Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Die Gemeinde stellt sich auf viele Kriegsvertriebene ein

Knapp sechs Wochen nach Beginn des Krieges sind über 50 Personen aus der Ukraine in Meilen eingetroffen, und es werden nun täglich mehr. Die Gemeinde ist gefordert.

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Wie in der ganzen Schweiz sind die Kriegsvertriebenen vorwiegend Frauen und Kinder. Manche von ihnen sind direkt bei Gastfamilien untergekommen, andere wurden der Gemeinde Meilen vom Kanton zugewiesen.

Registrierung bei der Einwohnerkontrolle

«Es kann durchaus sein, dass uns einige Personen nicht bekannt sind», sagt Gemeindeschreiber Didier Mayenzet: «Gut wäre, wenn sich alle Flüchtlinge zumindest bei der Einwohnerkontrolle registrieren lassen, unabhängig davon, ob sie den S-Status für Schutzbedürftige beantragen oder nicht.»

Die Gemeinde empfiehlt indes allen Flüchtlingen, den Status S zu beantragen. Damit werden sie behandelt wie vorläufig aufgenommene Personen im regulären Asylsystem: Nachdem sie den Schutzstatus erhalten haben, können sie u.a. Asylsozialhilfe beantragen, und es wird eine Krankenversicherung für sie abgeschlossen. Durch die Sozialabteilung wird bereits jetzt in einzelnen Fällen Soforthilfe in Form von Gutscheinen oder Notfallhilfe in bar geleistet.

Unterkunft bei Privaten und in gemieteten Liegenschaften

Es ist die Aufgabe der Gemeinde, den vom Kanton zugewiesenen Personen eine Unterkunft anzubieten. Bis jetzt gibt es diesbezüglich in Meilen keine Engpässe. «Erfreulicherweise ist die Hilfsbereitschaft von Privatpersonen sehr gross», sagt Didier Mayenzet, «es sind 19 verbindliche Angebote bei der Gemeindeverwaltung eingegangen, von sieben haben wir inzwischen Gebrauch gemacht.» Momentan sind die meisten Zugewiesenen privat untergebracht. Zwei Familien wohnen in einem von der Gemeinde gemieteten Einfamilienhaus, zwei weitere Wohnungen werden jetzt bereitgestellt. Sogar die Anlagen des Zivilschutzes werden aktuell hergerichtet – für den Notfall.

Die vom Kanton zugewiesenen Flüchtlinge werden, sobald sie ihre Unterkunft bezogen haben, von der ORS Service AG betreut und unterstützt, mit welcher die Gemeinde einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen hat, und die sich bereits seit Jahren um Asylsuchende kümmert. Jene Kriegsvertriebenen, die ihre Gastgeber direkt gefunden haben – etwa via persönliche Kontakte, Facebook oder Telegram – können sich bei Fragen an die Sozialabteilung wenden.

Merkblatt mit Angeboten für Flüchtlinge

Seit dem 25. März tagt wöchentlich freitags ein Krisenstab unter der Leitung von Gemeindepräsident Christoph Hiller mit Sozialvorsteher Hanspeter Göldi, Sicherheitsvorsteher Thomas Steiger und Liegenschaftenvorsteherin Irene Ritz, dem Gemeindeschreiber, dem Leiter der Sozialabteilung und dem Chef des Zivilschutzes. Jeden Freitag wird die Situation beurteilt, und es werden die nächsten Schritte beschlossen.

Man ist sich bewusst, dass die Flüchtlinge nach der Unterbringung auf weitere Hilfe angewiesen sind: Deutschkurse, Jobvermittlung, Kleiderangebote, Dolmetscher, Beschäftigung, Vernetzung mit anderen ukrainischen Vertriebenen. Die entsprechenden Angebote sind ab sofort auf der Gemeinde-Website (www.meilen.ch) abrufbar, zusätzlich liegen auf der Gemeindeverwaltung Merkblätter auf. Konkret organisiert wurden Vernetzung und (auch digitaler) Deutschkurs im Café Grüezi International der reformierten Kirche, ein Deutschkurs und ein Mutter-Kind-Spieltreff im Treffpunkt Meilen, ein Deutschkurs des Frauenvereins Dorfmeilen und ein Mutter-Kind-Treff der Freikirche Chrischona.

Entschädigung für Gastgeber?

Pro Monat und Flüchtling mit Status S bezahlt der Bund den Kantonen 1500 Franken. Davon gehen nach Abzug der Krankenkassenprämie gut 1200 Franken an die Gemeinde für Unterstützung, Unterbringung, Betreuung und Integration. Die Pauschale ist jedoch nicht kostendeckend. Über die Höhe einer allfälligen Entschädigung für Gastgeber, die eine solche wünschen, habe die Sozialbehörde noch nicht entschieden, sagt der Gemeindeschreiber: Die meisten Gastgeber wünschten jedoch explizit keine Entschädigung.

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