Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Am 1. August spricht ein Richter

Es ist für die Gemeinde Meilen eine Premiere: Am kommenden Nationalfeiertag wird ein Vertreter der Justiz die Festrede halten. Martin Langmeier, wohnhaft in Feldmeilen, ist seit Juli 2020 Präsident des Zürcher Obergerichts.

Martin Langmeier DEF. ZUERICH 2020-04-25 BILD: RETO OESCHGER RESSORT: PRIVAT Martin Langmeier, Obergerichts-Praesident Am Obergericht
Martin Langmeier im Kreuzgang des Zürcher Obergerichtsgebäudes – es befindet sich im ehemaligen Barfüsserkloster – neben einer Skulptur von Hans Josephsohn. Foto: Reto Oeschger

Auch der Redner selber betritt Neuland. Ansprachen vor Juristen oder anderen Fachleuten ist Martin Langmeier gewohnt, und als Richter tritt er sowieso regelmässig vor Publikum auf – aber eine 1.-August-Rede hat er bisher noch nie gehalten.

Die Justiz kommt zu Wort

Deshalb war er einigermassen überrascht, als Gemeindepräsident Christoph Hiller ihn im Sommer vor zwei Jahren für einen Auftritt an der Meilemer Nationalfeier anfragte. «Ich habe zuerst leer geschluckt, weil ich der Meinung war, es seien ja doch meist Politikerinnen und Politiker, die da reden.» Doch er habe dann die Rednerliste der letzten Jahre durchgeschaut und festgestellt: In Meilen ist das anders, da kommen auch Leute aus Wirtschaft, Wissenschaft oder Bildung zu Wort. Ein Jurist, gar ein Richter, fehlte aber bisher: «Da sagte ich gerne zu, und es ist durchaus richtig, wenn auch einmal die Justiz als dritte Staatsgewalt zu Wort kommt.»

Martin Langmeier ist zudem nicht irgend ein Jurist: Er ist als gewählter Obergerichtspräsident von 2020 bis 2024 der höchste Repräsentant der Zivil- und Strafgerichte im Kanton. Langmeier vertritt also die Zürcher Justiz gegen aussen, insbesondere auch gegenüber dem Kantonsrat, der Aufsichtsbehörde des Obergerichts.

Zurückhaltend in der Öffentlichkeit

Gerade wegen seiner Funktion hält sich der Obergerichtspräsident in der Öffentlichkeit mit seiner Meinung grundsätzlich sehr zurück. «Indiskretionen aus dem Justizalltag werde ich auch bei meiner 1.-August-Ansprache keine erzählen», sagt er, «vielleicht aber ein Kapitelchen zum Schmunzeln.» Zu erwarten ist auf jeden Fall eine informative Rede: «Ich erzähle, wie die Gerichte organisiert sind, stelle mein Amt vor, berichte, was ein Obergerichtspräsident so macht und gehe sicher auch auf die Herausforderungen ein, denen wir gegenüberstehen.» Eine weitere Rolle spielen wird der 175. Geburtstag der Bundesverfassung aus dem Jahre 1848. Erst seit damals ist die Justiz als dritte Staatsgewalt neben der Legislative und der Exekutive überhaupt unabhängig.

Seit 16 Jahren Oberrichter

Martin Langmeier wurde als Vertreter der Grünliberalen vom Kantonsrat 2007 zum Oberrichter gewählt; die Richterkarriere hatte er eingeschlagen, weil er «ein ausgleichender, vermittelnder Typ» sei und sich weniger als Parteivertreter in einer anwaltlichen Rolle sehe, wie er einmal in einem Interview mit dem Meilener Anzeiger erklärte.

Der 59-Jährige wohnt mit seiner Frau, einer Anwältin, seit 23 Jahren in Feldmeilen. In dem Haus, in dessen Garten er als kleiner Bub schon beim Jäten geholfen hat – es ist das Elternhaus seiner Mutter. Es sei eine sehr schöne Fügung des Schicksals, dass er in Meilen gelandet sei, meint er, und sicher ein Glück, denn er liebe und schätze den Ort und die Natur am Pfannenstiel.

Die Rede von Martin Langmeier beginnt im Festzelt in der Seeanlage am 1. August um 11 Uhr (Eröffnung der Festwirtschaft um 10 Uhr), und man darf erwartungsvoll sein. Oder wie Gemeindepräsident Hiller sagt: «Ich freue mich darauf, dass das Publikum den prominenten Meilemer Einwohner als Festredner näher kennenlernen wird. Sonst hat man es ja in der Regel nicht so oft mit Richtern zu tun.»

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