Meilener Anzeiger AG
Bahnhofstrasse 28
Postfach 828
8706 Meilen
Telefon 044 923 88 33
info(at)meileneranzeiger.ch
Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
AZ Meilen · Bahnhofstrasse 28 · 8706 Meilen · Telefon 044 923 88 33 · info(at)meileneranzeiger.ch
Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Kommende Woche findet der 69. Eurovision Song Contest in Basel statt, nachdem Nemo letztes Jahr in Schweden für die Schweiz gewonnen hat. Sandra Studer moderiert gemeinsam mit Michelle Hunziker und Hazel Brugger live vor einem Millionenpublikum.
Auch wenn in den zahlreichen Medienberichten über Sandra Studer als Wohnort jeweils Zürich angegeben wird: die Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin lebt schon seit vielen Jahren in Feldmeilen, heute zusammen mit ihrem Mann Luka Müller und den zwei Kindern Nina (18) und Julia (17), Sohn Gian (26) und die älteste Tochter Lili (24) sind inzwischen ausgeflogen.
Seit zwei Wochen ist die 56-Jährige nun aber meist in Basel anzutreffen, bei den Proben für den Eurovision Song Contest, dessen Finale mit 26 Ländern am Samstag, 17. Mai über die Bühne geht; am kommenden Dienstag und am Donnerstag laufen die Halbfinals. Es ist ein Live-Fernsehereignis von gigantischem Ausmass – am TV schauen rund 160 Millionen Menschen zu, auf Social Media nochmals ein paar Dutzend weitere Millionen. Wer hier auftritt, braucht also starke Nerven und eine gute Kondition: Es werden in sechs Tagen zwölf volle Durchläufe durchgespielt, damit bei den drei Live-Sendungen auch wirklich alles reibungslos klappt.
Wir haben uns mit Sandra Studer über die Probenarbeit unterhalten, über ihre familiäre Stütze in Basel und darüber, was am ganzen Auftritt überraschenderweise das Schwierigste ist.
Frau Studer, als wir im Januar den heutigen Interviewtermin vereinbarten, schrieben Sie, dass Sie sich sehr auf das «Abenteuer ESC» freuen. Was war bisher das Abenteuerlichste, das Sie in Basel erlebt haben?
Die schiere Dimension des Ganzen. Das haut einen um! Die einzelnen Puzzlesteine sind für mich ja eigentlich nichts Neues, ich kenne grosse Hallen und grosse Teams, aber hier ist alles noch viel grösser, das Grösste, was ich je erlebt habe. Die LED-Wände, die über 4000 Scheinwerfer, 28 Kameras, die unzähligen herumwuselnden Leute, die vielen Sprachen – du merkst, du bist ein Rädli im Ganzen. Allerdings stehst du schlussendlich doch zuvorderst… (lacht).
Sie haben zur Unterstützung Ihre Tochter Lili mitgenommen. Ist sie die ganze Zeit dabei?
Ja, und sie ist eine grosse Hilfe. Sie ist sehr kommunikativ und weiss schnell, was man braucht, ohne sich aufzudrängen. Vielleicht nimmt sie da einiges aus der Hotelfachschule in Lausanne mit, die sie gerade abgeschlossen hat. Mit Hazel Brugger versteht sie sich auch prima und kann sie unterstützen, nicht zuletzt mit ihrem ESC-Wissen. Lili ist ein riesiger ESC-Fan. Sie kennt das ESC-Universum der letzten Jahre besser als ich!
An wie vielen Stunden pro Tag wird geprobt?
Am Arbeiten bin ich jetzt eigentlich ständig. Proben bedeutet aber nicht, dass wir Moderatorinnen dauernd auf der Bühne stehen, das ist sogar eher selten der Fall. Am meisten arbeiten wir mit unserer Head Writerin Nicole Simmen an den Skripts, dazu kommen Outdoor-Drehs, Pressetermine, Kostümproben… Man muss vieles auswendig lernen, wir können längst nicht alles vom Teleprompter ablesen. Die Abläufe sind streng getimt, wir galoppieren sozusagen durch die Sendungen und müssen schauen, dass wir im Sattel bleiben!
Die Outfits der Moderatorinnen stehen noch nicht fest?
Nein, das ist tatsächlich auch jetzt noch «work in progress».
Wovor haben Sie am meisten Respekt?
Vor dem Voting im Finale! Als Zuschauerin schien mir das immer ziemlich simpel, aber es sieht viel einfacher aus, als es für die Moderatorinnen ist. Wir sehen vieles nicht, was man am TV sieht, dafür anderes, was der Zuschauer nicht mitbekommt, zusätzlich sprechen zwei Personen via «Knopf» ins Ohr mit uns und zwei Bildschirme liefern weitere Infos. Das muss man im Hirn erstmal richtig zusammenbringen – üben kann man das aber nur schwer.
Wie in der Schweizer Illustrierten nachzulesen war, waren Ihre beiden Co-Moderatorinnen Michelle Hunziker und Hazel Brugger bei Ihnen in Feldmeilen zu Besuch.
Es war unser erstes persönliches Treffen Anfang Jahr. Sie kamen heimlich, beide mit dem Auto, und wir verliessen das Haus nicht. Ich glaube, nicht einmal die Nachbarn merkten etwas.
Was würden Sie ihnen von Meilen zeigen, falls sie nach dem ESC nochmals vorbeikommen?
Beide schätzen Ruhe und Privacy – ich würde mit ihnen kochen, essen und im Garten sitzen.
Heute sind Sie selber auch zu Hause.
Ja, es ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich kurz abgehauen bin (lacht)! Ich konnte also meinen Tag selber planen, auch musikalisch noch ein paar Sachen machen. Heute Abend ist aber eine Pause geplant: Alle vier Kinder sind da und wir schauen mit Freunden ein Fussballspiel. Dazu gibt es Spaghetti, und ich hoffe, dass mein Kopf dann mal zu rattern aufhört.
Was ist der grösste Unterschied vom heutigen ESC zum Eurovision Song Contest von 1991, als Sie in Rom mit «Canzone per te» die Schweiz vertraten und den fünften Platz holten?
Auch hier – die Grösse. Es gab damals noch keine Halbfinals, viel weniger Technik, man musste in der Landessprache singen, die Bühne war klein. Es spielte ein Live-Orchester, das war ein ganz anderer Sound. Heute wird mehr verlangt, nämlich ein Gesamtkunstwerk samt Show.
Welche Art von Beitrag gefällt Ihnen persönlich am besten? Komposition oder Show?
Wenn ich merke, da wurde wirklich komponiert und Musik geschrieben, dann zieht mich das an. Ich bin aber auch sehr beeindruckt von den Shows. Nemo letztes Jahr war ein fantastischer Mix aus einem tollen Song und einer Inszenierung, die das Ganze auf ein noch höheres Level hob. Für mich war klar, dass das für eine sehr gute Platzierung reichen würde.
Was machen Sie als Erstes, wenn Sie nach dem Finale wieder zu Hause in Meilen sind?
Ich denke manchmal, ich werde so geschafft sein, dass man mich dann mit der Ambulanz ins Spital Männedorf fahren muss… Oder werde ich schweben, weil alles so toll gelaufen ist? Aber im Ernst, als Allererstes werde ich schon in Basel die High Heels von mir werfen, und zu Hause werde ich in meinen Alltag und in meinen Haushalt zurückkehren, mit Kindern, die in die Schule gehen und einem Garten, der gewässert werden will.
Meilener Anzeiger AG
Bahnhofstrasse 28
Postfach 828
8706 Meilen
Telefon 044 923 88 33
info(at)meileneranzeiger.ch