Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Die Entdeckung des Unsichtbaren

Gestern vor einer Woche fand im Ortsmuseum Meilen und im Jürg-Wille-Saal des «Löwen» die grosse Vernissage der Ausstellung «Detail Reich – Johann Jakob Meyer, Die Entdeckung des Unsichtbaren» der Alfred und Margaretha Bolleter-Stiftung statt. Die Ausstellung ist bis am 14. Dezember zu besichtigen.

Eigens für die Ausstellung gefertigte Holzkonstruktionen präsentieren J.J. Meyers Werke optimal. Fotos: MAZ

In regelmässigen Abständen – heuer zum fünften Mal – zeigt die Bolleter-Stiftung im Ortsmuseum Meilen Ausstellungen mit Bildern ihrer Sammlung von Johann Jakob Meyer. Über 700 Werke des Meilemer Vedutenmalers befinden sich im Besitz der Stiftung. Einige von ihnen wurden nun in einer ganz besonderen Ausstellung inszeniert.

Wer das Ortsmuseum betritt, wird von einer riesigen Leinwand empfangen, auf der auf mehreren Metern Breite ein Bild des Meilemer «Reisenden mit Zeichenstift», wie er beschrieben wird, in vielfacher Vergrösserung in perfekter Qualität aufgezogen wurde. In der Mitte der Leinwand ein Rechteck, dass eine einzelne Stelle des Bildes noch einmal in Vergrösserung zeigt. Die Idee dahinter: Den Blick auf die kleinen Details in den sehr genau gezeichneten Bildern zu lenken. Zwei weitere stark vergrösserte Bilder laden die Besucherinnen und Besucher ein, näher hinzusehen und die Details genau zu betrachten.

In den Räumen links und rechts des Eingangs stehen Holzkonstruktionen in wunderbarem Dunkelgrün und Dunkelrot, an denen weitere Bilder von J.J. Meyer optimal in Szene gesetzt wurden. Sie nehmen die Stimmung der Räume und des Hauses optimal auf, lenken den Blick des Betrachters aber in einzigartiger Weise auf die gezeigten Werke, ohne, dass diese sich an den Wänden der Räume verlieren. Im Gewölbekeller im Untergeschoss wurde gar eine Art Kabinett in fröhlichem Lila aufgebaut, um die Landschaftsmalereien zu präsentieren.

Gestaltet und umgesetzt wurde die einmalige Ausstellung von Star-Designer Alfredo Häberli – gemeinsam mit seinem langjährigen Mitarbeiter Dominic Plüer. Keine alltägliche Sache für ein Ortsmuseum. Alfredo Häberli ist stolzer Feldmeilemer und obwohl er üblicherweise Ausstellungen im Kunsthaus oder auf internationaler Ebene kuratiert, konnte er die Anfrage von Judith Bollinger – Stiftungsrätin der Bolleter-Stiftung und Freundin der Familie Häberli – nicht ausschlagen: «Ich wollte meiner Wohngemeinde etwas zurückgeben, etwas für die Meilemer Bevölkerung kreieren», sagte er. Und weil ihm die Bilder von J.J. Meyer gefielen, sagte er zu. Unter der Bedingung, dass er sein eigenes Ding machen darf und die Ausstellung nach seinen Vorstellungen gestalten kann.

Die Kunst des genauen Beobachtens

«Beobachten ist die schönste Form des Denkens», ist Häberli überzeugt. Und in einer immer schnelllebigeren Welt geht diese Beobachtungsgabe immer mehr verloren. Hier möchte Häberli mit der Ausstellung einen Kontrast setzen, dazu einladen Inne zu halten und sich Zeit zu nehmen, in die Details der Bilder einzutauchen. Auch mal eine Lupe zur Hand zu nehmen um noch genauer hinzusehen.

Die Art, wie die Bilder in den Räumlichkeiten präsentiert werden, soll zudem Spannung erzeugen und den Kunstwerken Platz zum Wirken geben.

Wie so eine Ausstellung zustande kommt, wird im 1.Stock des Museums anhand von Bildern und Modellen gezeigt: nicht alle Ideen werden weiterverfolgt, das Ausstellungsdesign entsteht in einem kreativen Prozess. Begleitend zur Ausstellung entstand ein Booklet mit nützlichen Informationen zur Ausstellungsentstehung, zum Künstler J.J Meyer und zur Vision und Motivation des Kurators Alfred Häberli. Es ergänzt den Besuch im Museum optimal.

Musikalische Höhenflüge

Für die eigentliche Vernissage wurde die Lokalität gewechselt: Im Jürg-Wille-Saal des «Löwen» wurden die zahlreichen Besucherinnen und Besucher von Franziska Tanner (Stiftungsrätin der Bolleter-Stiftung) begrüsst, bevor das Sinfonie Orchester Meilen (SOM) mit der Darbietung des «Tryptique für Streichorchester» des japanischen Komponisten Yasushi Akutagawa begeisterte. Julia Hübner, Kuratorin des Ortsmuseums überbrachte den Dank des Museums an die Bolleter-Stiftung und schaute zurück auf die bisherig en Ausstellungen von Johann Jakob Meyers Bildern. Judith Bollinger stellte den Ausstellungsmacher in einer Laudatio vor und Alfredo Häberli erzählte aus erster Hand, was Meilen –insbesondere Feldmeilen – ihm bedeutet und warum er diese Ausstellung mit viel Freude kreierte. Balz Müller (Stiftungsrat der Bolleter-Stiftung) erörterte, was Vedutenmalereien eigentlich sind und informierte über das Leben und Schaffen von J.J. Meyer. Eine weitere ganz besondere Darbietung boten die Bläser des SOM: sie spielten die 1881 entstandene «Serenade», die vom damals 17-jährigen Komponisten Richard Strauss für 13 Bläser komponiert wurde. Im Anschluss an die feierliche Vernissage waren alle Besucherinnen und Besucher zum Apéro eingeladen.

Die Baumgartenalp erinnert an Peter Jenny

Übrigens: das eingangs erwähnte Bild auf der grossen Leinwand zeigt die Baumgartenalp. Dort befindet sich heute das Pumpspeicherwerk Limmern, ein Projekt, dass vom verstorbenen Alt-Gemeinderat Peter Jenny geplant und vor einem Jahr auf dem Gemeinderats-Ausflug seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen gezeigt, erklärt und präsentiert wurde. Das PSWL ist mit einer Leistung von 1000 MW eine riesige Batterie in den Glarner Alpen. Erst vor kurzem hat die Gemeinde eine Spende an die Baumgartenalp-Stiftung getätigt – im Gedenken an Peter Jenny.

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