- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank mein Bier. Als Jimmy wieder einmal an mir vorbeizog, hielt ich ihn am Arm fest. «Ich muss dir etwas gestehen», sagte ich. Jimmy setze sich neben mich. «Was denn?» – «Ich bin fremd gegangen.» – «Das musst du nicht mir beichten. Erzähl das deiner Frau. Oder behalt es für dich.»
Jimmy stand auf und ging um die Theke herum ans Spülbecken. «Nicht doch», wiegelte ich ab. «Ich war nicht mit einer anderen Frau zusammen. Im Gegenteil, ich war mit meiner Frau in einer anderen Bar.» – «Ach so», meinte Jimmy ganz cool. «Das beschäftigt mich nicht. Solange du immer wieder zu mir zurückkommst.» – «Selbstredend!» – «Und wie war’s?» – «Wir waren in Zürich, in einer richtig schicken In-Bar.» – «Kenne ich die?» – «Bestimmt. Jedenfalls wollten wir zum Apéro etwas Kleines essen.» – «Ich nehme mal an, es ging nicht um Chips und Nüssli.» – «Genau. Wir bestellten eine Herbstplatte, mit Trockenfleisch und so.» – «Klingt gut.» – «Was auf der Platte serviert wurde, war dann aber sehr überschaubar.» – «Was habt ihr erwartet?» – «Die Platte hat fünfzig Franken gekostet!» – «Zürich ist teuer.» – «Selbst für Zürich, schickes Lokal und so, das war zu viel, beziehungsweise zu wenig.» – «Was kann man da machen?» – «Ich habe den Chef gerufen und gesagt: ‹Ich muss gestehen, das ist jetzt etwas viel Geld für etwas wenig Fleisch.›» – «Und wie hat er reagiert?» – «Er sagte: ‹Und ich muss gestehen, dass wir diese Platte nicht günstiger abgeben können. Das ist besonders gutes Fleisch, aus einer speziellen Metzgerei im Puschlav. Probieren Sie’s! Sie werden sehen, dass das Fleisch viel aromatischer ist als die italienische Standardsalami.» – «Und?» – «Er hatte recht! Das war wirklich ausserordentlich gutes Fleisch. Darauf fragte ich, weshalb er dies nicht schon auf der Karte notiere.» – «Was hat er darauf gesagt?» – «Er meinte: ‚Ich muss Ihnen gestehen, wenn Zürcher Metzger das sehen, haben wir mit denen ein Problem.’ Später brachte er uns noch grosszügig Nachschlag, und wir liessen ein schönes Trinkgeld liegen.» – «Das nenne ich eine gelungene Reklamationsbehandlung.» – «Nicht wahr!» – «Noch ein Bier?» – «Lieber nicht.» – «Na dann, bis in einer Woche.» – «Bis nächste Woche, Jimmy.» Ich trat in den herbstlichen Abend hinaus und war froh, dass ich ausser diesem Barbesuch in Zürich nichts weiter zu gestehen hatte.
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