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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Nach über vier Jahren Vorbereitung war es am Montag ein entscheidender Moment: Die Grundstein-Kassette für die künftige Markthalle konnte im Boden versenkt werden. In den kommenden knapp zwei Jahren wird im Dorfzentrum ein neues Wohn- und Gewerbehaus entstehen.
Die Meilemer Investoren und Betreiber der Markthalle, Dieter und Alex Jenny, hatten Gemeindevertreter, Nachbarn, Architekten, Planer und andere Beteiligte zur Grundsteinlegung eingeladen. Dieter Jenny präsidiert die Hochhaus und Immobilien AG, die Betreiberin der Geschäftsflächen, sein Sohn Alex Jenny die Stiftung Gemeinnütziger Wohnungsbau Letzigraben als Vermieterin der Wohnungen, beide sind sie in Meilen verwurzelt.
Auf den ersten Blick riskant und schwierig
Die Verbindung zu Meilen spielte für den Entscheid zum Projekt auf emotionaler Ebene tatsächlich eine grosse Rolle. Denn der Bauplatz, der von der Gemeinde im Baurecht für 60 Jahren vergeben wurde, präsentierte sich auf den ersten Blick als «unattraktiv, kompliziert und mit hohen politischen Risiken verbunden», wie Alex Jenny vor den rund 40 Gästen sagte. Jedenfalls lehnten er und sein Vater dankend ab, sich hier zu engagieren, nachdem sie die Unterlagen im November 2017 erstmals durchgesehen hatten. Den Bauplatz mitten im Zentrum mit seinen vielen Anschlüssen, Nachbarn, Brandschutzvorschriften empfanden sie als viel zu schwierig.
«Wir mussten zu unserem Glück schon ein bisschen gezwungen werden», erinnerte sich Alex Jenny mit Blick auf Gemeindepräsident Christoph Hiller. Dieser und Gemeinderat Heini Bossert baten die Jennys zur Auslegeordnung ins Gemeindehaus und brachten ihnen persönlich ihre Ideen für die «Markthalle» näher. Im Zentrum stand, dass der Detailhandel im Dorf dank einem breiten Angebot am Leben erhalten werden soll.
Wenn, dann richtig
«Es waren wohl letztlich die Verbundenheit zu Meilen und unsere persönlichen Beziehungen zum Dorf, die uns dazu bewogen, unsere Haltung zu überdenken», sagte Alex Jenny: «Wer soll es denn machen, wenn nicht wir?» Die Familie Jenny beschäftigt sich bereits seit 60 Jahren in nunmehr dritter Generation mit Immobilienprojekten und Liegenschaftenverwaltung und hat jahrzehntelange Erfahrung auf diesem Gebiet vorzuweisen.
«Wenn, dann richtig» sei dann das Motto gewesen. Das in einem internen Wettbewerb als Sieger erkorene Projekt des Architekturbüros von Ballmoos Partner AG, Zürich, überzeugte auch die Jury der Gemeinde.
Anschliessend ging es darum «in einem Rutsch durch den politischen Prozess zu kommen», also den Segen der Gemeindeversammlung zu erhalten. Diese stimmte dem Baurechtsvertrag und damit dem Projekt im Juni 2019 mit grossem Mehr zu – obwohl der bereits präsentierte Hauptmieter, die Genossenschaft Landi mittlerer Zürisee, einige Monate vorher wieder abgesprungen war.
Der Weg war frei, aber steinig
Inzwischen ist mit Fünfjahres-Mietverträgen besiegelt: Alnatura und Denner werden im neuen Gebäude einziehen. Der in der Deutschschweiz stark expandierende Bio-Supermarkt Alnatura gar mit der ersten Filiale überhaupt an der Goldküste. «Wir passen nach Meilen», sagte der anwesende Alnatura-Vertreter. Denner gilt als ideale Ergänzung, geplant ist eine «Filiale mit Dorfcharakter».
Der Weg bis zur Grundsteinlegung war trotzdem noch steinig. Er wolle nur einige Müsterchen nennen, meinte Alex Jenny und erwähnte den sehr herausfordernden Brandschutz, den schwierigen Anschluss ans bestehende Parkhaus, bürokratische Verzögerungen, neue Anforderungen der gewerblichen Mieter, rechtliche Fragen betreffend Dienstbarkeiten – und ständig steigende Kostenprognosen. Inzwischen ist man statt bei 13,2 Mio. Franken eher bei 18,5 Mio. Franken Baukosten angelangt. «Es macht aber dennoch Freude, weil alle in die gleiche Richtung ziehen, vor allem in die richtige Richtung», sagte Jenny.
Harmonie rundherum
Die entsprechenden Dokumente wurden für die Zukunft konserviert. In die Zeitkapsel, eine Kassette aus dem alten Tresorraum der ZKB in Zürich, wurden Pläne, Verträge und Beschlüsse für die Nachwelt gepackt. Architekt Thomas von Ballmoos steuerte ein Modell des Gebäudes aus dem 3D-Drucker bei, und Gemeindepräsident Christoph Hiller trennte sich spontan von seinem Meilen-Pin. Er hatte eine Kopie des Baurechtsvertrags beisteuern wollen, eine solche wurde aber bereits von Dieter Jenny in die Kassette gelegt. «Die Harmonie zwischen Baurechtsgeber und Baurechtsnehmer ist so gross, dass wir sogar dasselbe in die Schatulle tun wollen», meinte Hiller lachend. Harmonie herrscht übrigens auch mit der Nachbarschaft, bei der sich Alex Jenny für die verständnisvolle Kooperation bedankte.
Christoph Hiller kam die Aufgabe zu, die Kassette im Boden zu platzieren, bevor aus der Baggerschaufel Kies darauf prasselte. Die Box kommt in mehreren Metern Tiefe vor die südöstliche Ecke des Gebäudes zu liegen, und zwar letztlich unter die Dorfplatztreppe. Diese wird im Vergleich zu heute rund sechs Meter in westlicher Richtung verlängert, um bis ans Gebäude zu reichen. Verschlossen ist die Metallkassette übrigens mit einem Zahlenschloss. Die Kombination: 286 – entsprechend dem Datum 28.6.
Ein Muster in Originalgrösse
Wer neugierig ist, wie die neue Markthalle aussehen wird, sollte einen Spaziergang zum Schulhausplatz West machen: Dort ist ein sogenanntes Mockup aufgestellt, ein Muster für die Fassade in Originalgrösse. Die vorgefertigten Elemente wirken edel, bestehen aus grauem, sandgestrahltem Beton. Und dieser Beton ist es auch, der Alex Jenny noch etwas Kummer bereitet: «Bauten mit Beton benötigen Stahl, und wir hoffen sehr, dass es trotz der aktuellen Lage auf dem Weltmarkt keine Lieferschwierigkeiten gibt, die zu Verzögerungen führen.»
Der Bezug der rund 1000 Quadratmeter Ladenfläche auf den zwei unteren Etagen und der 18 Wohnungen in den oberen Stockwerken des Gebäudes ist auf Ende 2023 und Anfang 2024 geplant.
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