Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Das Trio Rafale segelte berückend vor dem Wind

Die Namensgebung des Trios wurde schon in der Eröffnung des Programms am letzten Sonntag in der reformierten Kirche gerechtfertigt: «La rafale» ist französisch für «Windstoss» und wird von den Protagonisten verstanden als Vielfalt musikalisch belebter Bewegung.

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Der Eröffnungsakkord des Klaviertrios D-Dur Hob. XV/24 von Joseph Haydn – es wurde 1795 zum ersten Mal gedruckt – gaukelt eine handfeste Gangart vor und wurde von den Trio-Mitgliedern Maki Wiederkehr (Klavier), Daniel Meller (Violine) und Flurin Cuonz (Violoncello) überzeugend geboten, ehe das lyrische Hauptthema, von eifrigen Klavierpassagen sekundiert, seinen Eingang fand.

Sofort bestach die sensitive Klanglichkeit des Ensembles, das abwechslungsreiche Spiel mit der Thematik und daraus abgeleiteten Motiven. Gefiel im moll-Andante das Lauf- und Akkordwerk besonders, gestalteten die Trio-Mitglieder im finalen Allegro Übergänge in total eingestimmter Agogik.

In musikalischem Einvernehmen

Dimitri Schostakowitschs Klaviertrio c-moll op. 8 ist 1923 in schwierigsten Umständen (Gesundheit, Emotionalität, Politik) entstanden. Der damals 17-jährige Kompositions-Student lässt ein sehr elegisches Thema vom Violoncello exponieren und von den Mitspielern alsbald übernehmen. Im nur 13 Minuten langen Werk gefiel die organische Tongebung der Streicher und der Pianistin besonders. Strukturgebende Pizzikati und feine Bogenführung der Streicher wurden von der sehr einfühlsamen Pianistin förmlich umgarnt. Die perfekte Intonation der Oktav-Parallelen liess ebenso aufhorchen wie die Instrument-gerechte Tongebung in den Soli. Man erfreute sich am musikalischen Einvernehmen der Künstler.

Fingerfertige Vielfarbigkeit

Das als Geburtstaggeschenk an seine Schwester Fanny geschaffene Kammermusikwerk Klaviertrio c-moll op. 66 entstand 1845. Felix Mendelssohn-Bartholdy stand damals als 36-jähriger Komponist in der Reife seines Wirkens. Es ist selbstredend das Werk eines Pianisten für eine Pianistin. Maki Wiederkehr liess sich denn auch nicht zweimal bitten, belegte Fingerfertigkeit und Vielfarbigkeit vom Feinstem, den Streicherkollegen ihren thematisch zugedachten Raum lassend. In den vier Sätzen faszinierten die drei immer wieder mit Voll-Einsatz, technischer Bravour und musikantischem Duktus. Dialoge zwischen Streichern und Klavier liessen Spiel- und Darstellungslust erkennen, dass es eine Freude war! Getragene Kantilenen faszinierten gleichermassen wie die volle Kraft der Schlussgruppe im Finale.

Riesen-Applaus war die logische Folge: Die mit Blumen beglückten Künstler verabschiedeten sich mit Claude Debussys Andante espressivo aus dem frühen Klaviertrio in (noch) romantischen Gewand, mit ihren Fähigkeiten einmal mehr begeisternd – ein tolles Konzert fand sein Ende.

Freue man sich auf das nächste Konzert aus der Reihe «Vier Jahreszeiten»: Am 15. Januar 2023 tritt das wohlbekannte Quatuor Sine Nomine mit Werken von Dmitri Schostakowitsch und Antonín Dvorák auf.

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