Meilener Anzeiger AG
Bahnhofstrasse 28
Postfach 828
8706 Meilen
Telefon 044 923 88 33
info(at)meileneranzeiger.ch
Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
AZ Meilen · Bahnhofstrasse 28 · 8706 Meilen · Telefon 044 923 88 33 · info(at)meileneranzeiger.ch
Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Pfarrer Mathias Zihlmann regt in seinem Artikel vom 13. September im Meilener Anzeiger dazu an, sich sowohl mit den schönen als auch mit den schwierigen und schmerzhaften Aspekten des eigenen Lebens auseinanderzusetzen, damit wir besser zusammenarbeiten können.
Wenn wir andere unglücklich machen, vor den Kopf stossen, blossstellen, entwerten, ausnutzen, hintergehen oder bedrohen, so stehen meist unbewusste Meinungen über die Menschen und das Leben dahinter. Wir schädigen manchmal sogar Partner, Verwandte, Freunde oder Kollegen schwer, mit denen wir eigentlich freundschaftlich oder sogar liebend zusammenwirken wollen.
Schatten oder Irritationen in unserem Lebensstil versuchen fast alle zu beschönigen und mit äusseren Einflüssen oder Kindheitstraumata zu rechtfertigen, oder wir versinken in Schuldgefühlen, womit wir sicher nichts an uns ändern. Das Gegenteil wäre – wie Pfarrer Zihlmann vorschlägt – dass wir den Mut aufbringen – so schwer es fallen mag –, uns direkt und ungeschönt damit auseinanderzusetzen, was uns zu solchem Fehlverhalten bei unseren Mitmenschen führt.
Vielleicht glauben wir insgeheim, wir könnten nur gut leben, wenn wir besonders gut oder fehlerlos oder besser als andere dastehen. Oder wir wollen nie bezwungen werden. Oder das Leben muss so ablaufen, wie wir wollen. Scheint dies nicht zu gelingen, geht es nur noch darum, den eigenen oft unbewussten Wunsch mit allen Mitteln durchzusetzen, auch mit Beleidigtsein, Distanzierung oder Verweigerung. Dann werden auch Freunde und sogar Partner zu Gegnern.
Solche untauglichen und zerstörerischen Persönlichkeitsanteile entstehen in den ersten Lebensjahren. Es kommt ganz darauf an, wie man das Leben unbewusst gedeutet hat: Wie glaubt man, selbstwirksam zu sein, wie glaubt man, bedeutsam zu sein, wann glaubt man, gehört und gesehen zu werden. Es kann gut sein, dass man ganz misstrauisch wird und entsprechend alles gegen einen gerichtet auffasst.
Dieses Misstrauen entsteht nicht nur bei kritisierenden und entwertenden Eltern, sondern kann auch bei überbemühten Eltern entstehen: Ist jeder Wunsch des Kindes ein Befehl für die Eltern, erscheinen dem Kind alle Menschen als bedrohlich, einengend, stressig und bösartig, wenn diese seinen Wünschen nicht nachkommen. So glaubt es, sich wehren oder sogar heftig mehr Zuwendung einfordern zu müssen. Oder – mit derselben Deutung des Lebens – verzweifeln zu müssen, sogar in der Liebe und bei Kollegen.
Wie schön, wenn man diese lebensverhindernden und lebenszerstörenden Deutungen mit anderen zusammen als Irrtümer im Wahrnehmen, im Fühlen, Denken und Handeln erkennen kann. Und dann in die Lage kommt, diese zu hinterfragen und zu ändern, so dass mehr Realitätssinn entsteht und damit mehr Vertrauen, Mitmenschlichkeit und Kooprationsfähigkeit.
Meilener Anzeiger AG
Bahnhofstrasse 28
Postfach 828
8706 Meilen
Telefon 044 923 88 33
info(at)meileneranzeiger.ch