Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Die Alten sind die Neuen

Das Atelier Theater Meilen präsentiert mit dem Stück «Wir sind die Neuen» eine temporeiche Komödie, die sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken anregt.

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Eine Alters-WG – klingt das nicht verlockend? Ja, sicher, finden Anne, Johannes und Eddi. Die drei Alt-68er kennen und mögen sich seit ihrer Jugend. Weil sie alle Singles sind und das Geld im Ruhestand knapp, beschliessen sie zusammenzuziehen. Gemeinsam wollen sie die guten alten Zeiten aufleben lassen: Endlose Gespräche bis in die frühen Morgenstunden führen, begleitet von reichlich Alkohol, laute Musik laufen lassen und Party machen.

Konflikte vorprogrammiert

Doch da haben sie die Rechnung ohne die andere Wohngemeinschaft im Haus gemacht. Diese besteht aus drei Studenten und verfolgt komplett andere Ziele. Lernen und leisten lautet hier das Motto, dem alles untergeordnet wird. Die Konflikte zwischen diesen ungleichen Wohnparteien sind vorprogrammiert, zumal sich das Haus als extrem schalldurchlässig erweist. Worum es bei den Auseinandersetzungen konkret geht und wie sie sich am Schluss auflösen, das sei hier nicht verraten. Nur so viel: Die Umkehrung von Klischees sorgt für viele Lacher, denn die Alten erweisen sich als offen, locker und tolerant, während die Jungen vor allem zu Beginn getrieben, gestresst und abweisend erscheinen.

Diese Gegensätze gibt auch das gelungene Bühnenbild wieder. Auf dem bekanntlich kleinen Platz der Heubühne werden zwei vollkommen unterschiedliche Welten dargestellt: Bei den Jungen herrscht Minimalismus und rigorose Ordnung, bei den Alten etwas lotterige, kuschelige Gemütlichkeit.

Komödie mit Tiefgang

Das Ensemble überzeugt unter der Regie von Brigitte Amrein durchwegs mit seiner Interpretation der unterschiedlichen Gefühlslagen, die das Stück erfordert. «Wir sind die Neuen» funktioniert in erster Linie als Komödie mit scharf umrissenen, zum Teil überspitzten Charakteren, aber sie lässt auch Raum für feinere Töne, die das Ensemble gekonnt umzusetzen weiss. Das Stück, das auf dem gleichnamigen Film des deutschen Regisseurs Ralf Westhoff basiert, beinhaltet gesellschaftskritische Elemente, die gerade bei der jetzigen Weltlage relevant sind. Mitmenschlichkeit trotz unterschiedlicher Auffassungen, Toleranz und Empathie für die Situation anderer Menschen und aktive Hilfe und Unterstützung – das sind einige Themen, die das Stück anspricht. Apropos Empathie und Unterstützung: Wie für alle Kunstschaffenden war die Corona-Pandemie auch für das Atelier Theater Meilen eine sehr schwierige Zeit. Umso mehr freut sich Annegret Trachsel, die seit 1993 die künstlerische Leitung innehat, dass nun wieder eine Produktion möglich wurde. «Die Proben für dieses Stück haben unglaublich viel Spass gemacht», erklärt sie. Hier zeigt sich kein Generationenkonflikt: «Alle Beteiligten sind mit so viel Herzblut dabei – die Jungen wie die Alten. Da gibt es keinen Unterschied.» Diese Begeisterung überträgt sich offensichtlich auf das Publikum, das sich für die gelungene Aufführung mit langanhaltendem Applaus bedankt.

Das Stück wird noch bis am 27. November gezeigt, Spielplan und Reservationen über www.ateliertheater-meilen.ch oder Papeterie im Dorf, Dorf 21, Herrliberg, Tel. 044 915 25 66.

Demnächst im Programm

«SoKo Schafskopf ermittelt» – Figurentheater zur Weltlage für Kinder ab 8 Jahren und alle anderen. Atelier Theater Meilen, Heubühne, Samstag, 3. Dezember, 15 Uhr.

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