Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Eine stattliche Zuhörerschaft fand sich am vergangenen (und verhangenen) Sonntagnachmittag in der reformierten Kirche Meilen ein, um im Rahmen der Konzertreihe «Vier Jahreszeiten» Kammermusik der selteneren Art zu erleben.
Für die erwähnte Besetzung – Harfe, Flöte, Bratsche – gibt es nur sehr wenige Originalwerke, sodass man sozusagen nicht umhin kommt, Bestehendes dafür einzurichten.
Gepflegt grossartig
Die Sonate «Undine» op. 167 von Carl Reinecke (1824 – 1910) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Friedrich de la Motte Fouqué und ist im Original für Flöte und Klavier gesetzt – sie wird von Flötisten sehr geschätzt und als seltenes Zeugnis aus der Romantik entsprechend oft gespielt. Die Interpreten Barbara-Gabriella Bossert (Flöte), Kathrin Bertschi (Harfe) und Hannes Bärtschi (Viola) gingen den Einstieg in ihre Fassung mit partiturgemässem Mezzoforte klangfreudig an. Sofort fielen die gute Intonation und das gepflegte Zusammenspiel wohltuend auf, die teils intermittierende Themenverteilung kam klar zum Ausdruck. Das «Intermezzo» (Allegretto vivace) erfuhr rasante Wiedergabe und endet grossartig in vollem Tutti, ehe im «Andante tranquillo» gepflegte Tongebung in diversen Nuancierungen gefiel. Das finale «Allegro molto agitato ed appassionato, quasi presto» erfuhr eifrigen Einsatz der drei Künstler, ehe ein wunderbar dargebotener Ausklang den Satz beendete.
Hohes Können
Als nächstes folgte Clément François Théodore Dubois’ (1837 – 1924) «Terzettino». Dubois war seines Zeichens Komponist, Organist und Musikpädagoge. Sein kurzes «Terzettino» von 1905 ist das erste Stück für die vorliegende Besetzung. Die Musiker boten zart-verhaltenen Einstieg (Harfe) und feine Begleitung von Flöte und Viola. Die Themenübergaben im romantischen Stück waren trotz Kirchenakustik klar verständlich, ehe das zarte Ende erreicht wurde.
Sir Arnold Edward Trevor Bax (1883 – 1953) war ein eifriger Komponist, aber auch Dichter. Das 1916 entstandene «Elegiac Trio» war die zweite Originalkomposition des unterhaltsamen Programms und bot wiederum Einblick in das hohe Können der Musiker: Sie spielten mit Verve, differenzierten in abwechslungsreichen Stimmungen, glänzten durch hohes technisches Niveau. Die Instrument-gerechte Handhabung durch den Komponisten ermöglichte fast schon opulente Klangfülle, aber auch feine dynamische Abstufungen. Die Motivverteilung ganz im Diletto-Stil faszinierte ebenso wie die stimmungsorientierte Dynamik.
Riesenapplaus als logische Folge
Der Luzerner Komponist Caspar Diethelm (1926 – 1997) schrieb die Ballett-Suite «Jadis» im Jahr 1993, die Uraufführung erfolgte aber erst 2020 durch das Trio Tacchi Alti. In den sechs kurzen Sätzen in harmonisch-spätromantischem Gewand brillierten die Musiker wieder mit Qualität: Perfektion in Intonation und Zusammenspiel, instrumentale Virtuosität, gepflegte, musikalisch nachvollzogene Dynamik, Inbrunst und Zurückhaltung – was will man mehr! Riesenapplaus war die logische Folge: mit einer Dreingabe, lakonisch angekündigt als «es Stuck, wo jede kännt», verabschiedeten sich die sympathischen Könner.
Man freut sich auf die nächste Veranstaltung: Am 11.Juni treten Andreas Janke, Annette Bartholdy und Thomas Grossenbacher mit Streichtrios von Franz Schubert und Wolfgang Amadeus Mozart auf.
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