Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

«Über Nachhaltigkeit weiss ich wirklich Bescheid»

Die Rede zum Nationalfeiertag 2022 wird interessant: Es spricht André Bernheim, der Miteigentümer und Verwaltungsratspräsident des unabhängigen Schweizer Uhrenherstellers Mondaine Watch Ltd. Seine Passion: Das Thema Nachhaltigkeit.

1.-August-Redner André Bernheim in seiner zweiten Heimat Davos, wo er auch im Sommer oft Zeit verbringt. Am Handgelenk trägt er eine Luminox aus der eigenen Firma. Foto: zvg

André Bernheim wohnt mit seiner Familie seit 1994 in Meilen, die beiden inzwischen erwachsenen Kinder gingen hier zur Schule, und er ist gerne zu Fuss oder mit dem Mountainbike am Pfannenstiel unterwegs. Trotzdem kennt man den 64-jährigen Unternehmer ausserhalb seines Freundeskreises im Dorf wenig: Er sei ein privater Mensch, sagt er, und auch politisch nicht aktiv.

Ein Thema gibt es jedoch, zu dem er nun gerne in der Öffentlichkeit spricht, nämlich verantwortungsbewusstes Handeln und die Zukunftsfähigkeit von Schweizer KMUs. Nachhaltigkeit ist Mondaine seit Jahrzehnten ein zentrales Anliegen, bereits 2015 hat man sich das Ziel gesetzt, CO2-neutral zu werden, und heute ist die Firma die wohl einzige klimaneutrale Uhrenfirma der Welt, unter anderem mit Photovoltaikanlage auf dem Dach des Werks in Biberist, innovativen Materialien wie Rizinusöl und Plastik aus den Ozeanen, möglichst wenig Verpackung, Kompensation der CO2-Emissionen etc. Schon in den 1990er-Jahren hat Bernheims Vater mit ihm und seinem Bruder Ronnie, er ist Mitinhaber der Firma, Konsumentenschrott eingesammelt und aus dem eingeschmolzenen Material Uhrengehäuse hergestellt.

Wir haben uns mit André Bernheim über sein Lieblingsthema unterhalten – und darüber, weshalb seit einigen Monaten eine Mondaine-Uhr im Gemeinderatssaal hängt.

Herr Bernheim, wie kam es dazu, dass Sie in der Seeanlage die Rede zum Nationalfeiertag halten?

Tatsächlich hatte mich Gemeindepräsident Christoph Hiller schon einige Male angefragt. Gereizt hat es mich aber erst, als er sagte, dass ich das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum stellen darf – das ist etwas, worüber ich wirklich Bescheid weiss, denn wir haben hier als KMU Erstaunliches erreichen können. Eine Rolle hat ausserdem gespielt, dass ich Gemeinderat Alain Chervet vom Segeln her kenne, auch er ist auf mich zugekommen.

Zu erwarten sind also weniger philosophische Gedankengänge als vielmehr konkrete Impulse.

Ich kann berichten, wie wir bei Mondaine die Nachhaltigkeit angegangen sind. Und ohne vorgreifen zu wollen, hier gibt es drei zentrale Worte: «Just do it!» – Mach es einfach! Das trifft eigentlich auf vieles zu. Wir diskutieren die Sachen oft endlos und blockieren uns dadurch selber. Natürlich braucht es auch Unterstützung. Ich stehe mit Rat aus meinem Erfahrungsschatz gerne zur Verfügung.

Haben Sie den Inhalt der Ansprache also schon beisammen?

Ich habe sogar bereits geübt und meiner Frau die Rede vorgetragen. Wenn ich über meine Herzensangelegenheit rede, kann ich schonmal etwas ausschweifender werden, was ich vermeiden möchte. Am Ende soll ja nicht bloss ein vages Gefühl, sondern etwas Handfestes hängen bleiben, deshalb werde ich mich schon etwas beschränken.

Es ist nicht das einfachste Jahr für optimistische Reden angesichts von all den Problemen und Konflikten auf der Welt. Sind Sie persönlich in Krisenstimmung?

Wir sind auch in der Schweiz gefordert, das ist wahr, doch wir haben es insgesamt gut, und privat und geschäftlich bin ich eher positiv gestimmt.

2020 und 2021 waren doch sicher keine einfachen Jahre für Ihre Firma?

Wir hatten im 2021 dank enormen Anstrengungen ein sehr gutes Jahr und haben uns für 2022 ambitionierte Ziele gesetzt, trotz der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umstände. Während Corona waren mein Bruder, ich und die gesamte Belegschaft aber stark gefordert, das waren schwierige Zeiten. März bis Juni 2020 hatten wir 95 Prozent Umsatzrückgang und damit auch einen grossen Einbruch bei der Liquidität. Dank der unkomplizierten, schnellen Unterstützung durch den Bund mit Corona-Kredit und Kurzarbeit mussten wir keine Leute entlassen. Jetzt sind wir wieder voll ausgelastet und stellen sogar zusätzliche Mitarbeitende an.

Stichwort Auslastung: Sie haben im 2018 die operative Leitung der Firma an einen externen CEO abgegeben und dadurch sicher plötzlich viel mehr Freizeit.

Ich habe 15 Jahre lang bis zu 18 Stunden gearbeitet, war oft in Asien und den USA. Heute beschränke ich mich auf die Firmenausrichtung gemeinsam mit meinem Bruder sowie auf Nachhaltigkeit und alle juristischen Angelegenheiten der Firma, das beschäftigt mich einige Stunden täglich. Andererseits bleibt jetzt mehr Zeit für meine Frau und mich und fürs Segeln, Velofahren, Skifahren und für die Hundeerziehung: Wir haben zwei Hunde, einen Welpen und einen älteren, erfahrenen, leinenlos erzogenen Hund, der hilft mir dabei, dem Kleinen alles Wichtige beizubringen. Und ich bin seit fünf Monaten stolzer Grossvater einer Enkelin.

Was verbindet Sie mit Meilen?

Wir haben nach bald 30 Jahren engen Kontakt zu Freunden und Bekannten im Dorf und ich schätze, was Meilen zu bieten hat. Zum Beispiel die Natur am Pfannenstiel, dass ich von zu Hause aus velofahren kann, die tolle Infrastruktur, der belebte Dorfkern, die gute Anbindung an den öV, und dass so viel gemacht wird, damit die Leute zusammenkommen können, mit Märkten und anderen Veranstaltungen.

Seit April hängt auch eine Mondaine-Bahnhofsuhr im Gemeinderatssaal.

Als wir das Gespräch über den Inhalt der 1.-August-Rede führten, tranken wir im Nebenzimmer des Saals einen Kaffee und plauderten. Christoph Hiller erwähnte, die Uhr an der Wand zeige nicht die genaue Zeit an, worauf ich meinte: Ja, wenn man die falsche Uhr wählt, dann ist das eben so! – Nun hängt dort eine Mondaine Bahnhofs-Wanduhr, bei der der Sekundenzeiger auf der Zwölf stoppt, so wie an allen Bahnhöfen der Schweiz. Das heisst, der Zeiger legt die Runde in 58,5 Sekunden zurück und steht anschliessend anderthalb Sekunden. Ich sage immer: Wir rennen der Welt davon und warten dann, bis sie uns wieder einholt!

Ansprache zum Nationalfeiertag mit André Bernheim: Montag, 1. August, 11.00 Uhr in der Seeanlage. Das Festzelt ist offen ab 10.00 Uhr. Mit dem Musikverein Meilen und Festwirtschaft von The Singing Sparrows. Die Gemeinde offeriert einen Umtrunk.

 

Swiss made

Mondaine Watch Ltd. ist ein Schweizer Uhrenhersteller. Die Firma wurde 1951 von Erwin Bernheim gegründet und hat ihren Sitz in Pfäffikon SZ. Die rund 120 Mitarbeitenden stellen im Werk in Biberist preiswerte, meist quartzbetriebene Schweizer Uhren her. Für die «Bahnhofsuhr fürs Handgelenk» besitzt Mondaine seit 1986 von den SBB die exklusive Lizenz. Auch die M-Watch stammt aus der Firma Mondaine. Eigentliches Zugpferd des Unternehmens ist die 2016 übernommene kalifornische Uhrenfirma Luminox mit dem Hauptmarkt USA, auch diese Uhren sind «swiss made» in Biberist.

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