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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Der unterste der drei Häny-Weiher, gleich hinter der Fabrik gelegen, war wohl für viele aus Obermeilen der bekannteste. Aber er kann schon aufgrund der Realprobe kaum der erste gewesen sein, denn bei ihm war das Gefälle zur Fabrik und damit der Wasserdruck am geringsten.
Über lange Zeit finden sich dazu keine schriftlichen Akten. Ebenso fehlt er auf der 1912 vom langjährigen Obermeilemer Lehrer Fritz Bertschinger bereinigten grossformatigen Karte im Gemeinderatssaal, wie denn auch die 1902 erschienene «Heimatkunde der Gemeinde Meilen» im betreffenden Tobel nur die zwei oberen Weiher erwähnte.
Was die Akten sagen
Aktenkundig ist indes, dass die Firma Häny auf ihrem Gelände, unmittelbar oberhalb des Fabrikgebäudes, den Beugenbach 1914 bis 1917 in einen etwa 100 m langen abgetreppten Betonkanal eindolte – das blieb so, bis die Firma ihren Sitz in Meilen aufgab. Am oberen Ende dieser Eindolung staute sie – nicht mittels eines Dammes, sondern mit einer mechanischen Regulierung – den Bach zu einem etwas speziellen Weiher auf: zwar 80 Meter lang, 2 Meter tief, aber nur fünf Meter breit. Er sollte primär zur Prüfung der in der Fabrik erstellten Pumpen dienen, «ferner als Enten- und Fischteich und zu Löschzwecken».
Am Schluss war er, ab 1947 offiziell nur noch «Zierweiher», immer noch ein schmaler Schlauch, aber an der breitesten Stelle nun doch rund drei Mal so breit wie bei der Erstellung. Nach Hochwassern musste er jeweils wieder ausgebaggert werden, weil sich so viel Material darin angesammelt hatte. Den Kindern Obermeilens diente dieser Weiher im Winter, wie im Dorf der Zweienbachweiher, zum Schlittschuhlaufen; auch ein aus Obermeilen stammender Gemeindepräsident erinnert sich an seine dortigen ersten Versuche.
Erinnerungen
Im Weiher hielt die Firma Forellen. Ein Prokurist und ein Herrschaftschauffeur unter Eduard Häny IV. erinnern sich, dass der eine von ihnen offiziell für die Beschaffung der Jungtiere bei der Fischzuchtanstalt Stäfa zuständig war und der andere für die Fütterung der im Weiher gehaltenen Fische. Ein Teil der Jungforellen wurde zusätzlich weiter oben im Beugenbach ausgesetzt – der Chef verfügte zu deren Fang über das nötige Patent. Forellen kamen übers Jahr gelegentlich zur Verteilung, und von Zeit zu Zeit gab es für Geschäftsleitungsmitglieder oder Freunde und Bekannte einen Forellenschmaus.
Das Ende
Gegenüber der im Wegzug befindlichen Firma Häny äusserte das AWEL 2008, die Hochwassersicherheit des Weihers sei ungenügend; sie empfahl deshalb dringend, die festgestellten Mängel zu beheben und danach um eine neue Konzession nachzusuchen. Daran bestand indes kein Interesse, so dass der Weiher im Zusammenhang mit der Überbauung Giessen aufgegeben wurde. Bei dieser Gelegenheit holte man wenigstens den eingedolten Bach wieder ans Tageslicht.
Grundsätzliche Überlegungen
Aus ökologischer Sicht ist der Verlust des Weihers wohl zu verschmerzen. Denn weil es sich um einen vergleichsweise kleinen Weiher gehandelt hat und einen erst noch vom Typ des Durchflussweihers («im Hauptschuss»), sind die Lebensbedingungen an sich schnell instabil. Allerdings war das Wasserregime der Mühle- und Fabrikweiher zur Zeit ihrer ursprünglichen Funktion generell eher lebensfeindlich: zu starke Wasserstands-Schwankungen für Fische und Amphibien, für diese zusätzlich die häufig steilen Ufer. Längere Zeit überdurchschnittlich hoher Wasserstand schadet der vorher entstandenen Vegetation. Solche Probleme wären mit der Umwandlung zu Zierweihern weitgehend behoben gewesen – nur dass sich, seit der direkte Nutzen fehlt, neu die Frage stellte, wer ihren Unterhalt übernimmt und finanziert.
Ursprung: Fabrik-, Fisch- und Entenweiher
Typus: Durchflussweiher
Lage: Unterhalb des Beugenbachtobels gleich hinter der einstigen Fabrik
Höhe über Meer: 430 m
Fläche: ca. 16 a
Letzte Funktion: Fischweiher
Zustand: aufgehoben, zugeschüttet wegen Überbauung
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