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Meilener Anzeiger AG
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Von den ursprünglich rund 16 Weihern aus dem 19. Jahrhundert sind heute in Meilen in unterschiedlichem Zustand genau deren drei übriggeblieben: der Zweienbachweiher, der Borbachweiher und der Bruederhalweiher.
Meilens historische Weiher sind – wie meistenorts – aus konkret kommerziellen Nützlichkeitsüberlegungen gebildet worden, als Mühle- oder Fabrikweiher, als Fisch- oder Feuerweiher, und nur die Eisweiher dienten im Winter zusätzlich auch dem Vergnügen.
Erst mit der Zeit, nicht zuletzt wegen der Elektrifizierung und dem Bau eines die ganze Gemeinde versorgenden Wassernetzes, nahm ihr anfänglicher Nutzen ab, und mit Glück sah man in ihnen den unkommerziellen Wert als Zierde der Landschaft. Dies war einerseits erfreulich, anderseits stellte sich nun bei abnehmendem Nutzen die Frage, wer für ihren Unterhalt und dessen Finanzierung zuständig sei.
Spezielle Gründe für das Verschwinden
Verschwunden sind die anderen einerseits wegen der oben geschilderten allgemeinen Entwicklung und andererseits aus je speziellen Gründen: der Rossbachweiher hauptsächlich unabsichtlich aus schierer Fahrlässigkeit, der Untere Mühleweiher, weil er mitten in den Häusern wohl besonders entbehrlich war, der Obere Mühleweiher wegen einer neuen Strassenführung, die Fischweiher, weil die dortige Fischzucht aufgehoben worden war, der mittlere Hänyweiher trotz VVM als Eigentümer wegen eines Dammbruchs als Folge mangelnden Unterhalts und weil er wegen des abgegangenen Weges weder zugänglich noch einsehbar war, und der Untere Hänyweiher wegen des Wegzugs der Eigentümerin und dem wohl im Vornherein beschränkten ökologischen Nutzen.
Meilemer Weiher schon immer klein
Gemeinsam ist oder war allen Meilemer Weihern, dass sie mit Ausnahme hauptsächlich des Bruderhalweihers nicht wie in Küsnacht, Uetikon oder Stäfa (aber auf der anderen Seeseite auch Horgen) auf einem Plateau angelegt worden waren, sondern in Tobeln. Diese erlauben wegen ihrer Enge und ihres Gefälles im Vornherein für Weiher nur eine beschränkte Grösse, und sie lassen, da zumeist bewaldet, wenig Sonnenlicht zu, was eine gut ausgebildete adäquate Ufervegetation verhindert.
Wir haben die ganze Serie mit einem Bild des Küsnachter Schübelweihers als eines grossen und beliebten Weihers begonnen. Dieser und sein Pendant, der Rumensee (der mit seiner Tiefe von bloss einem Meter auch nur ein typischer Weiher ist), waren erst Mühle-, Fabrik- oder Sägereiweiher, dienten dann der Eisgewinnung und sind heute vielbesuchte Zierweiher; der erste wird, wenn es geht, im Winter auch zum Schlittschuhlaufen benützt, der zweite ist zusätzlich Fischweiher. Beide sind indes um ein Vielfaches grösser als die Meilemer Beispiele, wie die Gegenüberstellung des zweitgrössten von Küsnacht mit dem grössten von Meilen in gleichem Massstab zeigt.
Wie man zu einem grösseren Weiher hätte kommen können
Um etwas heute Vergleichbares hervorzubringen, hätte also im 19. Jahrhundert der entsprechende Fabrikant oder Obermüller seinen Weiher statt im Dorfbach- oder Zweienbachtobel auf der ohnehin schon feuchten und vom Ormisbächli durchlaufenen Ormis (= «Urmoos»!) anlegen sollen, die damals weitestgehend unüberbaut war und beliebige Grösse und Besonnung zugelassen hätte. Dann wäre im Zweiten Weltkrieg auch keine Melioration dieses Plateaus nötig gewesen. Die Fussballer und anderen Sportler hätten auf diese Weise allerdings (und heute undenkbar) mit einer nicht mehr so zentralen Parzelle, wie sie jetzt zur Verfügung steht, anderswo, auf einem anderen Plateau, Vorlieb nehmen müssen…
Was nottut
Trotzdem gilt: Auch ohne einen anklägerischen Ton anzuschlagen, muss man feststellen, dass Meilen mit den abgegangenen Weihern Attraktionen verloren gegeben hat. So ist dreierlei zu wünschen, nämlich, dass
– erstens: zu den verbliebenen grösstmögliche Sorge zu tragen ist und die für den Erhalt eines Zierweihers nötigen Randbedingungen unbedingt zu erhalten sind,
– zweitens: ernsthaft zu prüfen ist, welche abgegangenen allenfalls auf irgend eine sinnvolle Art wiederhergestellt werden könnten und
– drittens: alle Bemühungen der neusten Zeit weitergeführt werden, der Natur – Fauna wie Flora – speziell dienliche Weiher und Tümpel zu bilden, wie wir dies in den beiden vorangegangenen Kapiteln geschildert haben. Allen dafür Verantwortlichen gehört entsprechender Dank.
Nochmals: Wie dargestellt, hätte Meilen punkto Grösse der Weiher auch in den besten Zeiten nie mit z.B. Küsnacht wetteifern können. Geblieben ist wenig, vergangen viel. Aber selbst das Vergangene sollte wenigstens im Gedächtnis unser kulturelles Erbe bleiben. Und mehr denn je sollen wir auch in Zukunft der Erhaltung einer artenreichen Natur Sorge tragen. Zu beidem wollte diese Serie, die damit beendet ist, einen Beitrag leisten.
Wichtigste Quellen
Wie man an die Materialien herankommt, sei hier nur pauschal erwähnt: Staatsarchiv Zürich (Wasserrechtsakten und Pläne), Landschaftsinventare, Heimatbuch- und Wikipedia-Artikel, viel Augenschein und viele mündliche und schriftliche Auskünfte (siehe unten). Ein exaktes Verzeichnis wird in der auf den Spätherbst hin geplanten Broschüre enthalten sein, welche, nach Tobeln geordnet, alle Bäche und Weiher enthalten wird.
Dank
Am meisten hat mit erbetenen und geleisteten Auskünften, Hinweisen und Korrekturen Michiel Hartman, Präsident des Naturschutzvereins, zu dieser Schrift beigetragen.
Zusätzlich habe ich für ein- oder mehrmalige Auskunft oder Dienstleistung sowohl zu den Bächen als auch zu den Weihern zu danken (in alphabetischer Reihenfolge): Christian Arber (GV Küsnacht), Peter Bösch, Thomas Buchmüller, Alain Chervet, Phuntsok Chokchampa (BA Herrliberg), Ueli Dolder, Michel Gatti, Hermann Häsler, Hans Isler, Peter Jenny, Frank Lienhard (BA Uetikon), Sarah Marthaler, Felix Meier (Oetwil a.S.), Christoph Noll (AWEL), Rudolf Pfenninger, Adrian Schmid, Patrick Steinmann (AWEL), Hanspeter Tschanz (Amt für Landschaft und Natur). Mein Sohn Adrian Kummer (Zürich) hat die Bachschemen digitalisiert.
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