«Das ist einfach ein ausgezeichnetes Cuvée!», meinte sie schliesslich. «Und es ist zuweilen schwer zu sagen, was genau den Unterschied macht.» Ich stimmte mit ein: «Ja, manchmal braucht es nur wenig, um von gut zu ausgezeichnet zu gelangen.» – «Nicht wahr? Es gibt viele gute Weine. Aber dann trinkst du einen Schluck von diesem und du merkst, das ist was anderes.» – «Das unterscheidet dann die guten Winzer von den sehr guten», sagte ich. Carla genoss einen weiteren Schluck des Cuvées. «Ich weiss nicht, was es ist, aber es schmeckt hervorragend.» – «Mir geht es bei der Musik gelegentlich so.» – «Ahja?» – «Ich höre gerne auf YouTube Popsongs. Und da gibt’s diese Suchtstücke, wie ich sie nenne. Die höre ich dann in einer Endlosschlaufe immer und immer wieder.» – «Bis du sie auswendig kannst.» – «Und noch länger! Jedenfalls staune ich dann gelegentlich, dass die Songs zuweilen ganz einfach gemacht sind. Oder nur wenig den Unterschied macht.» – «Es gibt auch viele gute Popsongs.» – «Und dann hörst du diesen einen und merkst, der ist etwas Besonderes.» – «Das unterscheidet dann die guten Songs von den Welthits.» – «Manchmal versuche ich zu benennen, was genau das Besondere ist. Und häufig geht es mir dann so, dass ich denke, das ist doch gar nicht schwierig.» – «Man muss es eben nur machen.» – «Genau! Es ist immer wieder die Pointe vom Ei des Kolumbus. Viele könnten, was die ganz Grossen können. Aber die Grossen haben’s gemacht.» – Carla betrachtete ihren Weisswein. «Die hier haben’s definitiv gemacht!» Sie nippte an ihrem Glas und bestätigte ihre eigene Aussage mit einer entsprechenden Kopfbewegung. Ich trank aus, zahlte, verabschiedete mich von Carla und stand auf. Auf dem Weg nach draussen sagte ich zu Jimmy: «Dann bis in einer Woche.» – «Bis nächste Woche», antwortete dieser. Ich trat nach draussen und dachte bei mir: «Das Ei des Kolumbus – Glücklich wer die Idee hat!»