Meilener Anzeiger AG
Bahnhofstrasse 28
Postfach 828
8706 Meilen
Telefon 044 923 88 33
info(at)meileneranzeiger.ch
Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
AZ Meilen · Bahnhofstrasse 28 · 8706 Meilen · Telefon 044 923 88 33 · info(at)meileneranzeiger.ch
Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Anfang dieses Jahrtausends hat Marielen Uster gemeinsam mit dem Galeristen Stephan Stucki die Kulturschiene aus der Taufe gehoben. Nun steht ein Ende mit Wehmut bevor – das heutige Konzert ist die vorläufig letzte Veranstaltung.
Den Mitgliedern des Vereins «Freunde der kulturschiene» hat Marielen Uster bereits per Post mitgeteilt, dass die Kleinkunstbühne schliesst. Die vielen persönlichen Reaktionen darauf seien ein schönes Trostpflaster, sagt sie: Alle finden es ausgesprochen schade, dass es die Kulturschiene nicht mehr geben wird, und sie erinnern sich gerne zurück an das vielseitige, anspruchsvolle, originelle Programm, das jeweils von März bis November gezeigt wurde.
Im Winter war der ehemalige SBB-Güterschuppen beim Bahnhof Herrliberg-Feldmeilen geschlossen, weil schwierig zu heizen, insofern ist das heutige ausverkaufte Gospel-Konzert mit Christina Jaccard eine Ausnahme und gleichzeitig der Schlusspunkt. «Vielleicht folgt im Frühling noch eine Abschiedsparty», sagt Marielen Uster, so genau festlegen mag sie sich nicht, zu sehr schmerzt sie das Wissen, dass sie ihr «Baby» nun abgeben wird.
Die Privatschule Portanova übernimmt
Immerhin wird der Güterschuppen nicht leer stehen: Einziehen wird die Privatschule Portanova Meilen, die den Raum in den letzten Wochen punktuell nutzte und ihn als Ort zur Förderung der Kreativität der Schülerinnen und Schüler, aber auch für Elternversammlungen benötigte. Die Bühne und die Bühnentechnik bleiben erhalten, so dass weiterhin «die eine oder andere Veranstaltung für die Öffentlichkeit» möglich ist, wie Marielen Uster in ihrem Mail an die Mitglieder des Unterstützungsvereins der Kulturschiene schreibt.
Sie hat ihr persönliches Hab und Gut aus der Kulturschiene bereits nach Hause nach Zollikon gebracht, unter anderem 20 Kilo Papier: Es handelt sich um Dokumentationen zu auftretenden Künstlern und um Kunstbücher, zusammengetragen in den letzten zwei Dekaden. Es war 1998, als Marielen Uster für Federico Pfaffens Kleintheater «Herzbaracke» arbeitete, wo sie den inzwischen verstorbenen Galeristen Stephan Stucki kennenlernte. Stucki und Uster beschlossen, gemeinsam einen Raum für eine Galerie zu suchen. «Ich entdeckte den Güterschuppen mit der Banderole ‘Lagerraum zu vermieten’», erzählt Marielen Uster, «was schliesslich zu einem unbefristeten Vertrag mit der SBB führte.» Die beiden steckten Hunderte von Stunden Fronarbeit in den Raum und eröffneten im Jahr 2001.
300 schöne Erinnerungen
Ab 2007 hatte Marielen Uster die Leitung alleine inne, die Kulturschiene finanzierte sich noch zum grössten Teil selber. 2011 wurde gemeinsam mit dem damaligen Herrliberger Gemeindepräsidenten Walter Wittmer der Unterstützer-Verein «Freunde der kulturschiene» gegründet, dazu kamen Beiträge der Gemeinden Herrliberg und Meilen sowie vom Kanton und von privaten Gönnern.
«Insgesamt 300 schöne Erinnerungen» habe sie an die vergangenen Jahre, sagt Marielen Uster – ungefähr so viele Veranstaltungen hat sie organisiert. Das Programm umfasste neben Kunst- und Fotoausstellungen Jazz-, Klassik-, Gospel- und andere Konzerte, Stummfilme mit Live-Orchester, Solo-Theaterabende und andere Kleinkunst, sogar Emil füllte den rund 100 Plätze umfassenden Raum mit hervorragender Akustik viermal. Als Pièce de résistance galten die Klangchroniken des Musikers, Dirigenten und Medienschaffenden Armin Brunner, die immer in der Kulturschiene Premiere feierten. Ein Highlight war auch die Feier zum 125-jährigen Bestehen der rechtsufrigen Zürichsee-Bahn vor drei Jahren, die allerdings das Stromnetz des Güterschuppens auf eine harte Probe stellte: «Als es hinter der Bühne immer stärker zu ‘schmürzelen’ begann, krochen Feuerwehrmänner unauffällig zum Sicherungskasten, um den Strom zu kappen», erzählt Marielen Uster lachend.
Mehr Zeit für Tochter und Enkelkind
Weshalb ausgerechnet jetzt die Zeit für die Selbst-Pensionierung gekommen ist: «Ich möchte mich mehr um meine Tochter und mein Enkelkind kümmern, die in Madrid wohnen, und ich möchte mich mehr im sozialen Umfeld betätigen», sagt die 74-Jährige. «Wie ruhig der Ruhestand dann tatsächlich sein wird, werde ich sehen.»
Meilener Anzeiger AG
Bahnhofstrasse 28
Postfach 828
8706 Meilen
Telefon 044 923 88 33
info(at)meileneranzeiger.ch