Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Die Initianten sind sicher: Nicht nur viele Hundebesitzer wären froh darüber, wenn am 1. August und an Silvester lautes Feuerwerk in Meilen verboten wäre.
In weniger als einem Monat ist es wieder so weit. Dann reist Kirsten Klein mit ihrer 8-jährigen Hündin Liyah für ein paar Tage ins Ausland. Nicht, weil sie Ferien machen möchte, sondern um die Emmentaler Kromfohrländerin vor dem Knallen der unzähligen Feuerwerke zu schützen, die am Schweizer Nationalfeiertag rundherum gezündet werden.
«Feuerwerk ist für Liyah schlimm», sagt Kirsten Klein, «sie ist vom Geknalle extrem gestresst und versteckt sich zitternd im Keller.» Als Hundetrainerin kennt Klein zwar diverse Tricks, um das Tier zu beruhigen – inklusive antrainierte Ohrstöpsel für Hunde –, aber all das wirkt nur bedingt, und sie habe auch einfach keine Lust mehr, Liyah leiden zu sehen.
Das Problem betrifft nicht nur Hündeler
An Silvester und am 1. August ins Ausland auszuweichen, sei unter «Hündelern» eine gängige Taktik, um die Tiere zu schützen, erzählt Kirsten Klein. Doch auch Nutz- und Wildtiere leiden, und sie können nicht fliehen: «An Silvester werden vom Feuerwerk sogar Wildtiere aus dem Winterschlaf geweckt, manche verenden deswegen. Oder sie verlieren vor lauter Stress ihre ungeborenen Jungtiere», sagt sie.
Nach einer weiteren «durchgeknallten» Silvesternacht samt lautem Feuerwerk in den Tagen davor und danach, wurde sie deshalb Anfang dieses Jahres aktiv und suchte in der Facebook-Gruppe «Hunde Fründä Meile» nach Gleichgesinnten – die sie auch fand. «Mittlerweile habe ich tolle, engagierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden», freut sich die gebürtige Deutsche, die seit 2008 mit ihrer Familie in Meilen wohnt und inzwischen eingebürgert ist: Die Idee, sich für ein Meilen ohne lautes Feuerwerk zu engagieren, ist zum konkreten Projekt geworden, das nicht nur «Hündeler» etwas angeht.
Der Vorschlag geht weiter als die nationale Initiative
«Lautes Feuerwerk beeinträchtigt auch die Lebensqualität und das Wohlgefühl vieler Menschen, die schlicht keinen Spass daran haben», argumentiert Kirsten Klein, «und es kann Personen mit Traumata und Angststörungen oder Kleinkinder massiv unter Stress setzen.» Ganz wichtig ist ihr, dass ein Verbot auch zum Umweltschutz beitragen würde, indem die giftige Feinstaub-Emissionen gesenkt würden und kein Feuerwerks-Abfall mehr herumliegen würde: «Das passt doch perfekt zu Meilen als Energiestadt mit Netto-Null-Strategie.»
Indes: Rennen die Meilemer nicht offene Türen ein? Schliesslich werden aktuell und noch bis Anfang November auf nationaler Ebene Unterschriften für eine Volksinitative zur Einschränkung von Feuerwerk gesammelt, die bereits von über 87’000 Stimmberechtigten unterschrieben worden ist. «Ich finde die nationale Initiative sehr gut», sagt Kirsten Klein, «doch sie erlaubt weiterhin Ausnahmebewilligungen und geht uns damit zu wenig weit. Wir möchten in Meilen gar kein Geknalle mehr, zum Schutz der Umwelt und von Menschen und Tieren.»
Leises Feuerwerk soll möglich bleiben
Am letzten Freitag reichte sie deshalb mit drei Mitstreiterinnen und einem Mitstreiter eine auf Meilen zugeschnittene, von zehn Personen unterzeichnete Einzelinitiative ein, die von Sicherheitsvorstand Marcel Bussmann – er ist selber Hundebesitzer – entgegengenommen wurde. Die Initiative verlangt, dass in der Meilemer Polizeiverordnung «jegliches Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen (Feuerwerkskörper) ganzjährig verboten» wird.
Leises Feuerwerk soll aber nach dem Willen der Initianten auch weiterhin erlaubt bleiben, dazu zählen Wunderkerzen, Vulkane oder bengalische Feuer sowie Laser- und Lichtshows. Auch gegen Höhenfeuer habe niemand etwas einzuwenden, denn diese gehörten, anders als Feuerwerk, tatsächlich zur langjährigen Tradition des 1. August.
Abstimmung an der Gemeindeversammlung
Die Initianten hoffen sogar, dass Meilen mit einem Verbot vielleicht zum «Trendsetter» und Vorbild werden könnte und weitere Zürichseegemeinden nachziehen. Im Bündnerland gibt es übrigens bereits mehrere Kommunen mit Feuerwerksverbot, so etwa das weltberühmte St. Moritz.
«Ich weiss, dass vielen Meilemern ihr Feuerwerk und ihre Knaller lieb sind», sagt Klein. Auch deshalb habe man explizit Alternativen wie etwa Drohnenshows vorgeschlagen. Trotzdem sei ihr klar, dass Gegenwind zu erwarten sei. Diesen hat sie nun auch schon zu spüren bekommen in Form eines anonymen Drohbriefs voller Beschimpfungen. «Das macht mir zwar keine Angst, aber es nervt», seufzt sie, «jedenfalls habe ich die Polizei informiert.»
Nun hat die Gemeinde drei Monate Zeit, um die Gültigkeit der Initiative zu prüfen. Ist alles ordnungsgemäss, werden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger wohl an der Dezember-Gemeindeversammlung über die kommunale Feuerwerksinitiative abstimmen können – die Initianten hoffen dabei auf zahlreiche Unterstützung für ihr Anliegen.
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