekleidet, wobei auch eine gewisse Rangordnung nicht zu übersehen war. So hatte sich Co-Präsident Alain Chervet standesgemäss in eine Kapitänsuniform geworfen.

Das veranlasste den Gemeindepräsidenten Christoph Hiller, der mit den Dienstgraden zur See offensichtlich besser vertraut ist, zur ironischen Bemerkung, dass der Festkapitän sich der kulturellen Aneignung schuldig mache und mindestens einen Balken zu viel an der Uniform trage.

Geburtstagsgeschenk: Wissenschaftliche Erforschung

Die Redezeitbeschränkung auf drei Minuten führte zu einem weiteren freundlichen Seitenhieb. Wenn das Co-Präsidium das von ihm verlange, kenne es ihn offensichtlich nicht und habe wohl auch sonst noch nie mit Politikern zu tun gehabt. Damit setzte Hiller gekonnt den heiter-fröhlichen Ton, der sich dann auch durch den weiteren Abend zog. Nicht ohne Stolz aber gratulierte er auch der Gesellschaft zu ihrem hohen Alter und lobte ihr nach wie vor attraktives Jahresprogramm, das trotz unmittelbarer Nähe zur Grossstadt Zürich ein regelmässiges, qualitativ anspruchsvolles Kulturangebot für Meilen biete.

Als Geburtstagsgeschenk kündigte der Gemeindepräsident an, dass die Gemeinde ein Mandat sponsere zur wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte der Mittwochsgesellschaft. Ein grosszügiges Geschenk für die Grande Dame des Meilemer Kulturlebens.

Live-Klänge von Meilemer Künstlern

Musikalisch hatte die Jubilarin ebenfalls ganz auf Meilen, genauer auf Feldmeilen, gesetzt. Anna Känzig, die dieses Jahr am Festival da Jazz mit dem renommierten Franco Ambrosetti Award ausgezeichnet worden ist, berührte zusammen mit ihrem Geiger Hong Yip durch ihre poetisch-klangreiche Musik. Mit Florian Fox trat ein weiterer Feldner auf, der mit seiner warmen und kraftvollen Stimme und der schwungvollen Country-Musik die Herzen und Hände der Festgesellschaft bewegte.

Unterhaltung und Belehrung

Als Festredner hatte die Mittwochgesellschaft den Dorfmeilemer Stephan Klapproth gewinnen können. Der ehemalige «10vor10»-Moderator unterhielt und belehrte denn auch die Anwesenden ganz im Sinne der Gründungsstatuten. Denn die hatten als Zweckbestimmung die «Unterhaltung und Belehrung» zum Ziel.

Die Landbevölkerung war damals mehrheitlich des Lesens unkundig und damit auch politisch wenig gebildet. Das wollten die Gründerväter ändern und ergriffen diese Aufgabe sehr geschickt. Denn, so Klapproth: «Nur unterhaltende Belehrung ist gute Belehrung. Und nur Unterhaltung, die auch belehrt, ist gute Unterhaltung.»

Humorvoll und rhetorisch gewohnt hervorragend führte er aber auch einige Highlights aus der Geschichte der Gesellschaft an, die nur den wenigsten bekannt gewesen sein dürften.

Ein reicher Abend

So war die Mittwochgesellschaft für die Errichtung der ersten Telefonverbindung in Meilen verantwortlich, lockte mit geschicktem Vorgehen die Filiale der Zürcher Kantonalbank nach Meilen, finanzierte den ersten Leichenwagen und half bei der Anschaffung des ersten Krankenwagens mit. Sie unterstützte 1927 Pfarrer Oskar Frei bei der Lancierung eines Heimatmuseums, das dann 1985 als Ortsmuseum eröffnet werden konnte, und in jüngerer Vergangenheit war sie Ideen- und Taktgeberin beim Umbau des «Löwen».

Während des ganzen Abends ging der Magier Pat Perry von Tisch zu Tisch und verblüffte die Gäste mit Kartentricks und «telepathischem Wissen». Kurz vor Schluss schaffte er es sogar noch an den Präsidententisch und versetzte auch diese Runde in staunendes Lachen.

Die Panta Rhei war längst auf dem Rückweg nach Meilen, als die Festgesellschaft wieder vermehrt zirkulierte. Und immer wieder traf man sich auf den Freiluftdecks, liess seine Augen über den dunklen See gleiten, wo der Mond mittlerweile seinen orange-silbernen Teppich ausgerollt hatte und die Menschen zum Schweigen und Lauschen einlud.

So endete ein reicher und in jeder Hinsicht gelungener Jubiläumsanlass, der damit zugleich Sinnbild wurde, für den Reichtum, den diese alte Dame den Meilemern immer wieder zu bieten vermag.

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