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Farbenfroh-vielschichtige Mola Art

Am 11. Juni öffnet die Schwabach Galerie ihre Pforte für eine der wohl spannendsten und schönsten Ausstellung der letzten Jahre in Meilen. Sie ist den Näharbeiten der Cuna-Indianer gewidmet.

Die Molas werden von den Frauen der Cuna-Indianer gefertigt.

Es handelt sich einerseits um grossartige Art brut (reine Kunst), andererseits aber auch um wunderschöne Volkskunst. Beim Betreten der Galerie wird man von einer einmaligen Farbenwelt empfangen.

Die Cuna sind eine in Panama lebende indigene Ethnie, welche die nordöstliche Atlantikküste Panamas sowie die vorgelagerten Inseln und einen mehrere Kilometer breiten Streifen Festland bis zur kolumbianischen Grenze bewohnt. Der grösste Teil von ihnen ist auf rund 50 der dem Küstenstreifen vorgelagerten etwa 370 Koralleninseln und in 11 Siedlungen im Urwald angesiedelt. Sie sprechen ihre eigene Sprache Ngäbere. Die Cuna sind autonom und wollen ihre Unabhängigkeit auch weiterhin bewahren.

Fleiss, Geschick und künstlerisches Feingefühl

So werden auch ihre Kunstarbeiten in alter Tradition hergestellt und sind heute weltbekannt und berühmt und wurden 2015 auch im Völkerkundemuseum Zürich ausgestellt. Die Frauen der Cuna fertigen ihre Kunstwerke in einer Kombination aus Negativ-, Positiv- und Intarsienapplikation. Jedes Stück ist ein Unikat. Es sind farbenfrohe Kunstwerke, die auf dem Ethno- und Kunstmarkt sehr beliebt sind und als zweidimensionale viereckige Bildträger mit unerschöpflichen Bildkompositionen als wertvolle Kunst gehandelt werden.

Diese textile Kunst wird als «Mola» bezeichnet und hat sich aus der Körpermalerei entwickelt. Der Phantasie, Neigung und Laune der Künstlerin sind keine Grenzen gesetzt. Sie lässt sich durch alles Gehörte und Gesehene bei der Gestaltung ihrer Mola inspirieren. Früher waren es hauptsächlich geometrische Figuren, die verarbeitet wurden, heute sind es Darstellungen aus dem täglichen Inselleben: Vögel, stilisierte Blumen und Bäume, Fabeltiere, Motive aus der Sagenwelt und noch vieles mehr. Vieles erinnert an präkolumbianische Bildschriften.

Um diese Kunstwerke herstellen zu können, braucht es Fleiss, Geduld, Geschicklichkeit und ein ausgeprägtes künstlerisches Feingefühl. In den Werken bringt die Cuna-Frau ihre Persönlichkeit zum Ausdruck. Es werden zwei bis fünf verschiedenartige Stoffstücke von etwa 50 mal 50 Zentimetern Grösse übereinandergelegt und längs der Kanten mit Vorstichen geheftet. Aus der Erinnerung wird das Motiv auf den obersten Stoff gezeichnet, und dann schneidet die Künstlerin anhand der Zeichnung das Hauptmuster aus und lässt dabei fünf Zentimeter lange Zwischenstücke stehen, um ein Verrutschen des Stoffes zu verhindern. Jetzt durchtrennt sie die Zwischenstücke und näht sie auf die darunterliegende Stoffschicht. In gleicher Weise schneidet sie kleinere Motive aus der zweiten Stofflage, die ebenfalls angesäumt werden. Damit kommt die drittoberste Stofflage zum Vorschein, dann die darunterliegende usw. Zusätzlich werden kleine kontrastierende Stoffstücke appliziert. Somit lassen sich die Farben beliebig vermehren.

Für ein Kunstwerk benötigt eine Cuna-Frau bis zu sechs Wochen intensiver Arbeit.

Die in der Schwabach Galerie angebotene Sammlung gehörte der 2021 verstorbenen Jean Anderson, die diese Kunstwerke über viele Jahre gesammelt hat. Sie werden zu einem äusserst bescheidenen Preis verkauft, und der gesamte Erlös fliesst in die nach ihrem Tod gegründete «Studenten SOS-Stiftung».

Drahtskulpturen für Lebensfreude

Die Ausstellung wird ergänzt durch filigrane, heitere Drahtskulpturen von Anna-Liisa Aliesch. Es sind verspielte Werke, in und auf denen sich Blumen, Blätter, Käfer und Libellen bewegen. Neu sind ihre Menschen, die oft in tänzerischer Haltung zueinander stehen, mit weissen oder roten Gewändern und schwarzem Kopf. Ihre Arbeiten sorgen in einer schwierigen Zeit für Lebensfreude und Heiterkeit.

Schwabach Galerie, Feldgüetliweg 72, Meilen. Ausstellung vom 11. Juni bis 16. Juli. Vernissage 11. Juni, 17.00 Uhr. Offen Freitag 17.00 – 19.00 Uhr, Samstag 15.00 – 17.00 Uhr, Sonntag 14.30 – 17.00 Uhr. Apéro am 26. Juni von 15.00 – 17.00 Uhr.

www.schwabachgalerie.ch

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